Praktiken des assistierten Suizids

Praktiken des assistierten Suizids

14. - 15. Februar 2022

Inhalt

Die Tagung wird auf den 24./25. November 2022 verschoben.
 
Oberstes Ziel ist es, mit dem Menschen, der über Suizid nachdenkt, in Beziehung zu treten.
                                                                                                                                                Diskussionspapier der Diakonie Deutschland (2020)

Schon gut zwei Jahre liegt das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zurück: Paragraf 217 StGB ist verfassungswidrig, weil er es faktisch unmöglich machte, in Deutschland bei einem Suizid professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das Gericht wertete das als unverhältnismäßige Einschränkung des grundlegenden Rechts auf Selbstbestimmung.
Dem Gesetzgeber steht frei, eine neue Regelung zu finden – erste Entwürfe lagen bereits in der vergangenen Legislaturperiode auf dem Tisch. In Kirche und Diakonie wurde parallel eine intensive Debatte geführt, wie mit dem Urteil und der sich abzeichnenden neuen Rechtslage umzugehen sei. Schließlich sahen sich beide in einer Grundüberzeugung herausgefordert: ihrem Selbstverständnis als Anwältinnen des Lebens.

Die Grundsatzdebatte ist besonders im vergangenen Jahr geführt worden: Die eine Seite betont: Es sei undenkbar, dass sich kirchliche und diakonische Einrichtungen an assistierten Suiziden beteiligten – bei allem Respekt vor der Notlage von Menschen, die in verzweifelten Lagen einen Wunsch nach Hilfe beim Suizid äußerten, und bei aller Bereitschaft, sie palliativmedizinisch und seelsorglich zu begleiten. Andere argumentieren, dass mit der Gabe des Lebens auch Freiheit und Selbstbestimmung so untrennbar mit gesetzt seien, dass auch kirchliche und diakonische Einrichtungen aus Achtung vor der Selbstbestimmung des einzelnen Menschen in letzter Konsequenz den assistierten Suizid ermöglichen müssten. Dies jedoch bei großem Bewusstsein für die Tragik von Situationen, in denen Menschen keinen anderen Ausweg sähen, und bei aller Betonung, zunächst alle anderen beratenden, seelsorglichen und palliativen Möglichkeiten auszuschöpfen, um Menschen andere Wege aufzuzeigen.

Unklar ist weiterhin, was die Debatte im Konkreten für die Praxis der kirchlichen Einrichtungen im Umgang mit Wünschen nach Suizidassistenz bedeutet. Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gelten im Detail? Wie kann ein institutionelles Schutzkonzept aussehen, das die Würde und Selbstbestimmung der Betroffenen wahrt, sie aber auch vor voreiligen, fremdbestimmten oder krankheitsinduzierten Entscheidungen schützt? Wie können auch Angehörige und Mitarbeitende in den betreffenden Einrichtungen geschützt und zugerüstet werden? Wie stellt sich die Situation aus den jeweiligen Perspektiven der unterschiedlichen Akteure, Werke und Einrichtungen dar, aber auch angesichts der breitgefächerten Arbeitsbereiche von Kirche und Diakonie? Welche alternativen Praktiken zum assistierten Suizid kommen infrage?

Wir wollen auf der bisherigen Debatte aufbauen und Fragen nach verantwortungsvollen Regelungen und konkreten Praktiken in den Einrichtungen nachgehen.
Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind!

Pfr. Dr. Hendrik Meyer-Magister, Studienleiter, Evangelischen Akademie Tutzing
Pfr. Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland e.V.

Tagungs-Programm

Montag, 14. Februar 2022
11.00 UhrAnreise
12.30 UhrBeginn der Tagung mit einem Mittagsimbiss
13.30 UhrBegrüßung und Einführung
Pfr. Dr. Hendrik Meyer-Magister
Pfr. Ulrich Lilie
13.45 UhrGrußwort und geistlicher ImpulsOKR Christian Kopp
14.00 UhrAutonome Selbstbestimmung?Ein Rückblick auf die Debatte über assistierten Suizid
Dr. Daniel Deckers
14.45 UhrPause
15.00 UhrLEBEN - Selbstbestimmung und LebensschutzAmbivalenzen im Umgang mit der Beihilfe zur Selbsttötung
Dr. Astrid Giebel
Dr. Jutta Ataie
15.45 UhrKaffeepause
16.15 UhrZum rechtlichen Rahmen des assistierten SuizidsBettina Limperg
17.00 UhrSafe spaces und GrauzonenHerausforderungen zwischen rechtlicher Normierung und Einzelfallsensibiliät
Prof. Dr. Peter Dabrock
17.15 UhrDie Perspektive der Palliative- und Hospizversorgung auf die SuizidassistenzProf. Dr. Claudia Bausewein
18.00 UhrAbendessen
19.00 UhrDie gesellschaftlichen Herausforderungen der neuen GesetzeslageProf. Dr. Armin Nassehi
anschließend: Begegnung und Gespräche in den Salons
11.00 Uhr
Anreise
12.30 Uhr
Beginn der Tagung mit einem Mittagsimbiss
13.30 Uhr
Begrüßung und Einführung
Pfr. Dr. Hendrik Meyer-Magister
Pfr. Ulrich Lilie
13.45 Uhr
Grußwort und geistlicher ImpulsOKR Christian Kopp
14.00 Uhr
Autonome Selbstbestimmung?Ein Rückblick auf die Debatte über assistierten Suizid
Dr. Daniel Deckers
14.45 Uhr
Pause
15.00 Uhr
LEBEN - Selbstbestimmung und LebensschutzAmbivalenzen im Umgang mit der Beihilfe zur Selbsttötung
Dr. Astrid Giebel
Dr. Jutta Ataie
15.45 Uhr
Kaffeepause
16.15 Uhr
Zum rechtlichen Rahmen des assistierten SuizidsBettina Limperg
17.00 Uhr
Safe spaces und GrauzonenHerausforderungen zwischen rechtlicher Normierung und Einzelfallsensibiliät
Prof. Dr. Peter Dabrock
17.15 Uhr
Die Perspektive der Palliative- und Hospizversorgung auf die SuizidassistenzProf. Dr. Claudia Bausewein
18.00 Uhr
Abendessen
19.00 Uhr
Die gesellschaftlichen Herausforderungen der neuen GesetzeslageProf. Dr. Armin Nassehi
anschließend: Begegnung und Gespräche in den Salons
Dienstag, 15. Februar 2022
07.45 UhrMorgenandacht in der Schlosskapelle
Pfr. Dr. Hendrik Meyer-Magister
08.00 UhrFrühstück
09.15 UhrMedizinische und pharmakologische Aspekte der SuizidassistenzDr. Klaus Kobert
10.00 UhrPause
10.15 UhrAssistierten Suizid ermöglichenWie sich Sozialpsychiatrie und Beratungsstellen bei der Diakonie auf die neue Rechtslage einstellen
Dr. Michael Frieß
11.00 UhrKaffeepause
11.30 UhrDie Perspektive Sterbefasten/FVNF - eine alternative Praktik zum assistierten Suizid?Dr. Ruben Zimmermann
12.15 UhrEinführung zum Austausch in Kleingruppen
12.30 UhrMittagessen
13.30 UhrFreier Austausch in Kleingruppen
14.30 UhrWie kann mit Wünschen nach Suizidhilfe in der Praxis umgegangen werden?Plenumsdiskussion
Moderation:
Daniel Wagner
15.30 UhrEthische und seelsorgerliche PerspektivenProfessor Dr. Reiner Anselm
Prof. Dr. Isolde Karle
15.45 UhrSchlusswort und VerabschiedungPfr. Ulrich Lilie
Pfr. Dr. Hendrik Meyer-Magister
16.00 UhrEnde der Tagung
07.45 Uhr
Morgenandacht in der Schlosskapelle
Pfr. Dr. Hendrik Meyer-Magister
08.00 Uhr
Frühstück
09.15 Uhr
Medizinische und pharmakologische Aspekte der SuizidassistenzDr. Klaus Kobert
10.00 Uhr
Pause
10.15 Uhr
Assistierten Suizid ermöglichenWie sich Sozialpsychiatrie und Beratungsstellen bei der Diakonie auf die neue Rechtslage einstellen
Dr. Michael Frieß
11.00 Uhr
Kaffeepause
11.30 Uhr
Die Perspektive Sterbefasten/FVNF - eine alternative Praktik zum assistierten Suizid?Dr. Ruben Zimmermann
12.15 Uhr
Einführung zum Austausch in Kleingruppen
12.30 Uhr
Mittagessen
13.30 Uhr
Freier Austausch in Kleingruppen
14.30 Uhr
Wie kann mit Wünschen nach Suizidhilfe in der Praxis umgegangen werden?Plenumsdiskussion
Moderation:
Daniel Wagner
15.30 Uhr
Ethische und seelsorgerliche PerspektivenProfessor Dr. Reiner Anselm
Prof. Dr. Isolde Karle
15.45 Uhr
Schlusswort und VerabschiedungPfr. Ulrich Lilie
Pfr. Dr. Hendrik Meyer-Magister
16.00 Uhr
Ende der Tagung

Referierende

Prof. Dr. Reiner Anselm, Inhaber des Lehrstuhls für Systematische Theologie und Ethik an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie Mitglied des Bayerischen Ethikrates
Dr. phil. Jutta E. Ataie, Sozialforscherin, Klinische Sozialarbeiterin und Sozialpädagogin; zuständig für das Arbeitsfeld Hospiz und Palliative Care in der Diakonie Deutschland im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung e.V.
Prof. Dr. med. Claudia Bausewein, Fachärztin für Innere Medizin mit Zusatzweiterbildung Palliativmedizin; Inhaberin des Lehrstuhls für Palliativmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie Direktorin der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin am Klinikum der Universität München; Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin
Prof. Dr. Peter Dabrock, Inhaber des Lehrstuhls für Systematische Theologie (Ethik) am Fachbereich Theologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg sowie von 2016 bis 2020 Vorsitzender des Deutschen Ethikrates
Dr. theol. Daniel Deckers, Frankfurter Allgemeine Zeitung, verantwortlicher Redakteur für „Die Gegenwart“, assoziierter Wissenschaftler der Hochschule Geisenheim University
Dr. phil. Michael Frieß, Pfarrer, Betriebswirt und Notfallsanitäter; tätig u.a. als Geschäftsführer im Bereich des Krisendienst Psychiatrie
Dr. theol. Astrid Giebel, Diakoniewissenschaftlerin, Pastorin und Krankenschwester; zuständig für die theologische Grundsatzarbeit in den Sozialpolitischen Handlungsfeldern der Diakonie Deutschland im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung e.V.
Prof. Dr. Isolde Karle, Inhaberin des Lehrstuhls für Praktische Theologie mit den Schwerpunkten Homiletik, Liturgik und Poimenik sowie Gründungsdirektorin des Instituts für Religion und Gesellschaft an der Ruhr-Universität Bochum
Dr. med. Klaus Kobert, Facharzt für Anästhesie und operative Intensivmedizin; Leitender Klinischer Ethiker im Evangelischen Klinikum Bethel
Oberkirchenrat Christian Kopp, Regionalbischof im Kirchenkreis München und Oberbayern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern sowie Vorsitzender des Beirats der Evangelischen Stiftung Hospiz
Ulrich Lilie, Pfarrer und Präsident der Diakonie Deutschland sowie stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Werkes für Diakonie und Entwicklung e.V.; Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW)
Bettina Limperg, Juristin; Präsidentin des Bundesgerichtshofs sowie Präsidentin des Netzwerks der Präsidenten der obersten Gerichtshöfe der Europäischen Union
Prof. Dr. phil. Armin Nassehi, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München; u.a. Mitglied des Bayerischen Ethikrats sowie der Leopoldina. Nationale Akademie der Wissenschaften
Mag. theol. Daniel Wagner, Journalist, Pressesprecher des Diakonischen Werks Bayern sowie Autor und Moderator von „MIKA, dem Podcast der Diakonie in Bayern“
Prof. Dr. theol. Ruben Zimmermann, Professor an der Ev.-theol. Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz mit den Schwerpunkten Neues Testament und Ethik; Gründungsmitglied des Mainzer Forschungszentrums „Ethik in Antike und Christentum“

Preise & Informationen

VERANSTALTUNGSLEITUNG
Dr. Hendrik Meyer-Magister, Evangelische Akademie Tutzing

ORGANISATION & INFORMATION
Cornelia Spehr, E-Mail: spehr@ev-akademie-tutzing.de; Tel. 08158 251-125. Ihre Anfragen zu der Veranstaltung erreichen uns in der Zeit von Montag bis Freitag von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr.

Anmeldung
Ihre Anmeldung erbitten wir über das Online-Formular auf unserer Homepage (s. auch QR-Code). Sie wird von uns bestätigt, ist verbindlich und Voraussetzung für die Teilnahme.
Anmeldeschluss: 31. Januar 2022

Abmeldung
Sollten Sie an der Teilnahme verhindert sein, bitten wir bis spätestens 7. Februar 2022 um entsprechende schriftliche Benachrichtigung. Unsere Stornobedingungen entnehmen Sie unserer Homepage.

Preise pro Person für die gesamte Veranstaltungsdauer:

Vortragsgebühr                                                                                 55.– €
(zzgl. Kaffee/Tee/Kuchen auch bei Teilnahme ohne Verpflegung à 4.– €)

Vollpension
– im Einzelzimmer                                                                        100.– €
– im Zweibettzimmer                                                                      78.– €
– im Zweibettzimmer als EZ                                                        108.– €
Verpflegung (ohne Übernachtung/Frühstück)                                40.– €

Wir bitten um Begleichung bei Anreise durch Barzahlung oder EC-Karte. Bestellte und nicht in Anspruch genommene Einzelleistungen können nicht rückvergütet werden.

Die Tagung wird zu einem erheblichen Teil aus Kirchensteuermitteln finanziert.

Preisnachlass
Auszubildende, SchülerInnen, StudentInnen (bis zum 30. Lebensjahr) und Arbeitsuchende erhalten eine Ermäßigung von 50 %. JournalistInnen wird der Teilnahmebeitrag erlassen, wenn ein aktueller Presseausweis einer ausstellungsberechtigten Organisation zusammen mit
dem Auftrag zur Berichterstattung vorliegt. Eine Kopie Ihres Ausweises schicken Sie uns bitte mit Ihrer Anmeldung zu.

Weitere Informationen zu
Stornobedingungen/Ermäßigung/Schlosseuro/Datenschutz/AGB/ Hygienekonzept/ umweltfreundlicher Anreise und mögliche Sonderkost finden Sie unter dem Titel der Tagung auf unserer Homepage: www.ev-akademie-tutzing.de

Bildnachweis: © Adobe Stock.com
Veranstaltungsnummer: 0382022

Ort & Anreise

Evangelische Akademie Tutzing / Schlossstraße 2+4 / 82327 Tutzing

Planen Sie Ihre Anreise schnell und einfach bei unserem Partner Green Mobility:

 


 
Dort finden Sie alle Anreisemöglichkeiten (mit dem PKW, Nah-/Fernverkehr, …) zu uns im direkten Vergleich
mit Hilfe von Echtzeitdaten und sparen sich so die zeitaufwendige Suche bei unterschiedlichen Anbietern.
 
Die Akademie verfügt nur über eine begrenzte Anzahl von Parkplätzen. Wir empfehlen die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Die Deutsche Bahn bietet auch die Möglichkeit, für Fahrten zu Seminaren und Tagungen das Veranstaltungsticket (VaT) im Geschäftskundenportal "CLASSIC" bzw. in der Großkundenlösung zu buchen.
 
MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN
Ab München Hbf: S-Bahn S6 (Tiefgeschoss) bis Endstation Tutzing oder Regionalbahn in Richtung Garmisch
bzw. Kochel. Fußweg vom Bahnhof zur Akademie: ca. 10 Minuten – Bahnhofstraße, Hallberger Allee,
Hauptstraße, Schlossstraße.
 
Tagungsgäste, die zur Anreise öffentliche Verkehrsmittel benutzen und dieses durch Vorlage ihres Fahrscheins (Mindestbetrag: 10.– €) an der Rezeption nachweisen können, erhalten auf den vollen (nicht ermäßigten) Tagungsbeitrag einen Preisnachlass.
Bitte beachten Sie abweichende Regelungen bei einzelnen Sonderveranstaltungen, z.B. Tagungen im Jungen Forum, Tages- und Abendveranstaltungen oder Konzerte!
 
MIT  DEM PKW
Mit dem Auto fahren Sie von München auf der A95 in Richtung Garmisch bis zur Abzweigung Starnberg,
von Starnberg auf der B2 bis Traubing, danach Abzweigung links nach Tutzing.