Landtagspräsidentin Aigner: „Wir können stolz sein“

Es sei bemerkenswert, was Deutschland in Zeiten der Corona-Krise geleistet habe, so Ilse Aigner im Interview mit der Evangelischen Akademie Tutzing. Während der Pandemie hätten die Menschen ein neues Solidaritätsgefühl entwickelt und außerdem gezeigt, dass sie gegen Spaltungsversuche von Verschwörungstheoretikern resistent sind.

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In der Corona-Pandemie haben die Menschen nach Einschätzung der Präsidentin des Bayerischen Landtags, Ilse Aigner, ein neues Gemeinschaftsgefühl entwickelt, das von Solidarität und Rücksichtnahme geprägt ist. Im „RotundeTalk“ der Evangelischen Akademie Tutzing sagte sie, es gehe nicht nur darum, sich selbst, sondern auch andere zu schützen. Viele hätten Kontakte und familiäre Bindungen neu schätzen gelernt. Jetzt komme es darauf an, Mut für die Zukunft zu machen und Zuversicht zu wecken, diese gemeinsam zu gestalten. „Wir können stolz sein, was dieses Land in der Krise geleistet hat.“

Ilse Aigner ist überzeugt, dass die Grundlagen unseres Zusammenlebens künftig mehr Beachtung finden und Nachhaltigkeit im Bewusstsein stärker verankert sein wird. „Wir werden überdenken, was brauchen wir wirklich existentiell zum eigenen Leben.“ Die Bedeutung regionaler Krankenhäuser sei ebenso gewachsen wie die Notwendigkeit, etwa bei Medikamenten eine Grundversorgung im eigenen Land sicherzustellen. Dank der Digitalisierung würden neue Formen des Arbeitens „normal“ – wie etwa das Homeoffice.

Die Krise hat nach Aigners Worten auch gezeigt, dass die Bevölkerung resistent sei gegen Verschwörungstheoretikern, die sie spalten wollten. „Wir sind grundsätzlich eine sehr liberale Gesellschaft“, die nach dem Prinzip „leben und leben lassen“ funktioniere. Angesichts eines wieder erstarkenden Rassismus und Antisemitismus schrillten bei ihr aber alle Alarmglocken. „Wir müssen wachsam sein, frühzeitig einschreiten und klare Kante zeigen“, so Aigner. Bildungsarbeit sei wichtig, das Bewusstsein der Menschen zu schärfen. Dies werde aber zunehmend schwieriger, wenn eigene Erfahrungen und Anknüpfungspunkte an die Zeit des Nationalsozialismus fehlten. „Die Demokratie ist ein großes Geschenk, aber auch eine Aufgabe, ständig daran zu arbeiten, das, was wir als selbstverständlich erachten, zu erkämpfen und zu verteidigen“, betonte die Präsidentin des Bayerischen Landtags. Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung stelle für sie keine Einschränkung der Grundrechte dar. Es sei „kein Maulkorb“, denn man könne sich weiter austauschen. Und auch die Bewegungsfreiheit sei dadurch nicht eingeschränkt. Hier gehe es um den Schutz des anderen.

Ilse Aigner hat sich im „RotundeTalk“ auch für mehr Wertschätzung gegenüber Menschen ausgesprochen, die in der Pandemie in das öffentliche Bewusstsein rückten – etwa im Krankenhaus, in der Pflege, im Supermarkt. Dabei gehe es nicht nur um eine finanzielle Anerkennung, sondern um die gesellschaftliche. „Wenn Eltern mit Stolz sagen könnten, die Tochter arbeitet in der Pflege, dann haben wir etwas erreicht.“

Der „RotundeTalk“ ist ein neues Gesprächsformat der Evangelischen Akademie Tutzing. Menschen aus Politik, Kultur und Gesellschaft sprechen im Interview über ihre Erfahrungen im Umgang mit der Corona-Pandemie, über die Herausforderungen dieser Krise und wie es danach weitergehen könnte. Gäste sind u.a. Digitalministerin Judith Gerlach, Kultusminister Michael Piazolo, Sozialministerin Carolina Trautner, der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Dr. Hans-Jürgen Papier, der Musiker Peter Maffay, der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds Bayern, Matthias Jena, die Kabarettisten Gerhard Polt und Christian Springer, die Künstlerin Ilana Lewitan sowie der Astrophysiker Harald Lesch.

Die Interviews werden sukzessive auf dem YouTube-Kanal der Akademie publiziert. Zum Link.

Zum vollständigen Interview mit Ilse Aigner auf YouTube gelangen Sie über diesen Link.

Bild: Ilse Aigner (Foto: ma/eat archiv)

Landtagspräsidentin Ilse Aigner und Akademiedirektor Udo Hahn bei ihrem Gespräch am 20. Juli 2020 in der Evangelischen Akademie Tutzing. (Foto: ma/eat archiv)

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