“Themenscouts, die uns entdecken helfen”

Mit der Ernennung von Lena Seelig zur zweiten Jugendbotschafterin der Evangelischen Akademie Tutzing stellt die Akademie ihr junges Botschafterteam nicht nur geschlechterparitätisch auf – sie betont vor allem das Gewicht, das sie den Stimmen junger Menschen beimisst. Im Interview erzählt Akademiedirektor Udo Hahn, warum er das gesellschaftspolitische Engagement von Jugendlichen fördert.

Die Evangelische Akademie Tutzing hat jetzt neben Joshua Steib auch eine Jugendbotschafterin berufen. Warum?

Udo Hahn: Wir hatten von Anfang an die Idee, ein Team einzusetzen, wollten aber zunächst erst einmal sehen, wie die Wirkung dieses Vorhabens ist, ehe wir weitere Schritte unternehmen. Das Echo auf diese Initiative meiner Kollegin Julia Wunderlich, die in der Akademie das Junge Forum leitet, war in jeder Hinsicht außerordentlich ermutigend. Deshalb haben wir Lena Seelig gefragt, ob sie sich diese ehrenamtliche Aufgabe vorstellen kann. Zu unserer großen Freude hat sie zugesagt!

Wie sind Sie auf Lena Seelig und Joshua Steib gekommen?

Beide habe ich in dem von Julia Wunderlich konzipierten Mentoringprogramm „Zukunfts-Lab: Umweltpolitik, Ethik & Digitalität“ kennengelernt. Es verbindet eine Reihe junger Leute, die überhaupt nicht dem gängigen Klischee entsprechen, Jugendliche interessierten sich nicht für die Entwicklung dieser Gesellschaft. Das Gegenteil ist der Fall! Unsere Angebote zielen darauf ab, dass sich mehr junge Menschen ihrer Stimme bewusst werden und sich in der Zivilgesellschaft engagieren. Sie zu fördern, ist von ganz entscheidender Bedeutung für unser Gemeinwesen: Im Idealfall entstehen Netzwerke, in denen Verantwortung eingeübt wird.

In der Arbeit der Evangelischen Akademie Tutzing geht es um Orientierung – und darum, sich ein eigenes Urteil bilden zu können. Selber denken – das ist und bleibt das wichtigste Ziel lebenslangen Lernens. Dieser Emanzipationsprozess muss früh beginnen, damit – ein aktuelles Beispiel – Corona-Leugner mit dem schäbigen Versuch der Manipulation und Instrumentalisierung von Kindern- und Jugendlichen keinen Erfolg haben.

Wie wichtig ist die Arbeit mit jungen Leuten für die Akademie?

Diese Arbeit ist sehr wichtig. Wer mit ihr in Berührung kommt, wird unser Haus als besonderen Diskursort kennenlernen und die Aktivitäten der Akademie nicht mehr aus dem Blick verlieren.

Übrigens: Auch die Akademie selbst profitiert von den jungen Leuten. Sie machen uns in einer bedeutsamen Zielgruppe bekannt und sind für uns Themenscouts, die uns entdecken helfen, was dran ist.

Sind Tagungen von Akademien nicht vorrangig von der Altersgruppe 55plus besucht?

Das stimmt. Wenn die Notwendigkeit lebenslangen, lebensbegleitenden Lernens als wesentlich angesehen wird, dann erreichen wir mit unseren Aktivitäten eine noch wachsende Zielgruppe. In dieser engagieren sich viele ehrenamtlich in den unterschiedlichsten Bereichen der Zivilgesellschaft, ohne diese sie nicht funktionieren würde.

Dass Akademiearbeit junge Leute nicht interessiert, ist ein Vorurteil, das in der Realität keinen Anhaltspunkt hat. Das gilt jedenfalls für unser Haus. Angebote für junge Leute erfreuen sich großer Beliebtheit. Diese weiter auszubauen, das wollen wir u.a. mit der Unterstützung von Lena Seelig und Joshua Steib.

Die Fragen stellte Dorothea Grass.

Weiterführende Links:

Bild: Jugendbotschafterin Lena Seelig, “Junges-Forum”-Studienleiterin Julia Wunderlich und Akademiedirektor Udo Hahn auf dem Badesteg der Evangelischen Akademie Tutzing am Starnberger See. (ma/eat archiv)

Akademiedirektor Udo Hahn, Jugendbotschafter Joshua Steib und Studienleiterin Julia Wunderlich im Sommer im Park der Akademie (Foto: dgr/eat archiv)

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