Etwas Sinnvolles tun – in einem merkwürdigen Jahr

Rosalie Knill und Hanna Kilian haben ein Freiwilliges Soziales Jahr an der Evangelischen Akademie Tutzing absolviert. Mit einem selbst gebauten Insektenhotel haben sie sich nun von der Akademie verabschiedet, blicken auf ein Jahr voller Abwechslung zurück – und mit Spannung ihrem Studium entgegen.

Wenn Rosalie Knill daran denkt, was sie im vergangenen Jahr erlebt hat, fallen ihr zeitgleich die unterschiedlichsten Dinge ein. “Es ist sehr viel passiert. Ich bin das erste Mal Traktor gefahren, habe im Restaurant Gäste bedient, handwerkliche Arbeiten gemacht, bei Online-Tagungen assistiert, Zimmer gecheckt und an der Rezeption alleine Spätdienst geleistet.” Gemeinsam mit Hanna Kilian, die gleichzeitig mit ihr ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an der Evangelischen Akademie Tutzing absolviert hat, hat sie außerdem ein kleines Wildblumenbeet angelegt, ein Insektenhotel gebaut und in den Seminartagen der Diakonie Bayern nicht nur über gesellschaftliche Themen diskutiert, sondern ist auch Kanu gefahren und hat sich von einer 35 Meter hohen Felswand abgeseilt. Ganz schön viele Erlebnisse für ein Jahr, das nach dem Abitur erst einmal etwas orientierungslos begann.

“Gap Year” – nennt man umgangssprachlich ein Jahr zwischen Schulabschluss und Ausbildungsbeginn, das viele junge Menschen nicht nur zur Zeitüberbrückung nutzen, sondern auch zur Berufsfindung und Persönlichkeitsentwicklung. Insofern kann der Begriff zuweilen in die Irre führen, denn es geht hier weniger um eine “Lücke” als um Inspiration und Orientierung.

Im Studienjahr 2020/2021 haben die die 18-jährige Hanna Kilian aus Weilheim und die 19-jährige Rosalie Knill aus Pöcking an der Evangelischen Akademie Tutzing die Zeit genutzt, um als FSJ-lerinnen alle Facetten eines Bildungshauses kennenzulernen. “Ich konnte in einem sehr merkwürdigen Jahr, zu dessen Beginn ich etwas orientierungslos war und nicht wusste, was ich später machen will, etwas Sinnvolles tun, mich selbst weiterentwickeln und viele neue Dinge kennenlernen und erlernen.”, sagt Rosalie Knill.

Auch in Zeiten von Corona gab es allerhand zu tun

Gemeinsam mit Hanna Kilian kam sie in mehreren Gewerken des Hauses zum Einsatz: in der Hauswirtschaft, im Garten- und Hausmeisterdienst und in der Tagungsassistenz. Auch in Zeiten von Corona, Lockdown und Tagungen in digitaler Form, gab es allerhand zu tun. “Wir machten Aufgaben, die rund um das Haus anfielen.”, erzählt Hanna Kilian und präzisiert: “Dazu zählte beispielsweise das Zusammenrechen der Blätter im Schlosspark, das Putzen der Kronleuchter oder auch Büroaktivitäten.” Auch das regelmäßige Putzen und Überprüfen aller Zimmer, habe dazu gehört, um auf einen möglichen Öffnungstag vorbereitet zu sein. Dabei lernten beide jeden Raum des Schlosses und der Akademie kennen. “Zwischendurch waren wir am Wochenende bei von der Akademie organisierten Onlinetagungen dabei, das bedeutet wir halfen bei der Technik mit, wärmten das Essen für die Tagungsleiter auf und schrieben sogar ab und zu bei den Tagungsberichten mit.”, so Hanna Kilian. Als ab Juli die “Ferien im Schloss”-Zeit begann und das Haus sich wieder mit Gästen füllte, kamen Tätigkeiten in der Rezeption, der Küche und auch abends an der Schlosstheke hinzu.

Auch Hauswirtschaftsleiterin Natalie Schwald hat die Zeit mit Hanna Kilian und Rosalie Knill genossen. “Ich schätze die Arbeit mit jungen Menschen einfach sehr. Es macht Spaß, mit ihnen zu arbeiten, sie bringen Schwung in unser Haus und einen frischen Blick auf die verschiedensten Dinge. Kurzum: Sie sind eine Bereicherung.”

Während des Jahres besuchten die beiden FSJ-lerinnen die Bildungstage der Diakonie Bayern, die diese als Träger für ihre Freiwilligen Helferinnen und Helfer organisiert. Die Themen hier waren ebenso vielfältig: “Wir haben über verschiedene Themen gesprochen, wie Obdachlosigkeit, psychische Krankheiten oder Verschwörungstheorien”, berichtet Hanna Kilian. Am meisten habe ihr das Outdoor-Seminar im Juni gefallen. Im thüringischen Harra an der Saale zelteten die jungen Leute, versorgten sich selbst und saßen abends bei sternklarer Nacht am Lagerfeuer. Tagsüber unternahmen sie gemeinsam Kanutouren, gingen zum Felsenklettern und besuchten auch das Freilichtmuseum Mödlareuth.

Projektarbeit aus Holz, Stroh, Ton und Draht

Wenn nun beide jungen Frauen in Richtung Studium aufbrechen wird ein Insektenhotel im Schlosspark an sie beide und ihre Zeit an der Akademie erinnern. Das Werk aus Holz, Stroh, Ton und Draht war ihre Projektarbeit – ein wichtiger Bestandteil im FSJ.

“Am Ende von meinem FSJ kann ich nur sagen, dass es mir sehr viel Spaß gemacht hat, und ich jetzt nicht nur perfekt putzen kann, sondern auch in jeglichen Bereichen eines Hotelbetriebs super erfahren bin. Ich kann ein FSJ in der Evangelischen Akademie Tutzing wirklich empfehlen, weil es abwechslungsreich ist und nie langweilig wird.”, bilanziert Hanna Kilian ihre Zeit in Tutzing. Sie wird im Herbst ein Studium der Verpackungstechnik beginnen.

Rosalie Knill zieht es nach Passau, um dort Staatswissenschaften zu studieren. Sie sagt: “Ich bin sehr froh über meine Entscheidung, ein FSJ an der Evangelischen Akademie Tutzing gemacht zu haben. Die Location des friedlich schönen Akademiegelände ist einmalig und im Team habe ich mich sehr wohlgefühlt. Die Bildungstage waren superschön, ich habe sehr nette Bekanntschaften gemacht und viele Erinnerungen angesammelt.”

 

Dorothea Grass

Bild: Rosalie Knill und Hanna Kilian neben ihrem selbst gebauten Insektenhotel (Foto: dgr/eat archiv)

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