Studienleiter Martin Held in den Ruhestand verabschiedet

Am gestrigen Sonntag, den 15. November 2015, wurde Studienleiter Martin Held im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes in den Ruhestand verabschiedet. Der promovierte Ökonom stand seit 1984 in den Diensten der Evangelischen Akademie Tutzing, wo er das Referat „Wirtschaft und Arbeitswelt, Nachhaltige Entwicklung“ leitete. In den über drei Jahrzehnten seines Wirkens hat Held mehr als 400 Tagungen, Veranstaltungen, Symposien und Einzelaktionen durchgeführt.

Von besonderer Bedeutung war das Tutzinger Projekt „Ökologie der Zeit“, das er 1991 zusammen mit dem Zeitforscher Prof. Dr. Karlheinz Geißler initiierte. Darüber hinaus war Held Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Zeitpolitik (2002) sowie Mitgründer des Instituts für Zeitkompetenz (2010) und Mitinitiator vom Netzwerk Slowmotion (2009).

Ein weiterer großer Arbeitsbereich von Martin Held umfasste das Gebiet „Mensch und Umwelt“. So war er beispielsweise Initiator der Tutzinger Erklärung zur umweltorientierten Unternehmenspolitik (1988). Und man berief ihn zum Mitglied der Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt“ des Deutschen Bundestags (1992-1994). Schließlich war der Ökonom auch Mitinitiator der European Land and Soil Alliance (ELSA) (2000) und Gründungs- und Vorstandsmitglied von ASPO Deutschland (Association for the Study of Peak Oil and Gas) (2007).

In jüngster Zeit hatte Held sein Augenmerk auf die öko-soziale Transformation gerichtet, von der er sagt, dass sie „in der Größenordnung den Umwälzungen etwa der Industriellen Revolution vergleichbar ist.“

In seiner Gottesdienstpredigt zitierte Akademiedirektor Udo Hahn die Verse des weisen Predigers Salomo „Alles hat seine Zeit“ und erklärte: „Sie haben, lieber Herr Dr. Held, diesen Leitspruch gelebt. Sie haben auf diese Weise den Prediger Salomo zum Paten der Akademiearbeit gemacht. Und Sie haben damit die Arbeit der Evangelischen Akademie Tutzing  nachhaltig geprägt.“

Michael Müller, ehemaliger Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium, teilte schriftlich mit, dass Martin Held „in vielen Fragen unserer Zeit weit voraus (ist), ein Vordenker, der oftmals weit vor anderen erkannt hat, was wir eigentlich zu tun hätten: in der Ökologie, in der Chemiepolitik, in der Mobilität, bei der Neuordnung der Wirtschaftsordnung, bei der Zusammenführung von sozialer und ökologischer Gerechtigkeit.“

Ein Grußwort an den scheidenden Kollegen richtete ebenfalls Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender BUND Naturschutz in Bayern. Darin hob er die Verdienste Helds für die deutsche Umweltbewegung hervor. So kamen beispielsweise die wichtigen Gespräche über die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf erst durch Tagungen von Martin Held zustande. Auch die Veranstaltungen Helds zu den Folgen des Flugverkehrs hätten bewirkt, dass man sich in Deutschland diesem Thema stärker widmete zu einer Zeit „wo Klimawandel noch nicht in aller Munde war“, so Weiger. Der BUND-Vorsitzende verwies schließlich darauf, dass die Akademie und der BUND gemeinsam mit Kollegen aus Japan Akademietagungen zur Entwicklung des Umweltschutzes durchgeführt hätten. Diese beruflichen Kontakte seien nach der Atomkatastrophe von Fukushima „von unschätzbarem Wert“ gewesen.

Prof. Dr. Richard Sturn, Leiter des Instituts für Finanzwissenschaft und öffentliche Wirtschaft sowie Leiter des Graz Schumpeter Centre an der Karl-Franzens-Universität Graz, lobte in seinem Grußwort die über 20-jährige gute Zusammenarbeit mit dem deutschen Kollegen: „Klare Zielorientierung und vorbildliche Organisation verbinden sich bei Martin nicht nur mit positiver Energie und Begeisterungsfähigkeit, sondern auch mit der Fähigkeit zum Perspektivwechsel. Zu all dem trägt natürlich nicht zuletzt die intellektuelle und menschliche Empathie bei, die ihn auszeichnet“, so der Grazer Wissenschaftler.

Der Stellv. Vorsitzende des Kuratoriums der Evangelischen Akademie Tutzing, Dr. Friedrich Wilhelm Rothenpieler, ließ über Akademiedirektor Udo Hahn mitteilen, dass Martin Held „sich in wirklich beeindruckender Weise mit den ethischen und ökologischen Aspekten und Grundlagen der Ökonomie auseinandergesetzt und so sehr nachhaltig das Profil der Akademie mitgeprägt“ habe.

Abschließend betonte Martin Held in seiner Dankesrede, dass er viel an der Akademie gelernt habe, viele interessante Kontakte habe knüpfen können und vielen international bekannten Persönlichkeiten begegnet sei. Doch schlussendlich gelte für ihn: „Die Akademie hatte ihre Zeit und der Ruhestand hat seine Zeit. Nach dem Übergang und dem Abschluss in der Akademie freue ich mich, auf das was kommen wird.“

Die Predigt von Akademiedirektor Udo Hahn erhalten Sie hier;
das Grußwort von Akademiedirektor Udo Hahn erhalten Sie hier;
das Grußwort vom Parlamentarischen Staatssekretär a.D. Michael Müller erhalten Sie hier;
das Grußwort von Dr. Friedrich Wilhelm Rothenpieler, Stellv. Vorsitzender des Kuratoriums, erhalten Sie hier;
das Grußwort von Prof. Dr. Richard Sturn, Karl-Franzens-Universität Graz, erhalten Sie hier;
das Grußwort von Prof. Dr. Hubert Weiger finden Sie hier;
die Dankesworte von Dr. Martin Held erhalten Sie hier;
ein Interview über das Wirken von Martin Held an der Akademie erhalten Sie hier.

 

Die Stellv. Akademiedirektorin Dr. Ulrike Haerendel, Studienleiter Dr. Martin Held, Akademiedirektor Udo Hahn (v.l.).

(Foto: Haist)

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