Nie wieder ist jetzt

In der vergangenen Woche kamen in Dresden die Mitglieder der Evangelischen Akademien in Deutschland zu ihrer jährlichen Mitgliederversammlung zusammen. Dabei gedachten sie am Abend des 9. November den Opfern der Novemberprogrome im Jahr 1938.

Am 9. November jährten sich die Novemberpogrome des Jahres 1938 zum 85. Mal. Gemeinsam mit Johanna Stoll von der Jüdischen Gemeinde zu Dresden gedachten Vertreter*innen der Evangelischen Akademien der Opfer in Dresden. Sie besuchten zunächst die “gläserne Bank” und legten um 18 Uhr Blumen an der Stele am Hasenberg nieder. Die Gedenkstele erinnert an die Alte Synagoge der Jüdischen Gemeinde, die von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Pfarrer Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing und Vorsitzender der Evangelischen Akademien in Deutschland, sagte: “Das Gedenken an die Pogrome der NS-Diktatur ist für uns eine bleibende Mahnung und Verpflichtung. Gerade jetzt, da die Hamas in Israel Menschen ermordet und antisemitische Gewalt in unserem Land zunimmt, müssen wir ohne Wenn und Aber an der Seite von Jüdinnen und Juden stehen. ‘Nie wieder’ darf keine leere Phrase sein.”

Stephan Bickhardt, Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen, erklärte: “Mit dem 9. November 1938 wird daran erinnert, welches Leid Deutsche über Jüdinnen und Juden gebracht haben. Synagogen und Häuser brannten, millionenfacher Mord folgte. Ein Zivilisationsbruch, dem systematischer Entzug von religiösen und staatsbürgerlichen Rechten vorausging. Beschämende Verbrechen. Der Ruf aus den Kirchen und der Gesellschaft sollte lauten: Diese Schuld darf nicht vergessen werden; jedem antisemitischen Hass treten wir entgegen.”

Während der Novemberpogrome 1938 wurden jüdische Einrichtungen, Geschäfte und Synagogen im gesamten Deutschen Reich koordiniert angegriffen, geplündert und gebrandschatzt. Jüdische Menschen waren über mehrere Tage Gewalt und exzessivem Terror ausgesetzt.

Die Dresdner Synagoge wurde niedergebrannt und die Überreste einige Tage später gesprengt. Heute erinnert eine Stele an das Gotteshaus. Sie trägt folgende Inschrift: “Hier stand die 1838–1840 von Gottfried Semper erbaute, durch Oberrabbiner Dr. Zacharias Frankel geweihte und am 9. November 1938 von den Faschisten zerstörte Synagoge der Israelitischen Religionsgemeinde zu Dresden.” Gegenüber steht die neue Synagoge, die Ende der 1990er-Jahre erbaut wurde. Heute gibt es drei jüdische Gemeinden in Dresden mit über 700 Mitgliedern. Die jüngste haben liberale Jüdinnen und Juden im Jahr 2021 gegründet. Sie sieht sich auch als Ansprechpartnerin für jüdische Menschen, die einen nicht-religiösen Zugang zu ihrem Judentum suchen.

Hinweis: Diese Mitteilung wurde am 10. November auf der Website der Evangelischen Akademien in Deutschland veröffentlicht. Sie finden den Eintrag hier.

Bild: (v. l. n. r.) Hanna Lorenzen, Udo Hahn, Klaus Breyer, Stephan Bickhardt, Johanna Stoll, Sebastian Meyer-Stork, Ole Jantschek. (Foto: Steffen Giersch)

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