Das 3. Medienforum der ELKB tagte in Tutzing

Die Digitalisierung und die Datenerfassung werden nach Einschätzung von Medienexperten unaufhaltsam und immer stärker das Alltagsleben der Menschen bestimmen. Einen weiteren Schub zur Datenkontrolle sieht Wolfgang Krach, Chefredakteur der “Süddeutschen Zeitung”, in den elektronischen Navigationssystemen der Autos. So könnten beispielsweise Automobilfirmen genau wissen, wo sich der Fahrer bewegt, wo er wohnt und arbeitet, sagte Krach beim 3. Medienforum der bayerischen Landeskirche. Gegen Datenmissbrauch müsse die staatliche Kontrolle ausgebaut werden, forderte Krach. Bisher widme sich dieser Aufgaben in den Datenschutzbehörden nur “ein ganz kleines Häuflein”. Auch die Erlanger Medienprofessorin Johanna Haberer wies darauf hin, dass Privatheit auch im Netz zu den Grundwerten gehöre, die der Staat im Rahmen seines verfassungsgemäßen Auftrags schützen müsse.

Für den Medienethiker Professor Alexander Filipovic (München) ist es hingegen eine “romantische Idee'”, die Türe gegen Datenerhebung schließen zu wollen. Denn die Technologie präge unsere Welt, und die digitale Revolution ändere das Leben. In seiner Eröffnungsansprache zum Thema “Das allmähliche Verschwinden der Privatsphäre” plädierte Oberkirchenrat Detlev Bierbaum für differenzierte Lösungen und eine eingeschränkte Vorrats-Datenspeicherung. Zur Bekämpfung von Terroristen jeglicher Art und des organisierten Verbrechens sei beispielsweise die Vorrats-Datenspeicherung notwendig. Um einen verantwortlichen Umgang bereits von Kindern mit ihren Daten zu erreichen, müsse die Medienethik stärker in den Lehrplänen verankert werden, sagte der Oberkirchenrat. Als Modell werden die evangelischen Schule in Bayern deshalb barrierefreie WLAN-Zugänge anbieten, zugleich aber das Thema Medienethik in den Fokus rücken.

Wie Professorin Petra Grimm darlegte, halten sich immer mehr Kinder und Jugendliche im virtuellen Lebensraum auf und entzögen sich dadurch immer mehr der Kontrolle ihrer Eltern. Bereits für zwei Drittel der 13- bis 14-Jährigen sei das Smartphone die “Nabelschnur” ins Internet, sagte die Leiterin des Instituts für Digitale Ethik.

Auf dem Podium v.l.: Dr. Erich Jooß, Vorsitzender des Medienrats der Bayerischen Landeszentrale für Medien (BLM), Prof. Dr. Petra Grimm, Leiterin des Instituts für Digitale Ethik an der Hochschule der Medien in Stuttgart, Wolfgang Krach, Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, sowie Dr. Daniel Dietzfelbinger, Referent für Medien und Erwachsenenbildung im Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, und Prof. Dr. Alexander Filipovic, Lehrstuhl für Medienethik an der Hochschule für Philosophie in München.

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