Newsletter Dezember 2025

Digitalisierung, Big Data und KI bieten gegenwärtig ganz neue Möglichkeiten, Zukunftsszenarien zu erzeugen. Aus vorliegenden Daten lassen sie sich wunderbar errechnen. Grunwald bringt das Problem daran auf den Punkt: Wir ersetzen „alles Kommende durch eine datenbasierte Verlängerung der Vergangenheit.“ Das ist aber das Ende der Zukunft, ihre Degeneration zur bloßen Prognose.
Wie kommt Neues in die Welt? Sicher nicht durch die reine Rekombination und Extrapolation des Gewesenen. Woher kommt der schöpferische Gedanke, der noch nie gedacht wurde? Der sprichwörtliche Geistesblitz, der gewohnte Denkmuster durchbricht? Das Unerwartete, die Blue Note, die mehr ist, als das bloße Sample des Eingespielten?
Die Theologie hat dafür einen Begriff gefunden: Offenbarung. Plötzlich erschließt sich etwas ganz neu, das grundlegende Bedeutung bekommt, im besten Sinne existenziell ist. Als Offenbarung schlechthin gilt nach christlichem Verständnis die Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus. An Weihnachten kommt sie in die Welt, unerwartet und unerhört: ein König im Stall, der Logos im Stroh. „Das ewig Licht geht da herein, gibt der Welt ein‘ neuen Schein; es leucht‘ wohl mitten in der Nacht und uns des Lichtes Kinder macht.“ dichtet Martin Luther in der vierten Strophe zu Gelobet seist du, Jesu Christ (EG 23).
Gott kommt zur Welt. Das ist neu. Es durchbricht alles, unterbricht den Gang des Ewiggleichen. Gott ist der Kommende. Weihnachten ist Zukunft. Wenn es Weihnachten wird, hat die Welt eine Zukunft. Sie ist nicht dazu verdammt, zu ihrer eigenen – bisweilen düsteren – Prognose werden zu müssen. Wir werden frei vom Gewesenen. Neues kann werden.
Zu guter Letzt: Ich selbst habe auch eine Zukunftsentscheidung getroffen. Zum Jahresanfang werde ich die Stelle des Rektors im Theologischen Studienseminar Pullach der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) übernehmen. Ich bin dankbar für das Gewesene, freue mich auf alles Kommende und wünsche Ihnen und der Akademie von Herzen alles Gute – im Wissen, dass die Zukunft offen ist, gedacht werden will und gestaltet werden kann!
Einen schönen Advent, gesegnete Weihnachten und einen guten Neuanfang im Jahr 2026,
Ihr Pfarrer Dr. Hendrik Meyer-Magister
Stellvertretender Direktor und Studienleiter
































