Wege zur Transformation

Die ökologischen Herausforderungen lassen sich nicht meistern, wenn die soziale Frage unbeantwortet bleibt. Die Tutzinger Transformations Tagung ist der Versuch, kluge Ansätze für eine integrierte sozial-ökologische Transformation zu diskutieren.

Den Auftakt zu der heute beginnenden 3. Transformations-Tagung bildete ein Interview mit  Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evang.-Luth. Kirche in Bayern, das Studienleiter Dr. Martin Held und Dr. Kora Kristof, Leiterin der Grundsatzabteilung des Umweltbundesamtes mit den Arbeitsschwerpunkten Nachhaltigkeitsstrategien, Ressourcenschonung und Instrumente, führten.

„Wir brauchen eine Transformation, und wir brauchen sie auch in den Ländern des Südens“ stellte Kora Kristof einleitend fest und verwies auf den vorliegenden „Zweiten Stellenbosch-Konsens“. An der Entstehung dieser Erklärung hatte auch Akademiedirektor Udo Hahn mitgewirkt, die Evangelische Akademie Tutzing gehört zu den Unterzeichnern dieses Konsenses. Landesbischof  Bedford-Strohm wies darauf hin, dass die zwei Welten, Nord und Süd, miteinander ins Gespräch kommen müssten in Bezug auf die erforderliche Transformation. „Wie kann Transformation so gelingen, dass die armen Länder nicht wieder die Verlierer auf dem Weltmarkt sind?“, fragte er. Die Kirchen könnten zur Beantwortung dieser Frage eine Menge leisten, denn „schon zu Beginn der 70er Jahre haben sie sich stark gemacht für die Bewahrung der Schöpfung, lange vor dem Club of Rome“.

„Wie hoch schätzen Sie das Umweltbewusstsein in den Ländern des Südens ein und die Bereitschaft, an einer großen Transformation mitzuwirken?“ erkundigte sich Frau Kristof. „Wie eng Ökologie und die soziale Gerechtigkeit miteinander verbunden sind, wird jetzt auch den Ländern des Südens bewusst“, erklärte Bedford-Strohm und ergänzte „die Länder, die am wenigsten CO2 ausstoßen, leiden am meisten unter dem Klimawandel.“ Als Beispiel benannte er Ruanda, das 0,06 Tonnen CO2 pro Person und Jahr ausstößt, wohingegen Deutschland 9,4 Tonnen CO2 pro Person und Jahr emittieren würde. In diesem Zusammenhang warnte der Landesbischof vor den Klimaflüchtlingen, die in wenigen Jahren auch Schutz in Europa suchen würden. In Bangaladesch seinen Millionen Menschen durch Unwetterkatastrophen obdachlos. „Das Land steht förmlich unter Wasser“, so Bedford-Strohm.

Studienleiter Dr. Martin Held erkundigte sich bei der Umsetzung der großen Transformation nach der spezifischen Rolle der Kirchen und der Religionsgemeinschaften. „Wir müssen einen Weg finden, dass alle Religionen auf diesem Gebiet zusammenarbeiten“, erwiderte Bedford-Strohm und verwies bei der Umsetzung auf die weltweite Verzweigtheit und Vernetzung von Kirche. „Ich wüsste keine weltliche Organisation, die so bis in das kleinste Dorf hinein verwurzelt ist. Kirche ist weltweit präsent“, erklärte er. Für ihn steht fest, dass die Religionen insgesamt eine Kraft sind, die die Frage nach Gottes Schöpfung beantworten können.

Als Schlussgedanken gab Landesbischof Bedford-Strohm den Tagungsgästen mit auf den Weg: „Gott hat den Menschen geschaffen und die außermenschliche Natur. Die außermenschliche Natur hat einen Wert an sich. Der Mensch muss die außermenschliche Natur als Mitgeschöpf sehen, das auch eine Würde hat.“
(Axel Schwanebeck)

Einen kurzen Bericht von der Tagung von Klaus Mertens erhalten Sie hier.

Vor dem Hintergrund des “Zweiten Stellenbosch-Konsenses” diskutierten sie über Möglichkeiten einer großen Transformation (v.r.): Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evang.-Luth. Kirche in Bayern, Studienleiter Dr. Martin Held und Dr. Kora Kristof, Leiterin der Grundsatzabteilung des Umweltbundesamtes mit den Arbeitsschwerpunkten Nachhaltigkeitsstrategien, Ressourcenschonung und Instrumente.
Foto: Haist

Klaus Mertens, Wiss. Mitarbeiter Betriebsrat ZF Friedrichshafen, Standort Schweinfurt, ist Mitglied im Gesprächskreis “Die Transformateure – Akteure der Großen Transformation”.

Foto: privat

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