Begegnung mit US-Botschafterin Amy Gutmann

Demokratie verteidigen, Zivilgesellschaft stärken, Rassismus und Antisemitismus bekämpfen. So lautet das Credo der neuen US-amerikanischen Botschafterin in Deutschland. Das entspricht auch dem Auftrag der Evangelischen Akademie Tutzing, wie ihr Direktor Udo Hahn im Gespräch mit Dr. Amy Gutmann in München feststellte.

Schon ihre Nominierung als US-Botschafterin in Deutschland im Juli 2021 hat nicht nur für Aufsehen gesorgt, sondern regelrecht Begeisterung ausgelöst. Auch wenn die Republikanische Partei im Senat ihre Ernennung zunächst noch blockieren konnte, wurde ihre Ernennung am 8. Februar 2022 schließlich doch bestätigt. Keine Frage: Mit der Wahl der Politikwissenschaftlerin Dr. Amy Gutmann ist Präsident Joe Biden ein Coup gelungen, der die transatlantischen Beziehungen stärkt. Gutmann leitet als erste Frau die Botschaft der USA in Berlin.

Amy Gutmann wurde 1949 in Brooklyn (New York City) geboren. Ihre Wurzeln liegen in Bayern, genauer gesagt im mittelfränkischen Feuchtwangen. Ihr Vater Kurt, in einer jüdisch-orthodoxen Familie aufgewachsen, floh 1934 aus Nazi-Deutschland zunächst nach Indien, emigrierte dann in die USA. Dabei gelang es ihm, auch seine Eltern und die vier Geschwister zur Flucht zu überreden. Gutmanns Eltern heirateten 1948, ihr Vater starb 1966. An ihn erinnerte sie vor wenigen Tagen bei der Gedenkfeier zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau vor 77 Jahren: “Ich danke Ihnen, dass Sie die Tochter von Kurt Gutmann eingeladen haben. Ich wäre heute nicht hier, wenn mein Vater nicht so mutig und vorausschauend gewesen wäre.”

Nach ihrem Studium der Politikwissenschaft an der London School of Economics erlangte sie einen Master-Abschluss. 1976 wurde sie an der Harvard University promoviert und lehrte an der Princeton University (ab 1989 als Professorin). 2004 wurde sie Präsidentin der University of Pennsylvania und holte das weltgrößte Shoah-Archiv an ihre Hochschule.

Sie habe nie zu träumen gewagt, Botschafterin in dem Land zu werden, aus dem ihr Vater einst fliehen musste, sagte sie in mehreren Antrittsreden. “Mein Vater hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, sich gegen alle Formen von Hass und Diskriminierung zu wehren”, erklärte sie zuletzt in Berlin. Bei einem Empfang des US-Generalkonsulats in München bedauerte sie, dass ihr Vater den Wandel in Deutschland nicht mehr erleben durfte. Dieser Wandel sei eine Erfolgsgeschichte. Darüber dürfe die Vergangenheit niemals vergessen werden.

Am Rande des Empfangs, zu dem Generalkonsul Timothy Liston eingeladen hatte, skizzierte Gutmann im persönlichen Gespräch ihr Credo: Demokratie verteidigen, Zivilgesellschaft stärken, Rassismus und Antisemitismus bekämpfen. Das entspricht auch dem Auftrag der Evangelischen Akademie Tutzing, für den sich die Botschafterin interessierte.

Udo Hahn
Der Autor leitet die Evangelische Akademie Tutzing.

Bild: Akademiedirektor Udo Hahn im Gespräch mit US-Botschafterin Dr. Amy Gutmann bei einem Empfang des US-Generalkonsulat München am 28. April. (Foto: US-Generalkonsulat München)

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