Bundeswehr – auf dem rechten Weg?

Die Bundeswehr hat Probleme: mit ihrem Image allemal, mit „Haltung“ und „Führung“, sagt die Bundesverteidigungsministerin. Die jüngsten Debatten um Rechtsextremismus bei der Truppe wurden durch den Soldaten Franco A. ausgelöst, der verdächtigt wird, einen rechtsterroristischen Anschlag geplant zu haben. Wehrmachtsdevotionalien in Kasernen und weitere Verdächtige in braunen Netzwerken machen deutlich, dass die Probleme über den Einzelfall hinausweisen.

Genau darum kreiste die Diskussion „aus aktuellem Anlass“ am 3. Juli 2017 im Auditorium der Akademie: Die Präsidentin der Münchner Bundeswehruniversität Prof. Dr. Merith Niehuss, der Präsident des Bayerischen Soldatenbundes Oberst a.D. Richard Drexl sowie der Publizist Oberstleutnant a.D. Jürgen Rose diskutierten hitzig, und auch das Publikum war geteilter Meinung. Drexl betonte die konsequente Untersuchung und Ahndung aller Vorfälle und verwahrte sich sowohl gegen einen Generalverdacht wie auch gegen „eine rechtsextremistische Linie“ in der Bundeswehr, die weit zurückreiche. Gerade eine solche Linie konstatierte Jürgen Rose, selbst mehrfach Opfer von verbalen Drohungen aus rechten Kreisen und sorgfältiger Chronist solcher Vorfälle über die Zeit. Merith Niehuss betonte die Unterscheidung zwischen neu-rechten Positionen und wirklich zu verfolgenden rechten Äußerungen und Straftaten. Zwischen beiden  Bereichen versuchten sich manche allerdings in einer „Gratwanderung“, die man beobachten müsse.

Einig waren sich die drei in der Forderung, dass die gesellschaftliche Einbindung der Bundeswehr weiter verbessert werden müsse. Richard Drexl wollte ihre Rolle als Stabilitätsfaktor in der Bundesrepublik stärker gewürdigt sehen und wünschte sich mehr gesellschaftliche Identifikation mit den Belangen der Armee. Mit der Gründung der Bundeswehruniversitäten 1973 sei der richtige Schritt getan worden, um die Offiziersausbildung in das zivile akademische Leben einzubetten, sagte Niehuss. Wie man aber eine Lösung für die Lücke finde, die im Bereich der Traditionsbildung aufgrund der Einbindung der Wehrmacht in ein verbrecherisches System klaffe, das könne sie auch nicht genau benennen.  Jürgen Rose schlug vor, die Beispiele von Widerstandskämpfern und Lebensrettern aus dem Kreis der Wehrmachtsangehörigen stärker herauszuarbeiten.

Ulrike Haerendel

Foto: Oberstleutnant a.D. Jürgen Rose, Prof. Dr. Merith Niehuss, Dr. Ulrike Haerendel und Oberst a.D. Richard Drexl (c) Schwanebeck

Viele Themen auf der gegenwärtigen Agenda von Politik, Wirtschaft und Kultur verlangen nach einer zeitnahen Analyse. Mit dem Format “Aus Aktuellem Anlass” will die Akademie diesem Umstand Rechnung tragen und wandte sich am 3. Juli 2017 dem Thema Rechtsextremismus in der Bundeswehr zu. Auf dem Podium diskutierten v.l.: Oberstleutnant a.D. Jürgen Rose, Tagungsleiterin Dr. Ulrike Haerendel, sowie die Präsidentin der Universität der Bundeswehr München, Prof. Dr. Merith Niehuss, und Oberst a.D. Richard Drexl.

Foto: Schwanebeck

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