25 Jahre BISS

Am 17. Oktober 1993 kam in München die erste deutsche Straßenzeitung auf den Markt: BISS. Die Idee dazu entstand auf einer Tagung der Evangelischen Akademie Tutzing.

1991 waren obdachlose Menschen, Sozialarbeiter, Kirchenleute und Journalisten gemeinsam bei einer Tagung zum Thema Obdachlosigkeit in Tutzing auf die Idee gekommen, eine Straßenzeitschrift zu gründen. Der Titel: BISS – Bürger in sozialen Schwierigkeiten. Zwei Jahre später wurde aus der Idee Wirklichkeit. Die Zeitung erschien mit einer Auflage von 10.000 Exemplaren – und war bereits nach zwei Wochen ausverkauft.

Ein Jahr später, 1994, gründete BISS in London gemeinsam mit anderen Magazinen das Internationale Netzwerk der Straßenzeitungen (International Network of Streetpaper, INSP). Auch Prominente schließen sich an, BISS zu unterstützen: Für die erste Werbekampagne engagieren sich etwa Iris Berben und Uli Hoeneß für das Projekt, 1998 übernimmt der Münchner Modedesigner Rudolph Moshammer die Patenschaften für die ersten drei fest angestellten Verkäufer.

Heute sind 51 von 100 Verkäufern der Zeitung fest angestellt. Geschäftsführerin Karin Lohr berichtet im Editorial der Jubiläumsausgabe, dass BISS in den vergangenen 25 Jahren nicht nur fast 1000 meist obdachlosen Verkäufern in ihrer existenziellen Not helfen konnte. Das Projekt kam auch anderen Bedürftigen zugute, wie etwa „einer alleinerziehenden Mutter, einem Asylbewerber in der Ausbildung oder einem ehemals selbstständigen Autohändler, der nach einer psychischen Erkrankung sein Leben ganz neu aufbauen musste.“ Gleichwohl stellt Lohr fest, dass die Welt in den letzten 25 Jahren nicht gerechter geworden sei. Deshalb zu resignieren und aufzugeben, sei allerdings keine Alternative. „Wenn sich jeder von uns an seinem Platz und nach seinen Möglichkeiten für eine demokratische und solidarische Gesellschaft einsetzt, macht das in der Summe einen großen Unterschied. Wir sind viele…“, so Lohr.

Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing sieht das ähnlich: „25 Jahre BISS ist ein Grund zum Feiern: Einmal mehr war die Evangelische Akademie Tutzing als Geburtshelferin erfolgreich und hat die bundesweit erste Straßenzeitung mit initiiert.“ Kein Grund zum Feiern, so Hahn, sei hingegen die Ursache, die zur Gründung führte, nämlich dass „Bürger in sozialen Schwierigkeiten“ (BISS) nach wie vor an den Rand gedrängt werden. Er fügt an: „BISS ist Mahnung und Verpflichtung zugleich, noch intensiver für eine gerechte Gesellschaft einzutreten und Menschen die Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben zu sichern.“

Bild: Die Jubiläumsausgabe der “BISS” – im Hintergrund Schloss Tutzing. (Foto: dgr /eat archiv)

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