Greentech im Zukunfts-Lab

Junge Menschen haben Lust, Ideen für die Zukunft zu entwickeln und Dinge zu gestalten. Allerdings braucht es Zeit zum Denken und Vernetzen – sowie Vorbilder, die Politik machen. Mit dem „Zukunfts-Lab“ bietet die Evangelische Akademie Tutzing dafür ein partizipatives Format, das von Jugendlichen konzipiert und organisiert wird.

Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind Buzzwords geworden. Auch für 90 Jugendliche waren das spannende Schwerpunkte, um für zwei Tage zum Zukunfts-Lab zu kommen. Vorbereitet wurde die Veranstaltung von zehn Jugendlichen über acht Monate hinweg in einem Mentoringprogramm der Akademie. Dabei wurden die Mentees von Fach-Coaches unterstützt – von der Technischen Universität München, der Fraunhofer Gesellschaft zur Förderung der Angewandten Forschung und über den Mitarbeiter des Ministerialbeauftragten der Gymnasien in Oberbayern-Ost. Die jungen Tagungsleiter*innen standen auch bei der Moderation auf der Bühne – und einige überhaupt zum ersten Mal auf einem Podium. Die Themen reichten von Umweltpolitik, technischen Innovationen für das Gemeinwohl und Fragen der Ethik bis hin zur Jugendpartizipation. In parallelen Workshops vertieften die Tagungsgäste ihre Argumentationstechniken mit Andersdenkenden, simulierten in einer vierstündigen Session die UN-Klimakonferenz und kreierten im Digital-Workshop spontan einen Instagram-Account zur Reflektion einer zukunftsfähigen Ernährung. Die Tagungsthemen Ethik, Umweltpolitik, Technik und Digitalisierung wurden so angewandt und praxisnah in einem Peer-to-Peer-Format verarbeitet. Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (englisch Sustainable Development Goals – SDGs), als politische Zielsetzungen der Agenda 2030 der Vereinten Nationen, waren den wenigsten Tagungsgästen bekannt. An deren Umsetzung arbeitet unter anderem der 22-jährige Referent Felix Kaminski als Jugenddelegierter für Nachhaltige Entwicklung, der in einer zweijährigen Amtsperiode die junge Generation in der deutschen Delegation auf den UN-Klimakonferenzen vertritt – ehrenamtlich und parallel zu seinem Studium.

Politische Stimmen „der Jugend“ ausloten und bündeln

Die Tagung zeigte auch, dass philosophische Theorien und moralische Fragen für Jugendliche relevant sind. Im Plenum entspann sich anhand von Youtube-Videos eine Debatte um ethische Dilemmata in umweltpolitischen Themen. Auf der abschließenden Plenumsdiskussion mit vier Vertreter*innen der politischen Jugendorganisationen ging es dann heiß her. Fünf Tage vor der Europawahl waren es vor allem Kontroversen um Fridays for Future, Streamingverhalten, Stromverbrauch und Kohleausstieg, die die Teilnehmer*innen bewegten und die ihr Interesse an politischen Debatten neu weckte. Klar ist: Visionen hat „die Jugend“ viele. Junge Menschen müssen politisch und gesellschaftlich allerdings noch ernster genommen werden und Ämter und Funktionen übernehmen dürfen. Innovationsgeist und Ideenreichtum können Unruhe entstehen lassen. Eine Unruhe, die dem Prozessgewinn durch Jugendpartizipation dient. Denn: Junge Generationen haben die Möglichkeit, das Potenzial und die Verpflichtung, die Welt von morgen zu gestalten und Veränderungen zu erwirken. Nach diesem ersten Start in der Evangelischen Akademie Tutzing befindet sich das nächste Zukunfts-Lab für 2020 schon in Planung. Ein Format, das Lust auf Zukunft macht.

Autorin Julia Wunderlich ist Studienleiterin des „Jungen Forums“ an der Evangelischen Akademie Tutzing.

Hinweis: Dieser Artikel ist erschienen in: Jantschek, Ole; Lorenzen, Hanna (Hrsg.): UTOPIEN! Praxiskonzepte für eine kritische, innovative und zukunftsfähige politische Jugendbildung. Jahrbuch 2019. Ev. Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung. Berlin, S. 16-17.www.politische-jugendbildung-et.de

Bild: Vorbereitet wurde das Zukunfts-Lab von: Veda Elayakuramba, Manolis Kotsiaridis, Enrica Nagel, Nick Scherer, Anna Lena Seelig, Joshua Steib, Dorothee Ulbricht, Annabelle Vossius, Antonios Xenidis (Jugendteam) und dem Mentoringteam: Dr. Birgit Geiselbrechtinger, Dr. Robert Heininger, Dr. Thomas Rübig und Julia Wunderlich. (Foto: eat archiv)

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