Zum Tod von Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker

Am Samstag, den 31. Januar 2015, verstarb im Alter von 94 Jahren Deutschlands Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Sein Engagement als protestantischer Christ – dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gehörte von Weizsäcker von 1970 bis 1984 an – brachte er auch immer wieder in die Akademiearbeit ein.

So referierte er bereits auf der Sommertagung des Politischen Clubs im Jahre 1969 über „Die Bundesrepublik nach 20 Jahren“, damals in seiner Funktion als Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages. In seinem Vortrag stellte von Weizsäcker fünf Thesen auf, die, wie er sagte, „die Richtung auf der Suche nach neuen politischen Zielen weisen können.“

Im Jahr 1978 zog von Weizsäcker zum 25-jährigen Bestehen des Politischen Clubs Bilanz darüber, was der Club in diesem Vierteljahrhundert erreicht hat und wo es Defizite gegeben habe. Mit ihm diskutierten der DGB-Vorsitzende Heinz Oskar Vetter, Handelstag-Präsident Otto Wolff von Amerongen, Liselotte Funcke, die Bürgermeister Dietrich Stobbe (Berlin) und Hans Koschnick (Bremen) sowie Bayerns Justizminister Karl Hillermeier.

Richard von Weizsäcker war von 1984 bis 1994 Staatsoberhaupt, und somit fielen in seine zehnjährige Amtszeit die friedliche Revolution in der DDR und die deutsche Wiedervereinigung. In Tutzing erörterte er im Januar 1990 das Thema „Neue Antworten auf die deutsche Frage.“

In der Zeit vom 25. bis 27. Mai 2001 führte die Evangelische Akademie Tutzing zusammen mit der Theodor-Heuss-Stiftung die Tagung „Für Demokratie bürgen“ durch. Anlass für diese Kooperationsveranstaltung war der 80. Geburtstag von Hildegard Hamm-Brücher. Von nah und fern waren sie gekommen, um der Grande Dame der FDP zu gratulieren und mit ihr über die von ihr aufgeworfene These zu streiten, „woran unsere Verfassungswirklichkeit krankt und was wir dazu beitragen können, um offenkundige Fehlentwicklungen zu korrigieren.“ Mit von der Partie waren als Diskutanten auch die beiden Alt-Bundespräsidenten Walter Scheel und Richard von Weizsäcker.

Die Bundesrepublik Deutschland und die Evangelische Akademie Tutzing werden seine mahnende Stimme vermissen.

Axel Schwanebeck