Geschlecht – Eine persönliche & politische Geschichte

Geschlecht – Eine persönliche & politische Geschichte

29. April - 01. Mai 2022

Inhalt

„ICH IST EIN ANDERER" /„JE EST UN AUTRE"      
Arthur Rimbaud

Happy birthday to you! So feiern wir, auf die Welt gekommen zu sein. Ungefragt, wann, wo, wie, warum. In einen Leib gesteckt und einen Namen gegeben – doppelt unfrei wie einmalig bestimmt. Alles purer Zufall. Biologisch, gesellschaftlich, religiös, scheint klar zu sein, wer wer wie ist. Schon das biblische Votum, „fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein", atmet Gewissheit.

Doch wer bin ich wirklich? Philosophisch gilt als wahr, wenn Zeichen und Ding adäquat sind. Doch was bezeichnet mich als authentisch? Repräsentieren unsere gewohnten Signifikanten, Körper und Name, von Natur wie Kultur uns zugemutete Gaben, claire et distincte eine Identität? Wie lässt sich mit allgemeinen Begriffen unser jeweils eigenes, nonkonformes, nichtidentisches Selbst kommunizieren?

Unser Zeitalter ist das erste, das nicht mehr genau weiß, was das ist: ein Mann, eine Frau. Weder körperliche Merkmale noch Psyche und angelerntes Verhalten geben darüber sichere Auskunft. Längst ist eine mannigfaltige Diversität weder von Natur, Kultur oder Gott abwehrbar. Alles kann anders, vieles sein – meine Kontingenz nährt den Wunsch, meine persönliche Emanzipation als politischen Prozess zu lesen.

Christina von Braun, die 1997 in Deutschland erstmals den Studiengang Gender Studies einführte, widmet dem Thema Filme und Bücher. Zuletzt: „Geschlecht. Eine persönliche und eine politische Geschichte" (2021). Dies tun auch andere Wissenschaftler:innen und Forscher, Künstlerinnen und Filmemacher. Sie reflektieren Frauenrollen und -bilder, kommen zu neuen weiblichen und männlichen Selbstbildern, begreifen die Verschränkung von Subjekt- und Sozialgeschichte.

In der geplanten Tagung geht es nicht um eine weitere identitätspolitische Diskussion, nicht um das Für und Wider des Gendersternchens, sondern um die Frage, wie diese historisch einmalige Situation zustande kam und was sie charakterisiert. Wann begann dieser Prozess, was waren die ausschlaggebenden Faktoren? Welchen Einfluss hatte das religiöse Denken? Wie schlug er sich in Justiz, Politik, Ökonomie, Gesellschaft und Kultur nieder? Und auch: Wie geht unsere Psyche damit um? Allmählich bildet sich ein Mosaik heraus: Dieses Bild zu entziffern ist eine Gemeinschaftsaufgabe, zu der wir alle Interessierten sehr herzlich in die Evangelische Akademie Tutzing am Starnberger See einladen.

Pfr. Dr. phil. Jochen Wagner
Evangelische Akademie Tutzing

Prof. Dr. Christina von Braun
Humboldt-Universität zu Berlin

Tagungs-Programm

Freitag, 29. April 2022
Anreise ab 16:00 Uhr
18.00 UhrAbendessen
19.00 UhrGeschlecht Gabe der Natur, soziales Artefakt, persönlicher Entwurf?
Pfr. Dr. phil. Jochen Wagner
19.15 UhrGeschlecht – Plädoyer für einen altmodischen Begriff Einführung
Prof. Dr. Christina von Braun
20.00 Uhr„Große Freiheit“ Spielfilm von Sebastian Meise, D 2021
Einführung von Thomas Sparr
Gespräche in Gruppen
Anreise ab 16:00 Uhr
18.00 Uhr
Abendessen
19.00 Uhr
Geschlecht Gabe der Natur, soziales Artefakt, persönlicher Entwurf?
Pfr. Dr. phil. Jochen Wagner
19.15 Uhr
Geschlecht – Plädoyer für einen altmodischen Begriff Einführung
Prof. Dr. Christina von Braun
20.00 Uhr
„Große Freiheit“ Spielfilm von Sebastian Meise, D 2021
Einführung von Thomas Sparr
Gespräche in Gruppen
Samstag, 30. April 2022
07.45 UhrMorgenandacht in der Schlosskapelle
Pfr. Dr. phil. Jochen Wagner
09.00 UhrG*tt- m/w/d Feministisch theologische Blicke auf G*tt und Geschlecht im Buch Exodus und anderen biblischen Texten
Prof. Dr. Renate Jost
10.00 UhrGradiva, Mira und Co. Ästhetik und Geschlecht in Bildergeschichten
Dr. Susanne Lanwerd
11.00 UhrKaffeepause
11.30 UhrReflexivwerdung des Mannes – männliche Reflexivwerdung? Ironie und Renaissance der Männlichkeit nach dem Ende der Männer
Prof. Dr. Jörg Scheller
12.30 UhrMittagessen
14.00 UhrKein Familiendrama – nennt es Femizid Geschlechtsspezifische Gewalt als strukturelles Problem
Christina Clemm
15.00 UhrUnser Geschlecht – unser Menschenrecht Tessa Ganserer MdL
16.00 UhrKaffeepause
16.30 Uhr„Google Baby“: Globalisierung von Schwangerschaft im Internet Dr. Astrid Deuber-Mankowsky
17.30 UhrGibt es Heterosexualität?“ Ein homosexueller Aktivist macht sich Gedanken Dietmar Holzapfel
18.30 UhrAbendessen
19.30 UhrMein Leben mit Musik Ein Gespräch (via Zoom)
Gudrun Gut
20.30 UhrPlay your own thing Jeder Mensch ist eine blue note vom lieben Gott Musik live in der Schlossdiele
07.45 Uhr
Morgenandacht in der Schlosskapelle
Pfr. Dr. phil. Jochen Wagner
09.00 Uhr
G*tt- m/w/d Feministisch theologische Blicke auf G*tt und Geschlecht im Buch Exodus und anderen biblischen Texten
Prof. Dr. Renate Jost
10.00 Uhr
Gradiva, Mira und Co. Ästhetik und Geschlecht in Bildergeschichten
Dr. Susanne Lanwerd
11.00 Uhr
Kaffeepause
11.30 Uhr
Reflexivwerdung des Mannes – männliche Reflexivwerdung? Ironie und Renaissance der Männlichkeit nach dem Ende der Männer
Prof. Dr. Jörg Scheller
12.30 Uhr
Mittagessen
14.00 Uhr
Kein Familiendrama – nennt es Femizid Geschlechtsspezifische Gewalt als strukturelles Problem
Christina Clemm
15.00 Uhr
Unser Geschlecht – unser Menschenrecht Tessa Ganserer MdL
16.00 Uhr
Kaffeepause
16.30 Uhr
„Google Baby“: Globalisierung von Schwangerschaft im Internet Dr. Astrid Deuber-Mankowsky
17.30 Uhr
Gibt es Heterosexualität?“ Ein homosexueller Aktivist macht sich Gedanken Dietmar Holzapfel
18.30 Uhr
Abendessen
19.30 Uhr
Mein Leben mit Musik Ein Gespräch (via Zoom)
Gudrun Gut
20.30 Uhr
Play your own thing Jeder Mensch ist eine blue note vom lieben Gott Musik live in der Schlossdiele
Sonntag, 01. Mai 2022
07.45 UhrMorgenandacht in der Schlosskapelle
Pfr. Dr. phil. Jochen Wagner
09.00 UhrDie Auflösung des binären Denkens aus der Auflösung des Frau/Mann-Gegensatzes (oder: des Gegensatzes Mann-Frau?) (via zoom)
Prof. Dr. Klaus Theweleit
10.00 UhrVon Freiwilligen und Unfreiwilligen - Gewalt, Phantasie und Körperpolitik in der Geschlechterfrage Prof. Ines Geipel
11.00 UhrKNOSSOS Geschlechterbeziehung im heutigen Europa – oder Me Too
Beate Passow
12.00 UhrMode Fetisch Geschlecht Der nackten Wahrheit neue Kleider
Prof. Dr. Barbara Vinken
13.00 UhrEnde der Tagung mit dem Mittagessen
07.45 Uhr
Morgenandacht in der Schlosskapelle
Pfr. Dr. phil. Jochen Wagner
09.00 Uhr
Die Auflösung des binären Denkens aus der Auflösung des Frau/Mann-Gegensatzes (oder: des Gegensatzes Mann-Frau?) (via zoom)
Prof. Dr. Klaus Theweleit
10.00 Uhr
Von Freiwilligen und Unfreiwilligen - Gewalt, Phantasie und Körperpolitik in der Geschlechterfrage Prof. Ines Geipel
11.00 Uhr
KNOSSOS Geschlechterbeziehung im heutigen Europa – oder Me Too
Beate Passow
12.00 Uhr
Mode Fetisch Geschlecht Der nackten Wahrheit neue Kleider
Prof. Dr. Barbara Vinken
13.00 Uhr
Ende der Tagung mit dem Mittagessen

Referierende

Prof. Dr. phil. Christina von Braun, Kulturwissenschaftlerin, Autorin und Filmemacherin, Selma Stern Zentrum für jüdische Studien Berlin-Brandenburg, Humboldt Universität zu Berlin
Christina Clemm, Fachanwältin für Strafrecht und Familienrecht; Autorin „Akteneinsicht-Geschichten von Frauen und Gewalt", Berlin
Astrid Deuber-Mankowsky, Institut für Medienwissenschaft, Schwerpunkt: Medien-Gender Studies und Queer Theory, Medienphilosophie, Kultur- und Wissensgeschichte, Ruhr-Universität Bochum
Tessa Ganserer, MdB, Bündnis 90/Die Grünen, Berlin
Prof. Ines Geipel, Schriftstellerin und Professorin für Verskunst an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch", Berlin
Gudrun Gut, Musikerin, DJ, Moderatorin, Musikproduzentin und Inhaberin des Musiklabels Monika Enterprise, Berlin
Dietmar Holzapfel, Besitzer der „Deutschen Eiche" – Hotel Restaurant Sauna, Träger des Bayerischen Verdienstordens 2022, München
Prof. em. Dr. Renate Jost, Feministische Theologie, Gender und Religion, Augustana Hochschule Neuendettelsau
Prof. Dr. Susanne Lanwerd, Kulturwissenschaftlerin mit den Forschungsschwerpunkten Religionsästhetik, Geschlechterforschung und Psychoanalyse an der International Psychoanalytical University Berlin
Beate Passow, Bildende Künstlerin, München
Prof. Dr. Jörg Scheller, Professor im BA Fine Arts und im MA Art Education, Institute for Contemporary Art Research, Zürcher Hochschule der Künste; Kunstwissenschaftler, Journalist und Musiker, zertifizierter Fitnesstrainer, Biel und Zürich
Thomas Sparr, Editor-at-Large, Suhrkamp Verlag, Berlin
Prof. Dr. Klaus Theweleit, Kulturwissenschaftler, Psychoanalyse der Gewalt, Hochschule der Künste, Karlsruhe; Autor, Adorno Preisträger 2021, Freiburg im Breisgau
Prof. Dr. Barbara Vinken, Professorin für Allgemeine und Französische Literaturwissenschaft, Ludwig-Maximilians-Universität München, derzeit Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK), Kunstuniversität Linz, Wien (vorbehaltlich)

 

Literaturtipp

Simone de Beauvoir, Das andere Geschlecht, Rowohlt Verlag, Erstveröffentlichung 1949

Christina von Braun, Geschlecht – Eine persönliche und eine politische Geschichte, Propyläen Verlag, Berlin 2021

Preise & Informationen

 

VERANSTALTUNGSLEITUNG
Dr. phil. Jochen Wagner, Evangelische Akademie Tutzing
Prof. Dr. phil. Christina von Braun, Selma Stern Zentrum für jüdische Studien Berlin-Brandenburg, Humboldt Universität zu Berlin

ORGANISATION & INFORMATION
Anja Böhm, E-Mail: boehm@ev-akademie-tutzing.de; Tel. 08158 251-123. Ihre Anfragen zu der Veranstaltung erreichen uns in der Zeit von Montag bis Freitag von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr.

Anmeldung
Ihre Anmeldung erbitten wir über das Online-Formular auf unserer Homepage (s. auch QR-Code). Sie wird von uns bestätigt, ist verbindlich und Voraussetzung für die Teilnahme. Anmeldeschluss: 22. April 2022.

Abmeldung
Sollten Sie an der Teilnahme verhindert sein, bitten wir bis spätestens 22. April 2022 um entsprechende schriftliche Benachrichtigung. Unsere Stornobedingungen entnehmen Sie unserer Homepage.

Preise pro Person für die gesamte Veranstaltungsdauer (in Euro):

Vortragsgebühr                                                 80.–
(zzgl. Kaffee/Tee/Kuchen auch bei Teilnahme ohne Verpflegung)

Vollpension
– im Einzelzimmer                                          178.–
– im Zweibettzimmer                                      134.–
– im Zweibettzimmer als EZ                           194.–

Kurzzeitzuschlag für eine Übernachtung          10.–

Verpflegung (ohne Übernachtung/Frühstück)  58.–

Wir bitten um Begleichung bei Anreise durch Barzahlung oder EC-Karte. Bestellte und nicht in Anspruch genommene Einzelleistungen können nicht rückvergütet werden.

Die Tagung wird zu einem erheblichen Teil aus Kirchensteuermitteln finanziert.

Preisnachlass

Auszubildende, SchülerInnen, StudentInnen (bis zum 30. Lebensjahr) und Arbeitsuchende erhalten eine Ermäßigung von 50 %. Journalist-Innen wird der Teilnahmebeitrag erlassen, wenn ein aktueller Presseausweis einer ausstellungsberechtigten Organisation zusammen mit dem Auftrag zur Berichterstattung vorliegt. Eine Kopie Ihres Ausweises schicken Sie uns bitte mit Ihrer Anmeldung zu.

Weitere Informationen zu
Stornobedingungen / Ermäßigung / Schlosseuro / Datenschutz /AGB / Hygienekonzept / E-Mobilität / umweltfreundlicher Anreise und mögliche Sonderkost finden Sie unter dem Titel der Tagung auf unserer Homepage: ww.ev-akademie-tutzing.de (s. auch QR-Code)

Bildnachweis: © pixabay/ crossdressing-bilden-queer-gesicht-6184282/

Veranstaltungsnummer: 0842022

Ort & Anreise

Evangelische Akademie Tutzing / Schlossstraße 2+4 / 82327 Tutzing

Planen Sie Ihre Anreise schnell und einfach bei unserem Partner Green Mobility:

 


 
Dort finden Sie alle Anreisemöglichkeiten (mit dem PKW, Nah-/Fernverkehr, …) zu uns im direkten Vergleich
mit Hilfe von Echtzeitdaten und sparen sich so die zeitaufwendige Suche bei unterschiedlichen Anbietern.
 
Die Akademie verfügt nur über eine begrenzte Anzahl von Parkplätzen. Wir empfehlen die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Die Deutsche Bahn bietet auch die Möglichkeit, für Fahrten zu Seminaren und Tagungen das Veranstaltungsticket (VaT) im Geschäftskundenportal "CLASSIC" bzw. in der Großkundenlösung zu buchen.
 
MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN
Ab München Hbf: S-Bahn S6 (Tiefgeschoss) bis Endstation Tutzing oder Regionalbahn in Richtung Garmisch
bzw. Kochel. Fußweg vom Bahnhof zur Akademie: ca. 10 Minuten – Bahnhofstraße, Hallberger Allee,
Hauptstraße, Schlossstraße.
 
Tagungsgäste, die zur Anreise öffentliche Verkehrsmittel benutzen und dieses durch Vorlage ihres Fahrscheins (Mindestbetrag: 10.– €) an der Rezeption nachweisen können, erhalten auf den vollen (nicht ermäßigten) Tagungsbeitrag einen Preisnachlass.
Bitte beachten Sie abweichende Regelungen bei einzelnen Sonderveranstaltungen, z.B. Tagungen im Jungen Forum, Tages- und Abendveranstaltungen oder Konzerte!
 
MIT  DEM PKW
Mit dem Auto fahren Sie von München auf der A95 in Richtung Garmisch bis zur Abzweigung Starnberg,
von Starnberg auf der B2 bis Traubing, danach Abzweigung links nach Tutzing.