US-Generalkonsul Liston zu Gast im Schloss Tutzing

Am 8. Dezember empfing Akademiedirektor Udo Hahn US-Generalkonsul Timothy Liston zu einem Gedankenaustausch an der Evangelischen Akademie Tutzing. Seit Ende Juli 2021 ist Liston im Münchner Generalkonsulat der Vereinigten Staaten tätig. Bei einer Führung ließ er sich Schloss Tutzing zeigen, wo im Zweiten Weltkrieg zeitweise auch US-amerikanische Soldaten stationiert waren. Sowohl Liston als auch Hahn betonten die Bedeutung des Dialogs, der Bildung und des Brückenbauens für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

“Servus – ich freue mich, hier zu sein!” Timothy Liston, seit Ende Juli 2021 US-Generalkonsul in München, spricht nahezu akzentfrei Deutsch – mit bayerischem Akzent und manchmal niederbayerischer Färbung. Er war Austauschstudent in Bonn, Bundestagsstipendiat und Praktikant beim CSU-Abgeordneten Bartholomäus Kalb (Dingolfing-Landau). Und er ist mit einer Münchnerin verheiratet.

Drei Jahre lang wird der Diplomat als ranghöchster Vertreter der USA in Bayern unterwegs sein. Am 8. Dezember besuchte er die Evangelische Akademie Tutzing. Vertreterinnen und Vertreter des Konsularischen Korps sind hier regelmäßig zu Gast – nicht nur beim Jahresempfang, sondern auch in Tagungen. “Ich freue mich, dass Sie unserer Einladung zum persönlichen Kennenlernen gefolgt sind”, begrüßt Udo Hahn, seit 2011 Akademiedirektor, den Generalkonsul. “Alle Ihre Vorgängerinnen und Vorgänger habe ich hier schon willkommen heißen dürfen. 2015 auch den damaligen US-Botschafter in Berlin, John B. Emerson”, blickt Hahn auf die Begegnungen zurück. “Freundschaft in schwierigen Zeiten”, lautete seinerzeit das Thema eines in Kooperation mit dem BR veranstalteten Podiumsgesprächs, an dem u.a. auch Siemens-Chef Joe Kaeser, der Journalist Georg Mascolo und BR-Intendant Ulrich Wilhelm teilnahmen.

Schloss Tutzing, so berichtet Hahn im Gespräch im Grünen Salon, war unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mehrfach Hauptquartier für US-amerikanische Truppen. Dass die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern das Schloss erwerben konnte, habe sie auch Spenden aus der lutherischen Kirche in den USA zu verdanken. Zu den vielen Brückenschlägen gehört auch, dass am 1. Mai 1962 der damalige Leiter des Politischen Clubs der Evangelischen Akademie Tutzing, Roland Friedrich Messner, mit einer Reisegruppe das Weiße Haus in Washington besuchte und von Präsident John F. Kennedy zu einem einstündigen Gedankenaustausch empfangen wurde. Als Gastgeschenk überreichte Messner einen Engel – die Kopie eines Barock-Engels von Johann Baptist Straub –, den die Bayerische Staatsregierung zur Verfügung stellte. Hahn überreicht einen Bildband des früheren Akademiedirektors Claus-Jürgen Roepke (er leitete von 1980 bis 1991 die Akademie), in dem der Besuch aus dem Jahr 1962 dokumentiert ist, was Generalkonsul Liston ein staunendes “Wow” entlockte.

Zurück in die Gegenwart. Timothy Liston, der auch Vietnamesisch und Litauisch spricht, erzählt von seinen Stationen, die ihn nach Vietnam, Wien, Berlin und nach Vilnius führten. Er ist Experte für Sicherheitspolitik mit Studienabschlüssen in Sicherheitsstudien, Internationalen Beziehungen und Deutsch – und seit 2002 als Beamter im Auswärtigen Dienst. Seine Aufgabe in München: die Interessen der Vereinigten Staaten in Bayern vertreten. Da gebe es viele Gemeinsamkeiten – egal, wer Präsident der USA ist. Auf den Ton komme es an. Die transatlantischen Beziehungen seien für die USA die Grundlage ihrer Sicherheit und Handelspolitik und eine unserer wichtigsten in der Welt, lässt der Diplomat keinen Zweifel aufkommen. Die Welt habe sich aber verändert, darauf müsse man in den transatlantischen Beziehungen reagieren.

Ein zentrales Thema des Generalkonsuls ist, die Handelsbeziehungen zu stärken. Liston erinnerte in diesem Zusammenhang an die Investitionen von BMW in South Carolina und an das Engagement von Apple in Deutschland. Aber auch die “Hidden Champions” des Mittelstands hat er im Blick. Hier gelte es, neue Kontakte zu knüpfen und Austauschprogramme zu unterstützen. Ohne solche Initiativen wäre ein deutsch-amerikanisches Unternehmen wie Biontech-Pfizer wohl nie entstanden.

Neben den wirtschaftlichen Beziehungen hat der Generalkonsul aber auch die gesellschaftlichen Entwicklungen im Blick. Für den Zusammenhalt der Gesellschaft seien Dialog und Bildung unerlässlich – und auch akademische Räume für jeden Menschen, wie sie die Evangelische Akademie Tutzing bietet. Seit 1947 führt das Haus am Westufer des Starnberger Sees Menschen aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft zusammen, um zu einer Verständigung über die großen Herausforderungen unserer Zeit zu gelangen.

Dorothea Grass

Bild: Timothy Liston (links im Bild) und Udo Hahn bei ihrem Treffen im “Grünen Salon” der Evangelischen Akademie Tutzing (Foto: dgr/eat archiv)

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