MIT DIESEM EINSATZ STAND MEIN GANZES LEBEN AUF DEM SPIEL!
Der Spieler (Fjodor Dostojewski)
Der Spieler (Fjodor Dostojewski)
Der Spieler in Fjodor Dostojewskis Roman gesellt sich zu denjenigen, die am Kurort „vom Morgen bis in die Nacht hinein spielen und womöglich auch noch die ganze Nacht über bis zum Morgengrauen würden spielen wollen, wenn es gestattet wäre.“ Wie von Sinnen eilt er von Gewinn zu Gewinn, streicht Münzen und Scheine ein, setzt immer wieder alles ein: „gedankenlos, aufs Geratewohl, wie es sich gerade traf, ohne jede Berechnung!“ Ein zwischenzeitlicher Verlust macht ihn rasend vor Wut: ein Augenblick, „in welchem meine Empfindung eine gewisse Ähnlichkeit gehabt haben mag mit der Empfindung der Madame Blanchard, als sie in Paris vom Luftballon herabfiel und auf die Erde zustürzte.“ Nur einmal an diesem Abend kommt er kurz zur Besinnung und erkennt das existenzielle Risiko, im Spiel alles zu verlieren.
Wann wird der Rausch zur Sucht? Auf der Suche nach dem Kick geraten Menschen in verhängnisvolle Abhängigkeiten: von Stoffen und Substanzen, wie Alkohol und Medikamenten, aber auch von Verhaltensweisen. Das Glücksspiel gilt als eine solche, besonders verheerende Sucht, die leicht Existenzen vernichtet. Heute ist mit der Internet- und Computerspielsucht eine weitere dazugekommen. Das Internet macht den Traum der Spieler in Dostojewskis Roman wahr: vom Morgen bis in die Nacht und die ganze Nacht bis zum Morgengrauen zu spielen. Das weltweite Netz ist 24/7 verfügbar, stets zu Diensten, Sie zu ruinieren. Was am Ende der Sucht bleibt, ist die Sehnsucht nach dem Glück, wenn sich der Rausch schon längst nicht mehr einstellt.
Wie verbreitet sind Süchte, welche Formen gibt es? Was macht Menschen anfällig für Suchtverhalten, wo dockt eine Sucht psychosomatisch an? Ist das berühmtberüchtigte Glas Rotwein am Abend gesund oder der Einstieg in eine Abhängigkeit? Wie lässt sich individuell und gesellschaftlich vorbeugen? Und können und wollen wir uns umgekehrt eine Gesellschaft vorstellen, die immer nur „nüchtern und wachsam“ (1. Petrus 5,8) ist? Hat nicht der Genuss von Rauschmitteln in der Kunst, Literatur und Musik zu großen Werken beigetragen? Beflügelt der Rausch nicht Geist und Seele, um inspiriert alltägliche Probleme neu in den Blick zu nehmen und visionär konstruktiv Lösungen zu suchen? Zwischen Horizonterweiterung und dem Tunnelblick der Abhängigkeit – wo liegt das Maß? Im Blickwechsel zwischen Literatur und Wissenschaft betrachten wir das Phänomen „Sucht“ – zwischen Rausch, Risiko und Resilienz. Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind!
Pfr. Dr. Hendrik Meyer-Magister
stellvertretender Direktor und Studienleiter Evangelische Akademie Tutzing
Barbara Greese
Rezitatorin und Rhetoriktrainerin, München






