Zur Mahnung, in Gedenken und in Verbundenheit
Schloss Tutzing ist ein Ort mit einer bewegten Geschichte, die vor allem mit den Schlossbesitzern der jeweiligen Zeit zusammenhängen. Erinnerungen an Menschen und Begebenheiten finden sich in den verschiedensten Ecken und Winkeln des Schlosses. Die Gedenktafel an den früheren Schlossbesitzer Albert Hackelsberger befindet sich an der Westseite des Tutzinger Schlosshofes.
In Großbuchstaben und ohne Satzzeichen steht darauf zu lesen:
„Am Morgen des 20. September 1938 wurde der
christliche Politiker und Wirtschaftsfachmann
Dr. jur. Dr.phil. Albert Hackelsberger
einer der stellvertretenden Vorsitzenden der
Deutschen Zentrumspartei bis zu deren Unter-
gang 1933 Abgeordneter des Reichstags im
Schlosshof von der Gestapo festgenommen
er starb vor der Anklageerhebung beim Volks-
gerichtshof in Haft am 25. September 1940+++“
Seit 1989 befindet sich die Tafel an diesem Ort. Sie wurde von dem deutschen Bildhauer Fritz Koenig (1924-2017) geschaffen. Zu Koenigs bekanntesten Werken zählt die Große Kugelkaryatide („The Sphere“), die einst vor dem World Trade Center in New York stand.
Jedes Jahr am 25. September kommt die Schwiegertochter von Albert Hackelsberger, Dr. Min-Mi Hackelsberger-Liang, zur Gedenktafel im Schlosshof, um dort dem Vater ihres verstorbenen Ehemannes zu gedenken. In diesem Jahr wurde sie von Charlotte Ottow-von Bomhard begleitet, deren verstorbener Mann ein enger Weggefährte ihres Ehemanns Prof. Dr. Christoph Hackelsberger war.
Akademiedirektor Udo Hahn betonte anlässlich des Gedenkmoments die Verbundenheit der Akademie mit der Familie Hackelsberger. Die Erinnerung an Albert Hackelsberger und an das Schicksal, das ihm und seiner Familie widerfahren ist, gäben besonders in der heutigen, politisch aufgeheizten Zeit, Anlass zur Mahnung.
Mehr zur Geschichte des Schlosses lesen Sie hier.
Bild oben rechts: Akademiedirektor Udo Hahn, Dr. Min-Mi Hackelsberger-Liang sowie Charlotte Ottow-von Bomhard vor der Gedenktafel für Albert Hackelsberger (v.l.n.r.). (Foto: dgr/eat)
Gedenktafel für Albert Hackelsberger von Fritz Koenig. (Foto: dgr/eat)
Der Industrielle Dr. Dr. Albert Hackelsberger, verheiratet mit Helene von Eyck, Mitinhaberin der Firma, die die weltbekannten Weck-Gläser herstellt. Er hatte 1935 Schloss Tutzing gekauft – als Wohnsitz für sich und seine Familie. Der Zentrumspolitiker geriet jedoch bald ins Visier der Gestapo. Am 20. September 1938 wurde er morgens verhaftet, als er mit seinem Wagen durch das äußere Schlosstor fuhr. Der Vorwurf: Devisenvergehen. Zum Prozess kam es nicht mehr. Hackelsberger starb in Gestapo-Haft – am 25. September 1940.
(Foto: eat archiv)
