„Deutschland durchlebt eine heftige Phase des Kulturkampfes“

Kathrin Röggla, österreichische Schriftstellerin und Vizepräsidentin der Berliner Akademie der Künste, warnt vor einer zunehmenden Begrenzung der künstlerischen Freiheit. Auf den Podien vieler Kulturinstitutionen werde momentan das Thema Zensur und Freiheit verhandelt. Hintergrund sei eine Freiheitsrhetorik, die vor allem von Rechtspopulisten bedient werde.

„Spaltpilz“ hat die Autorin Kathrin Röggla ihren Gastbeitrag für die Evangelische Akademie Tutzing überschrieben. Darin beschreibt sie ihre Sorge um die Meinungsfreiheit und die Freiheit der Kunst, wie sie im Artikel 5 des Grundgesetzes verankert ist. Zwar hätten Kunst- und Kulturschaffende in den deutschsprachigen Ländern nicht unter den massiven Einschränkungen und lebensbedrohlichen Zuständen zu leiden, die etwa in der Türkei, Slowakei, in Russland, Bulgarien oder Ungarn an der Tagesordnung seien. Dennoch gebe es in Deutschland und Österreich schon Anknüpfungspunkte zu derartiger Verfolgung.

„Die künstlerische Freiheit und Meinungsfreiheit ist etwas, das stets erneut eingefordert werden muss, kein sicherer Bestand, und sie ist auch nicht durch Grenzen geschützt.“, schreibt Röggla in ihrem Beitrag für den September-Newsletter der Akademie. Kunst mache nicht halt an Grenzen: Das, was in Polen, Russland oder China passiere, gehe auch die Künstler hierzulande etwas an.

Dass es „eine neue Phase der Bedrohung“ gibt, zeige sich Röggla zufolge auch an den Debatten, die momentan in Kulturinstitutionen vor allem über die Themen Zensur und Freiheit geführt werden. Hintergrund sei eine Freiheitsrhetorik, die vor allem von Rechtspopulisten bedient werde und die zum Ziel habe, „gerade die Freiheit auszuhebeln“. Röggla weiter: „Es ist ein wenig verkehrte Welt, ähnlich der derzeit oftmals erlebten Umkehrung, die aus Tätern Opfer macht und aus Opfern Täter. Mein Eindruck ist, dass es schon beinahe zu lange beobachtet und analysiert wird, und es mittlerweile mehr darum gehen müsste, dem schärfer zu begegnen in einem Land, in dem es einige Theaterschaffende und Autorinnen gibt, die sich bedroht fühlen, die Morddrohungen und Anfeindungen erhalten, mit denen man eben nicht leben können müsste, unter dem Motto, wer austeilt, muss auch einstecken (…).“

Den kompletten Beitrag lesen Sie in unserem Rotunde-Blog.

Der September-Newsletter der Evangelischen Akademie Tutzing erscheint am 30. August 2019.

Hinweis:
Während der Tagung „Zensiert & verfolgt: Kultur unter Druck“ vom 6. bis 8. September 2019 an der Evangelischen Akademie Tutzing wird Kathrin Röggla bei einem Podiumsgespräch mit Carena Schlewitt (Intendantin des Europäischen Zentrums der Künste Hellerau) über die Re-Nationalisierung der Kulturen in Deutschland und Österreich sprechen.

Weitere Informationen zur Tagung finden Sie hier.

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