Offen über Geld reden – für mehr Chancengleichheit

Rim Melake engagiert sich für digitale Inklusion in der Entwicklungszusammenarbeit und ist als Beraterin bei der Weltbank tätig. In ihrem Podcast “Para für alle” tut sie das, was ihr ein großes Anliegen ist: Sie spricht über Geld.

Von Rim Melake

In meinem Podcast “Para für alle”, der im Januar 2024 erschienen ist, möchte ich den Zugang zu den Themen Geld, persönliche Finanzen und Chancengleichheit erleichtern. Mit einem Edutainment-Ansatz, der informative und unterhaltsame Elemente verbindet, versuche ich, die Themen für junge Menschen verständlich und alltagsnah aufzubereiten. Der Einstieg ist bewusst leicht gehalten und orientiert sich an Themen wie der Finanzierung des Studiums, Geld in Paarbeziehungen, erfolgreiches Netzwerken, Gründen oder auch der frühzeitigen Auseinandersetzung mit der Rente.

Über Geld zu sprechen schafft Empathie

Ich habe mich sehr über die positiven Reaktionen auf den Podcast und die angestoßenen Diskussionen gefreut. Viele Hörer:innen haben sich in den anschaulichen Beispielen wiedererkannt und fühlten sich durch die Inhalte motiviert, lang aufgeschobene Aufgaben rund um Geld und Finanzen endlich anzugehen, die  sie zuvor gemieden hatten. Andere berichteten, dass sie durch die Gespräche mit den vielfältigen Gästen neue Perspektiven auf ihre eigene Lebenssituation gewinnen konnten.

Mir ist es wichtig, nicht nur über individuelle Erfahrungen zu sprechen, sondern auch die strukturellen Herausforderungen sichtbar zu machen, mit denen viele Menschen konfrontiert sind. Gleichzeitig möchte ich in jeder Folge konkrete Lösungsansätze und weiterführende Informationen anbieten. Die Themen sollen dazu anregen, über die eigene finanzielle Situation nachzudenken – ganz gleich, ob man selbst von Hürden betroffen ist oder aus einer privilegierteren Perspektive auf das Thema blickt. Denn nur wenn wir offener über Geld sprechen, können wir mehr Empathie, Verständnis und Solidarität entwickeln und uns als Gesellschaft gezielt für mehr Chancengleichheit einsetzen.

Weltbank fördert digitale Kompetenzen der Frauen

Hauptberuflich beschäftige ich mich mit den Themen der digitalen und finanziellen Inklusion in der Entwicklungszusammenarbeit und bin als Beraterin bei der Weltbank tätig. Besonders wichtig ist mir dabei, meine Kolleg:innen und Projektorganisationen bei inhaltlichen Fragestellungen sowie der Gestaltung von Projektkomponenten zu unterstützen, zum Beispiel durch die Erstellung von Hintergrundrecherchen zu Beginn eines Projektes, die Beratung zur inhaltlichen Ausgestaltung oder die abschließende Evaluierung.

Ich schätze die interdisziplinären Profile im Team sehr, da sie es ermöglichen, Herausforderungen aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und die Zusammenarbeit zu bereichern. Die Teammitglieder verfügen über vielfältige berufliche Profile, etwa in Politik- und Sozialwissenschaften, der Ökonomie, dem Ingenieurwesen oder der Infrastrukturplanung.

Beim Design von Projektinhalten bringe ich mich insbesondere dann ein, wenn sich Interventionen an Frauen oder andere marginalisierte Gruppen richten. Zuletzt habe ich gemeinsam mit Kolleg:innen einen Bericht veröffentlicht, der den aktuellen Wissensstand zu Barrieren und Chancen im Bereich digitaler Kompetenzen für Frauen aufzeigt und vielversprechende Ansätze vorstellt, wie Frauen besser an die digitale Welt herangeführt werden können. Bisher nutzen etwa 60 Prozent der 885 Millionen Frauen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen das mobile Internet nicht. Das hat enorme Auswirkungen auf ihre Chancen, Bildung sowie politische und wirtschaftliche Teilhabe.*

Passgenaue Trainings zur Lebensrealität

Es ist entscheidend, Ansätze zu entwickeln, die auf die konkreten Bedürfnisse dieser Zielgruppen zugeschnitten sind und den kulturellen sowie sozialen Kontext angemessen berücksichtigen. Dabei ist es mir wichtig, wissenschaftliche Erkenntnisse und aktuelle Forschungsergebnisse mit praktischen Erfahrungen und bewährten Ansätzen aus der Praxis zu verbinden. Für mich ist eine zielgruppengerechte Kommunikation der Inhalte essenziell für eine erfolgreiche Umsetzung.

Das kann bedeuten, dass die Inhalte von Trainingsprogrammen an den tatsächlichen Lebenskontext der Lernenden angepasst werden, zum Beispiel durch die verwendeten Beispiele oder Illustrationen in den Lernmaterialien, die die Lebensrealität von Frauen widerspiegeln. Außerdem kann es hilfreich sein, bereits zu Beginn der Programmplanung einflussreiche und respektierte Personen aus der Gemeinschaft frühzeitig in den Prozess einzubeziehen, damit sie als Fürsprecher:innen und Multiplikator:innen wirken können.

Da Frauen aufgrund sozio-kultureller Normen in vielen Ländern noch immer die Zustimmung ihrer Ehemänner oder anderer männlicher Autoritätspersonen im Haushalt benötigen, um sich außerhalb des Hauses aufhalten zu dürfen, ist es umso wichtiger, mögliche Bedenken frühzeitig aufzuklären, Barrieren zu minimieren und Akzeptanz zu schaffen.

Die Stärke der kleinen Veränderungen

Angesichts der zunehmend komplexen Welt möchte ich den kommenden Generationen mitgeben, dass Veränderungen oft im Kleinen beginnen – und darin ihre Stärke liegt. Ich möchte jungen Menschen Mut machen, Verantwortung zu übernehmen, wo es möglich ist, und sich für Themen einzusetzen, die ihnen wirklich am Herzen liegen. Gleichzeitig ist es wichtig, offen zu bleiben – für neue Interessen, andere Perspektiven und die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln. Gerade in einer komplexen Welt brauchen wir Menschen, die nicht nur Missstände aufzeigen, sondern auch aktiv an Lösungen mitarbeiten – mit Empathie, Neugier und Offenheit.

* GSM Association (2025): Gender Gap Report 2025.

Über die Autorin:

Rim Melake ist Beraterin bei der Weltbank in den Bereichen digitale und finanzielle Inklusion. Sie ist Podcasterin des Spotify-Originals „Para für alle”. Zuvor war Melake unter anderem im UN World Food Programm in Äthiopien tätig. Sie hat einen Master in International Development sowie Economics and Management. Melake ist wohnhaft in Frankfurt am Main und Washington, D.C.

Hinweis:
Die Tagung “Politikwerkstatt: China. UN-Planspiel. Klimaschutz” vom 10. bis 12. Oktober 2025 richtet sich an junge Menschen ab 16 Jahren – Schüler:innen, Studierende und Young Professionals. Die Tagung findet in Kooperation mit der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit statt. Alle Informationen zu Programm und Anmeldung finden sich unter diesem Link: https://www.ev-akademie-tutzing.de/veranstaltung/politikwerkstatt-china-un-planspiel-klimaschutz/

Bild: Rim Melake (Foto: Innokenty Burshteyn)

 

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Seit 15 Jahren finden in der Evangelischen Akademie Tutzing die Kammerkonzerte mit Solistinnen und Solisten des BR-Symphonieorchesters statt. In der anstehenden Saison wird es zu den üblichen sechs Konzerten ein zusätzliches Konzert geben.

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Gruppenbild mit dem Gastgeber der Konsultation, Dr. Thabo Makgoba, Anglikanischer Erzbischof von Kapstadt (vorne Bildmitte) und (rechts) Bischof Dr. Sithembele Sipuka, Präsident des Südafrikanischen Rates der Kirchen, Prof. Katherine Marshall, Georgetown University, Vizepräsidentin des Interreligiösen Beirats der G20, Bischof Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Ökumenischer Rat der Kirchen, Dr. John Endres, Direktor Institute of Race Relations, und Gregor Jaecke, Leiter des Auslandsbüros Südafrika der Konrad-Adenauer-Stiftung.
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Vom 10.-14. August tagt in Kapstadt das Interfaith Forum der G20-Staaten. Zur Vorbereitung auf dieses Treffen kamen im Juni südafrikanische Kirchenführer verschiedener Konfessionen zusammen – mit Expertinnen und Experten des Landes, aber auch aus den USA und aus Deutschland.

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