Diversität und Film: Diskriminierung verhandeln, nicht ausklammern

Während es früher galt, Diskriminierung von Menschen mit Migrationshintergrund zu überwinden, wird heute in Anti-Rassismus-Workshops gelehrt, Diskriminierung auszuschließen. Für die Welt des Films ist das problematisch, findet der Literatur- und Kulturwissenschaftler Özkan Ezli. Für ihn liegt die eigentliche Herausforderung darin, negative Affekte, verletzende Aussagen und Handlungen, filmisch zu verhandeln und sich damit auseinanderzusetzen.

Gesellschaftliche Vielfalt abzubilden und ihr gerecht zu werden, vor und hinter der Kamera, das ist eine der großen Herausforderungen, vor der die Filmbranche aktuell steht. Der Literatur- und Kulturwissenschaftler PD Dr. Özkan Ezli von der Universität Münster thematisiert in einem Blogbeitrag für die Evangelische Akademie Tutzing eine drängende Frage: Wie lassen sich Akte der Diskriminierung filmisch und erzählerisch austragen, wenn sie aus antirassistischen Gründen aus dem Diskurs gestrichen werden sollen?

Ezli schreibt: “Im Bemühen, Vielfalt zu repräsentieren, besteht in der Entstehung heutiger Drehbücher und Filme ein eklatanter Unterschied zu früher. Wenn Diskriminierung etwas war, dass es zuvor zu überwinden galt, indem man sich mit diesen Erfahrungen, Diskursen und gesellschaftlichen Realitäten auseinandersetzte, wird heute die Darstellung von Diskriminierung im Rahmen einer neuen Sensibilisierung und eines neuen Opferdiskurses ausgeschlossen; durch Workshops zu Diskriminierung und Antirassismus in der Filmbranche, durch die Etablierung korrekter und nicht verletzender Sprechweisen, wird der erzählerischen Austragung negativer Affekte, verletzender Aussagen und Handlungen ein Riegel vorgeschoben. Eine mögliche Verhandlung von Diskriminierung findet so keinen Eingang in die aktuell entstehenden Produktionen.”

Es sei keine Lösung Diskriminierung aufgrund von Sensibilitäten auszuschließen, so Ezli. Vielmehr gelte es, sie sichtbar zu machen und ihre Mechanismen abzubilden, “um ihnen mit starken Figuren und starken Geschichten begegnen, sie letztlich für sich und für die Vielfalt der Gesellschaft überwinden zu können.”

 

Den kompletten Text lesen Sie im Rotunde-Blog der Evangelischen Akademie Tutzing.

PD Dr. Özkan Ezli wird auf der Tagung “Sehen und gesehen werden: Teilhabe im Film”, die die Evangelische Akademie Tutzing in Kooperation mit dem Filmfest München vom 25. bis 25. März 2022 veranstaltet, zu Gast sein.

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