“Ein kräftiges Zeichen der Gemeinschaft”

Barbara Kittelberger, die frühere Münchner Stadtdekanin, hat zum 1. Januar die Leitung der Münchner Dependance des Freundeskreises der Evangelischen Akademie Tutzing übernommen. Im Interview erzählt sie, was an dieser neuen Aufgabe reizt – und was sie bewegen möchte.

Der Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing in München hat eine neue Leitung: Münchens ehemalige Stadtdekanin Barbara Kittelberger. Zum 1. Januar 2021 übernahm sie die Leitung von Dr. Karin Bergmann, die diesen Freundeskreis seit 2012 engagiert und erfolgreich geleitet hatte. Der Freundeskreis in München ist einer der ältesten örtlichen Dependancen des bayernweit agierenden Freundeskreises der Evangelischen Akademie Tutzing, im vergangenen Jahr feierte er sein 70-jähriges ununterbrochenes Bestehen. Er ist außerdem mit 260 Mitgliedern der größte örtliche Freundeskreis. Was Barbara Kittelberger bewegt, sich dieser Aufgabe zu stellen, lesen Sie in diesem Interview.

Evangelische Akademie Tutzing: Frau Kittelberger, wir gratulieren Ihnen zu Ihrer neuen Aufgabe! Sie haben das größte Dekanat der bayerischen Landeskirche geleitet, nun leiten Sie den größten der örtlichen Freundeskreise der Evangelischen Akademie Tutzing. Lieben Sie Herausforderungen?

Barbara Kittelberger: Es ist eine ehrenvolle Aufgabe den Freundeskreis in München von Frau Bergmann, der langjährigen Leiterin, zu übernehmen. Ich freue mich riesig auf diese verantwortungsvolle Herausforderung, in der Fülle der südbayerischen Bildungsangebote den Freundeskreis zu platzieren. Es geht mir dabei einerseits um den Brückenschlag zu den evangelischen Gemeinden und Einrichtungen in München, und andererseits um Präsenz im zivilgesellschaftlichen Dialog und Miteinander.

Was verbindet Sie mit dem Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing?

Die Evangelische Akademie Tutzing ist für mich seit meiner Studienzeit ein Kleinod der Bayerischen Landeskirche. Das 70- jährige Jubiläum des Münchner Freundeskreises eröffnete mir die Möglichkeit, die Arbeit des Freundeskreises kennen und schätzen zu lernen. Dabei spielen nicht nur anspruchsvolle Veranstaltungen eine wichtige Rolle, sondern auch die Gemeinschaft derer, die gleiche Interessen und Ziele haben. Mit großer Freude habe ich festgestellt, dass die Mitgliedschaft an den Konfessionsgrenzen – ja, sogar an den Religionsgrenzen – nicht Halt macht.

Was reizt Sie an Ihrer neuen Aufgabe?

Ich freue mich auf ein Miteinander der verschiedenen Partner in der evangelischen Kirche der Region München. So wie ich in meiner Tätigkeit als Stadtdekanin Themen setzen und das gesellschaftliche Leben mitgestalten konnte, soll der Freundeskreis mit evangelischem (Selbst-)Bewusstsein im Konzert der Bildungsangebote seinen Platz einnehmen.

Es ist mir ein großes Anliegen, Menschen mit ähnlichen Fragen, Gedanken und Zielen zusammenzubringen. So kann ein kräftiges Zeichen der Gemeinschaft nach innen und außen gesetzt werden.

Wie kann man sich Ihre Arbeit vorstellen?

Da ich den Münchner Freundeskreis nicht kannte, ist es mir wichtig, mit Menschen, die schon lange dabei sind, den Austausch zu pflegen. Dazu habe ich mir einen kleinen Beraterkreis zusammengestellt. Gemeinsam werden wir uns über Ziele und Ideen austauschen, und die Wünsche der Mitglieder des Freundeskreises besser kennenlernen. Bis zu vier Veranstaltungen im Jahr sind geplant.

Darüber hinaus möchte ich einen engen Austausch mit evangelischen Einrichtungen, wie der Stadtakademie, dem spirituellen Zentrum oder der Diakonie, pflegen. Gegenseitige Einladungen und gemeinsame Veranstaltungen könnten daraus entstehen.

Wie kann Kirche zur zivilgesellschaftlichen Entwicklung und Förderung des bürgerlichen Engagements beitragen? Und wo sehen Sie dabei den Platz des Freundeskreises der Evangelischen Akademie?

In Anlehnung an Dietrich Bonhoeffers Satz „Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist“ bin ich überzeugt, dass den Kirchen – aber auch jeder und jedem Einzelnen – eine besondere Aufgabe zukommt. Wir sind Kundschafterinnen und Botschafter für ein friedliches Zusammenleben in Freiheit und gegenseitiger Wertschätzung. Unsere Stimme ist im gesellschaftlichen Diskurs notwendig und gefordert. Vorträge, Diskussionen und andere Bildungsangebote bieten die notwendigen Informationen und Kontakte. Ich kann mir auch vorstellen, dass wir öffentlich auftreten, wenn es darum geht, Stellung zu beziehen gegen Rassismus, Antisemitismus und Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.

Welche Themen sind es, zu denen Sie Veranstaltungen machen möchten, sobald es wieder möglich sein wird?

Ich greife für das laufende Jahr zwei Ideen heraus:

Unser kirchlicher und gesellschaftlicher Umgang mit Corona. Geplant ist eine dazu eine Veranstaltung mit Regionalbischof Christian Kopp. Die gesellschaftlichen Auswirkungen möchte ich zusätzlich gerne mit einem Vertreter oder einer Vertreterin der Zivilgesellschaft beleuchten.

1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland ist für mich ein wunderbares und ermutigendes Jubiläum, dem ich gerne Aufmerksamkeit schenken möchte.

Darüber würde ich gerne Themen im Umfeld von Spiritualität und Diakonie, aber auch aus dem Gesundheitswesen und der Medizinethik aufgreifen.

Was möchten Sie den Mitgliedern des Freundeskreises gerne auf diesem Wege mitteilen?

Ich freue mich sehr auf echte Begegnungen, den Austausch und das Miteinander als Freundinnen und Freunde der evangelischen Akademie Tutzing.

Wir sind darauf angewiesen, Beziehung zu halten und aufeinander zu achten und miteinander zu feiern. Das soll bei allen Themen und Außenkontakten nicht zu kurz kommen.

Ich möchte alle Mitglieder einladen, sich mit Anregungen und Ideen hinsichtlich der Programmgestaltung an mich zu wenden. Nur gemeinsam können wir ein attraktiver und einladender Freundeskreis sein.

Und noch eine persönliche Frage: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Für die nahe Zukunft wünsche ich mir, dass die Corona Pandemie abebbt und wir einander begegnen und miteinander reden können. Ich hoffe sehr, dass Veranstaltungen wieder verlässlich planbar sind und wir in einen regen Austausch kommen.

Es ist mir wichtig, auf allen Ebenen neue Frauen und Männer für den Freundeskreis zu interessieren. Denn ich bin sicher, es braucht Orte des zweckfreien Dialogs wie die Akademie Tutzing und Menschen, die mit Leidenschaft und Augenmaß das Ihre dazu beitragen, dass christliche Werte – auch im Diskurs – weitergegeben werden.

Das Gespräch führte Dorothea Grass

Zur Person:
Barbara Kittelberger, geboren in Regensburg, studierte Theologie (Erlangen und Tübingen). 1981 wurde sie in Hof ordiniert. Nach verschiedenen Stationen in Konradsreuth, USA und Ansbach war sie von 1991-2004 Krankenhauspfarrerin im Klinikum Schwabing, insbesondere auf den Intensivstationen und im HIV Bereich. Sie ist Lehrsupervisorin, ausgebildet in der Sektion Klinische Seelsorgeausbildung der Deutschen Gesellschaft für Pastoralpsychologie (DGfP) und Paar- und Familientherapeutin, ausgebildet in der Gesellschaft für analytische Gruppendynamik (GaG). “Es war und ist mir ein wichtiges Anliegen, das Augenmerk auf die Beziehungen und Begegnungen zu richten und den Blick für die Menschen, ihre Freuden und ihre Nöte in den Mittelpunkt allen Redens und Handelns zu stellen” sagt sie. Seit 2004 wirkte sie als Stadtdekanin im Evangelisch-Lutherischen Dekanatsbezirk München und war damit verantwortlich für rund 240.000 Kirchenmitglieder, 66 Kirchengemeinden und zahlreiche evangelische Einrichtungen.

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Freundeskreises der Evangelischen Akademie Tutzing

Bild: Pfarrerin i.R. Barbara Kittelberger in St. Markus (Foto: Oliver Bodmer)

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