Newsletter Juni 2022

Nichts muss bleiben, wie es ist. In dieser Haltung lag schon immer eine Kraft, sich für Veränderungen zum Guten einzusetzen und die erstrebten Verbesserungen auch zu erreichen. Schmerzlich nehmen wir jedoch seit Jahren zur Kenntnis, dass es für das einmal erreichte Gute keine Garantie auf Dauer gibt. Erstmals seit 2004 verzeichnet der Transformationsindex der Bertelsmann Stiftung mehr autokratische als demokratische Staaten. Von 137 untersuchten Ländern sind es nur noch 67 Demokratien, die Zahl der Autokratien stieg auf 70.

Liberale Demokratien stehen weltweit unter Druck. Sie befinden sich in Konkurrenz mit autoritären Entwürfen von politischer Ordnung. Dabei ist der Druck von innen wie von außen gewachsen. Diffamiert wird, was den Erfolg der liberalen Demokratie ausmacht: der politische Wettbewerb um die bessere Idee zur Lösung der Herausforderungen. Plurale Auffassungen und Interessen stehen dem Allgemeinwohl nicht nur nicht im Weg, vielmehr fördern sie es. Demokratie ist anstrengend, denn sie setzt auf Vielfalt, Diskurs und Streit. „Deshalb ist die Stärkung von Orten, an denen politische Bildung und Geschichtsbildung stattfinden, die Grundlage, auf der eine widerstandsfähige Republik ruht“, wie es Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier einmal formuliert hat.

Seit 75 Jahren geschieht an der Evangelischen Akademie Tutzing bürgerschaftliche Bildung zur Mündigkeit. Damit stärkt sie die Demokratie, die auf mündige und selbstbewusste Bürgerinnen und Bürger angewiesen ist. Sie gehört zu den öffentlichen Räumen, in denen die Gesellschaft zum Diskurs zusammenkommt. Mit dem Politischen Club ist an der Akademie ein besonderes Forum des Dialogs zwischen Politik und Bürgergesellschaft entstanden. Zahlreiche Impulse sind von hier ausgegangen, wie etwa das Motto der Ostpolitik Willy Brandts, „Wandel durch Annäherung“.

„Die Zukunft unserer Demokratie“, lautet das Thema der Sommertagung vom 17.-19. Juni, in Kooperation mit der Theodor Heuss Stiftung. Wir freuen uns unter anderem auf die Begegnungen mit Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Dr. Stephan Harbarth.

„Meinungsfreiheit“, schrieb Hannah Arendt in ihrem Essay über „Wahrheit und Politik“, „ist eine Farce, wenn die Information über die Tatsachen nicht garantiert ist.“ Zu den Garanten der Demokratie zählt auch eine unabhängige Medienlandschaft – und darin der öffentlich-rechtliche Rundfunk. Wie er zum Zusammenhalt der Gesellschaft beiträgt, beschreibt ARD-Programmdirektorin Christine Strobl in ihrer Gastkolumne für unseren Rotunde-Blog, die ich Ihnen gerne zur Lektüre empfehle.

Diskutieren Sie mit – in den Präsenz- und Online-Tagungen unseres Hauses – und stärken Sie auf diese Weise unsere Demokratie!

Zusammen mit allen Mitarbeitenden grüßt Sie herzlich

Ihr

Udo Hahn
Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing