WIE RÄUBER UND GENDARM: EINMAL ALLES DURCHSPIELEN GUT UND BÖSE, SEX & CRIME SCHULD UND SÜHNE …
Wochenlang fieberten wir Karl May Filmen im Kino entgegen. Heute nehmen uns Django, John Wayne oder Geronimo, Sherlock Holmes, Maigret, Wallander oder der Tatort in Bann. Unser Herz schlägt für den kriminellen Rebellen, der gegen korrupte Ordnungshüter seine Freiheit sucht. Warum sind wir oft dennoch erleichtert, wenn am Ende das Recht siegt, auch wenn dies „ungerecht" sein mag?
Ein bisschen Winnetou oder Schimanski steckt halt in uns allen. Western und Krimi verarbeiten unser ureigenstes Verständnis für den unauflöslichen Zusammenhang von Gewalt und Ordnung. Sinnbildlich wird das im Showdown, wo die Menschen aufeinander treffen, welche die wider-streitenden Prinzipien verkörpern. So machen im Film Personen aus Werten spannende Erzählungen.
Wie im klassischen Mythos wiederholen sich Handlungsmuster, die in immer neuen Varianten durchgespielt werden. Wir finden uns wieder, im unerbittlichen Handlungszwang vor die Wahl gestellt: diskutieren oder machen? Für sich selbst einstehen, statt Argumenten auch mal Fäuste fliegen lassen!
So schildern Western und Krimi Situationen, worin der Akteur sich nicht hinter staatlichen Apparaten und gesellschaftlichen Strukturen verstecken kann. Es ist nicht immer klar, wer wirklich gut und böse ist. Dabei ist der Horizont, vor dem die Konflikte sich abspielen, immer der Kontrast, ob die Schönheit der Natur oder der Frieden der Zivilisation.
Im Film genießen wir Verbrechen als Unterhaltung, gehen Gewußtes, Geglaubtes und Gefürchtetes ungeahnte Wunschphantasien ein. Stehen wir, vom Sessel aus dem Täter auf der Spur, nicht alle unter Verdacht? Spurensicherung!
Auf eine Reise zur dunklen Seite der Ordnung laden wir herzlichst in die Evangelische Akademie Tutzing ein.
Prof. Dr. Katja Sarkowsky, Universität Münster
Dr. Mathias Eichhorn, Universität Frankfurt am Main
Pfr. Dr. phil. Jochen Wagner, Evangelische Akademie Tutzing
