Studientag zwischen Waschtrommelröstern und Badewannenmüsli

Studientag – das hört sich nach Theorie an. Zugegeben, wir mögen Theorien, Diskussionen und den akademischen Austausch an unserer Akademie. Aber wir schätzen auch die Praxis. Dieses Jahr richtete sich der Studientag für die Mitarbeiterschaft der Evangelischen Akademie Tutzing an einem lebensnahen Thema aus. Wir haben uns gefragt: Woher kommen eigentlich die Lebensmittel für die Evangelische Akademie Tutzing? Woher die Brühe für die Suppen oder das Müsli zum Frühstück?  Wir setzen auf regionale Produkte aus nachhaltiger Erzeugung. Ein Partner dabei ist ein Bio-Lebensmittelhersteller aus dem Allgäu. Zeit, unseren Studientag einem Besuch zu widmen.

Seit 1995 beliefert Rapunzel Naturkost die Evangelische Akademie Tutzing mit Lebensmitteln wie Nüssen, Trockenobst, Bohnen oder Rohrzucker. Der diesjährige Studientag aller Akademieangestellten galt einem Besuch der Firma in Legau – und dem Eintauchen in ihre bemerkenswerte Geschichte. Bunte Fotos zeigen zwei Idealisten in Birkenstocksandalen: Joseph Wilhelm und Jennifer Vermeulen. Mitte der 1970er Jahre gründete das Paar eine Selbstversorgergemeinschaft auf einem Bauernhof nahe Augsburg. Ihre Idee: kontrolliert biologische, naturbelassene und vegetarische Lebensmittel herzustellen. Zu dem Hof kam ein Naturkostladen und bald fingen Wilhelm und Vermeulen an, erste Müslis, Nussmuse und Fruchtschnitten selbst herzustellen.

Im „Rapunzel“-Museum in Legau lassen sich heute die Badewannen bestaunen, in denen zur Anfangszeit die Müslis gemischt wurden. Zum Rösten der Nüsse war eine Waschtrommel umgerüstet worden. Wie aus einer fernen Zeit gefallen sehen diese Ausstellungstücke heute aus – vor allem, wenn man nach nebenan blickt. Dort stehen eine hochmoderne Produktionsanlage und eine der Lagerhallen. Das Unternehmen hat mittlerweile 370 Mitarbeiter und ein Sortiment von 600 Produkten. Das soziale Engagement von Rapunzel wurde mehrfach ausgezeichnet.

Rapunzel, das Märchen und die Widerstandsfähigkeit

„Die Zusammenarbeit mit Firmen, die sich gegen Umweltzerstörung, Ungerechtigkeit und Armut in der Welt engagieren, ist die logische Fortführung des Nachhaltigkeitsprinzips, das auch die Evangelische Akademie Tutzing verfolgt“, sagt Annette Findeiß, Verwaltungsleiterin der Evangelischen Akademie Tutzing. „Als kirchliche Einrichtung tragen wir hier besondere Verantwortung“, fügt sie hinzu. Deswegen verfolge die Akademie seit den 1970er Jahren konsequent Umweltziele und trage seit 2014 das Umweltmanagementsystems-Gütesiegel der Europäischen Union EMAS.

Am Ende des Studientages in Legau sind viele Erkenntnisse aus der Lebensmittelherstellung gewonnen und die meisten Fragen beantwortet. Eine Antwort fehlt noch: Warum eigentlich der Name? Rapunzel als weitere Bezeichnung für Feldsalat, sei eine sehr widerstandsfähige Pflanze, so Marketing-Mitarbeiterin Ute Kurtz. Die Tatsache, dass der Salat sogar unter einer Schneedecke gedeihe, sei für die Firmengründer ein gutes Gleichnis gewesen, ihr Anliegen selbst gegen viele Widerstände in die Welt zu bringen. Doch auch die Märchenwelt spiele eine gewisse Rolle: Firmenmitgründerin Vermeulen, eine gebürtige Belgierin, habe zu Beginn ihrer Zeit in Deutschland vor allem durch Märchen Deutsch gelernt.

eat/dgr

Bild oben: Studientag bei Rapunzel Naturkost
Bildquelle: dgr / eat archiv

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