Soziologe Vogel fordert “konstruktive Einsamkeitspolitik”

Der Göttinger Soziologe Berthold Vogel sieht in Einsamkeit mehr als ein persönliches Problem. Er bezeichnet sie als “soziale Provokation”, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt schwächt. Gemeinsam mit Vertretenden von Verbänden, Expertinnen und Experten diskutiert er das Thema Ende Oktober in Tutzing bei der Tagung “Die vielen Einsamkeiten”.

Im aktuellen Gastbeitrag für den Rotunde-Blog der Evangelischen Akademie Tutzing plädiert der Göttinger Soziologe Berthold Vogel dafür, “Einsamkeit als eine soziale, politische und institutionelle Herausforderung zu verstehen, die an den sozialen, kulturellen und nicht zuletzt emotionalen Grundfesten demokratischer Gesellschaften rührt.” Er fordert eine “konstruktive Einsamkeitspolitik”, die sowohl auf die Veränderungen in Arbeitswelt und familiären Strukturen reagiert als auch auf die Vernachlässigung öffentlicher Räume.

Damit in der Gesellschaft mehr Verbundenheit und weniger Einsamkeit entsteht, müssten mehr Öffentlichkeiten geschaffen werden, “die einladend sind, Zugänge ermöglichen, aber eben nicht erzwingen.” Einsamkeit als soziale Frage anzuerkennen bedeute in erster Linie “den Fragen von Gemeinwohl und Gleichwertigkeit, von Kooperation und Kommunikation mehr finanzielle wie infrastrukturelle Zuwendung und damit mehr gesellschaftspolitische Aufmerksamkeit zu geben.”, so Berthold Vogel weiter. Seinen vollständigen Gastbeitrag können Sie hier abrufen.

Vogel ist Professor für Soziologie an der Universität Göttingen, geschäftsführender Direktor des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (SoFi e.V.) sowie Sprecher des Standorts Göttingen im Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ). Er wird auf der Tagung Die vielen Einsamkeiten”, die vom 31. Oktober bis 2. November 2025 in der Evangelischen Akademie Tutzing stattfindet, zum Thema Einsamkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt sprechen sowie beim Abschlusspanel Podiumsgast sein – neben Christian Druck vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales und Pfarrerin Gudrun Scheiner-Petry, Leiterin der Wirkstatt evangelisch in Nürnberg. Thema des Panels: Herausforderungen für Politik und Zivilgesellschaft. Es moderiert Katharina Griepenburg, Referentin der Vorstandsspecherin der Diakonie München und Oberbayern, Andrea Betz. Die diakonischen Träger in München, Weilheim und Bad Tölz engagieren sich mit dem Projekt “Diakonie verbindet. Wege aus der Einsamkeit.” für mehr Unterstützung von einsamen Menschen und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Alle Infos zum Programm der Tagung, den Anmeldemodalitäten sowie die komplette Liste der Referierenden finden Sie hier.

Die Tagung findet statt in Kooperation mit: Wirkstatt evangelisch der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Altenarbeit in der Evangelischen Kirche Deutschland (EAfA), Diakonie München und Oberbayern sowie dem Spitzenverband der Diakonie in der Region München, Weilheim und Bad Tölz.

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