Klärungsbedürftig: das digitale Afterlife

Unsterblich sein – nie waren wir näher dran. Es gibt Hologramm-Unternehmen, die Tote lebendig erscheinen lassen, Künstliche Intelligenz, die durch digitale Avatare real gestorbene Menschen zum Leben erweckt und jede Menge Daten im virtuellen Raum, die Menschen nach ihrem Ableben hinterlassen. Der Umgang mit diesen Daten sollte unbedingt geklärt werden, findet die Trendanalystin Stefanie Schillmöller.

Jeder Mensch sollte sich zu Lebzeiten nicht nur Gedanken machen, mit welchen Daten er seinen “digitalen Zwilling” füttert – sondern auch wie mit diesen Daten nach dem Tod umgegangen werden soll. Das ist die Meinung von Stefanie Schillmöller, die sich dem Umgang mit Tod und Sterben aus der Sicht einer Trendanalystin auseinandersetzt.

In einem Beitrag für den Rotunde-Blog der Evangelischen Akademie Tutzing stellt sie Fragen, die sich aus dem alltäglichen Umgang mit unseren digitalen Daten ergeben: “Wem gehören all die Daten, die wir hinterlassen? Wie werden wir in diesem modernen kollektiven Bewusstsein in Erinnerung bleiben? Brauchen wir ein digitales Testament? Und wie wirkt sich das auf den Trauerprozess der Hinterbliebenen aus?”

Schillmöller erinnert nicht nur an die Netflix- und Social-Media-Konten von Nutzerinnen und Nutzern, sondern auch an Crypto-Währungen, vernetzte Geräte zu Hause oder “mobile Schreine”, wie sie Datensammlungen auf Smartphones beschreibt. Zudem kämen weitere Formen digitaler Auferstehungen zusehends in Mode wie etwa Hologramme Verstorbener, die ihre eigene Trauerrede halten oder Anstrengungen großer Tech-Unternehmen, durch Künstliche Intelligenz mit persönlichen Merkmalen wie zum Beispiel der Stimme, intelligente Chatbots zu erstellen.

“Mit den neuen Technologien werden nicht nur große Versprechen in die Welt gesetzt, sondern auch soziale, rechtliche, ethische und moralische Probleme geschaffen. Wer hat überhaupt das Recht, digitale Wiedergängerinnen und Wiedergänger zu erschaffen? Was ist mit dem Recht auf Vergessen oder Vergessenwerden? Viele dieser Fragen sind noch ungeklärt und sollten so schnell wie möglich in Gesellschaft und Politik diskutiert werden.”, so Schillmöller.

Auf individueller Ebene rät Stefanie Schillmöller dazu, schon zu Lebzeiten “death cleaning” zu betreiben, das bedeutet regelmäßig Abonnements und Accounts zu löschen, die man nicht mehr nutzt und einen digitalen Nachlassverwalter zu bestimmen.

Den kompletten Text lesen Sie im Rotunde-Blog der Evangelischen Akademie Tutzing. Stefanie Schillmöller wird auf dem 33. Medizin-Theologie-Symposium mit dem Titel “Den Tod vor Augen” vom 8. bis 10. April 2022 zu Gast an der Evangelischen Akademie Tutzing sein. Weitere Informationen hier.

Hinweis:
Der Beitrag ist zugleich Gastkolumne im April-Newsletter der Akademie. Er erscheint am 1. April 2022. Sie können den monatlichen Newsletter unter diesem Link abrufen und wenn Sie möchten, auch abonnieren.

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