Geschichten erzählen – mit dem Saxophon

Mit Titelmelodien für TV-Serien wie “Tatort”, “Liebling Kreuzberg” und “Ein Fall für zwei” sowie mit seinen Kompositionen für Kinofilme wie “Das Boot” und “Die unendliche Geschichte” berührte der Jazzmusiker Klaus Doldinger ein Millionenpublikum. Zum Tod des Saxophonisten am 18. Oktober erinnert Direktor Udo Hahn an einen besonderen Auftritt im Musiksaal der Akademie.

Von Klaus Doldinger kann man nur in Superlativen sprechen und es ist keinesfalls übertrieben, ihn als Musiklegende zu bezeichnen. Der weltberühmte Jazzmusiker starb am 18. Oktober im Alter von 89 Jahren. Im Saxophon hatte er sein Instrument gefunden und einen Musikstil entwickelt, der ihn, so “Der Spiegel” zum “heimlichen Lieblingskomponisten der Deutschen” machte.

1936 in Berlin geboren, lebte er bis Kriegsende in Wien. Danach flüchtete die Familie nach Bayern und weiter nach Düsseldorf. Noch während seiner Schulzeit bekam er am Robert-Schumann-Konservatorium in Düsseldorf ein Stipendium und studierte Klavier und Klarinette. Nach dem Abitur Musikwissenschaften und Tontechnik. Mit Freunden gegründete er die die Dixieformation The Feetwarmers, denen das Klaus Doldinger Quartett folgte. 1971 gründete er Passport – unter anderem mit Udo Lindenberg am Schlagzeug.

Seit 1964 erhielt Doldinger immer wieder Kompositionsaufträge aus Industrie, Medien- und Werbebranche, Theater, Film und Fernsehen. Mit dem Lied “Hol’ Dir die fröhlichen Blumen, hol’ Dir das fröhliche Pril” prägte er einen der bekanntesten Werbeslogans in den 1970er Jahren. Mit höchsten Wiedererkennungsfaktor und Ohrwurmqualität entstanden Titelmelodien für TV-Serien wie “Tatort”, “Liebling Kreuzberg” und “Ein Fall für zwei” sowie der Soundtrack für Kinofilme wie “Das Boot” und “Die unendliche Geschichte”.

Auch in der Evangelischen Akademie Tutzing ist Klaus Doldinger aufgetreten. Anlässlich des Jahresempfangs 2018 der Akademie rahmte Doldinger mit einer Passport-Formation die Festrede von Filmproduzent Oliver Berben und begeisterte die Besucherinnen und Besucher. Ich erinnere noch genau, wie ich zu Beginn des Festakts im Musiksaal die Augenschloss und Doldinger die “Das Boot”-Titelmelodie intonierte und mir ein Schauer über den Rücken lief. Für einen Augenblick war ich wie gebannt. Als ich ihm nach seinem Auftritt von diesem Erlebnis berichtete, schmunzelte er. Ich war nicht der Erste, der ihm diese Erfahrung schilderte. Wie es ihm gelingt, solche Melodien zu komponieren, wollte ich von ihm wissen. “Sie entstehen in meinem Kopf”, antwortete er und ich war nicht wirklich schlauer. Doldinger gilt als akribischer Arbeiter, der mit seinem Saxophon auch ständig etwas ausprobierte.

Was mich an seiner Musik ganz besonders fasziniert: dass sie eigene Geschichten erzählt und Stimmungen hervorruft, ohne dass man Handlung der Serien und Filme dazu kennen muss. Ein wahrer Meister seines Fachs.

Der Autor, Udo Hahn, ist Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing.

Bild: Klaus Doldinger 2018 bei seinem Auftritt während des Jahresempfangs der Evangelischen Akademie Tutzing. (Foto: Haist / eat archiv)

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