Claus-Jürgen Roepke zum 85. Geburtstag

Für Akademiedirektor Udo Hahn ist Claus-Jürgen Roepke nicht nur sein Vorvorgänger in Tutzing, sondern auch ein Vorbild. Warum, schreibt er in diesem Text – und gratuliert von Herzen.

“Seien Sie ein Menschenfreund!” Bei meiner Einführung als Akademiedirektor im Jahre 2011 ragte dieser Wunsch eines Ehrengastes heraus. Nicht zuletzt auch deshalb, weil er ihn mit einem konkreten Vorbild verknüpfte: “Machen Sie es wie Claus-Jürgen Roepke.” Er leitete von 1980 bis 1991 die Evangelische Akademie Tutzing. Noch heute begegne ich immer wieder in Tutzing Menschen, die eine lebendige Erinnerung an sein Wirken haben. Seine Neugierde, Weltläufigkeit, Nonchalance und Gastfreundschaft zeichnen ihn ebenso aus wie seine Fähigkeit, als wortgewandter Prediger Theologie und Glaube jenseits kirchlicher Echokammern für eine breitere Öffentlichkeit interessant zu machen. Am 23. Januar feiert der gebürtige Berliner seinen 85. Geburtstag.

Auch ich habe ein lebendiges Bild seines Wirkens vor Augen, denn ich habe nach meinem Abitur 1982 die Akademie für mich entdeckt. Ich habe nicht nur für mein Theologiestudium wertvolle Impulse bekommen, sondern als freier Mitarbeiter für unterschiedliche Publikationen über Tagungen berichtet und als Mitglied im Freundeskreis Veranstaltungen für junge Leute mitorganisiert. Roepkes Jahre in der Akademie waren geprägt von sehr unterschiedlichen Themen, die damals die Welt beschäftigten: Nato-Nachrüstung, Friedensbewegung, 500. Geburtstag Martin Luthers, Michail Gorbatschow, Maueröffnung, Wiedervereinigung und vieles mehr. Die Evangelische Akademie Tutzing hatte all diese Themen auf der Agenda. 1987 nutzte Roepke die Gelegenheit, das vierzigjährige Bestehen der Akademie zu feiern. Unter seiner Regie entstand damals ein opulenter Band, der nicht nur Einblicke in die Geschichte des Schlosses gab, sondern auch in vier Jahrzehnte Akademiearbeit. In seine Amtszeit fielen auch die wichtigsten Sanierungsmaßnahmen – Schloss und Gästehaus – sowie der Bau des Restaurant-Pavillons.

Claus-Jürgen Roepke zeichnet ein sicheres Gespür aus für das, was dran ist, alle angeht und auch auf die Agenda der Kirche gehört. “Kümmert euch um die Welt”, wie Landesbischof Johannes Hanselmann in seiner Predigt zur Einführung Roepkes den Auftrag der Akademie aus der Bibel ableitete, diese Perspektive zählte immer schon zu seiner Arbeitsweise. Nach seinem Studium der Theologie dürfte er bundesweit einer der ersten Theologen gewesen sein, der ein Volontariat absolvierte. Als Grenzgänger zwischen Kirche und Medien eignete er sich eine journalistische Professionalität an, die er bis in Feuilletonistische profilierte. 1974 wechselte er als Oberkirchenrat in das Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). 1980 wechselte er nach Tutzing. Im Kirchenamt der EKD wie auch in der Akademie war er einer meiner Vorgänger.

1991 übernahm er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2001 die Leitung der Ökumeneabteilung der bayerischen Landeskirche. Schon in der Akademie stach er unter anderem als Kenner der Russisch-Orthodoxen Kirche hervor.

Was er zum Abschluss seiner Tätigkeit in Tutzing sagte – als Zustandsbeschreibung der Kirche und zum Auftrag der Akademie –, hat nichts an Aktualität eingebüßt: “Die Selbstzufriedenheit der Kirche in ihren kirchlichen Gruppen kann einen schon manchmal erschrecken. Dieser Rückzug des evangelischen Glaubens aus der Gesellschaft und Kultur stellt aber nicht nur einen Verlust dar für unser ganzes Leben, sondern führt auch zu einer Ausdünnung des Glaubens selber. Akademiearbeit wird wohl diesem Trend immer entgegenwirken müssen…”

Die Akademie gratuliert dem Menschenfreund Claus-Jürgen Roepke zum 85. Geburtstag!

Udo Hahn

Der Autor leitet die Evangelische Akademie Tutzing.

Bild: Claus-Jürgen Roepke im Jahr 2013 zu Besuch an seiner früheren Wirkstätte. (Foto: as/eat archiv)

Claus-Jürgen Roepke und Lothar de Maizière

Claus-Jürgen Roepke (links im Bild) und Lothar de Maizière beim Jahresempfang der Akademie im Jahr 1991 (Foto: eat archiv)

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