WELCHE ZUKUNFTSBILDER ZEICHNEN WIR?
Eine Ärztin untersucht ein Kind. Im Hintergrund sind weitere Menschen zu sehen: jüngere Kinder, eines im Tragetuch einer Frau, dazu ein Mensch in blauer Kleidung – vielleicht eine Pflegekraft? Die Szene wirkt aufgeräumt, hell und ruhig. Es ist keine Notsituation. Alle machen den Eindruck, sicher und in guten Händen zu sein, allen voran das Kind auf der Liege.
Dieses Bild haben Menschen an die Wand einer Klinik in Maputo in Mosambik gemalt. Ein utopisches Wunschbild? Vielleicht. Vermutlich aber ihre konkrete Vision davon, wie sie sich die Gesundheitsversorgung in Mosambik in der Zukunft ausmalen.
Die internationale Entwicklungszusammenarbeit – gerade auch im Gesundheitsbereich – ist 2025 von massiven Disruptionen erschüttert worden. USAID, die größte und finanzstärkste Organisation weltweit, wurde im Sommer 2025 von der US-Administration aufgelöst. Andere Staaten ziehen nach. Auch Deutschland kürzt seinen Etat um acht Prozent. Die Folgen des Rückzugs der USA sind dramatisch, nur ein Beispiel: Verhütungsmittel im Wert von fast zehn Millionen Dollar, die bereits in den Depots zur Auslieferung in Krisengebiete lagerten, aber auch tonnenweise Notfalllebensmittel für hungernde Menschen konnten nicht ausgeliefert werden. Bis 2030 ist so das Leben von Millionen Menschen weltweit auf unterschiedliche Weise bedroht.
Welche Zukunftsbilder globaler Gesundheitsversorgung lassen sich in dieser Situation skizzieren? Neuere Begriffe wie „One Health" und „Planetary Health" beziehen Fragen des Schutzes der natürlichen Ressourcen programmatisch mit ein. In der Praxis kommt spirituellen Aspekten und psychischer Gesundheit eine wachsende Aufmerksamkeit zu. Angesichts der jüngsten Entwicklungen stellt sich auch die Frage, ob Gesundheitsversorgung lokaler und damit resilienter gegenüber weltpolitischen Verwerfungen aufgestellt werden kann. Darüber hinaus: Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz dabei, Menschen im globalen Süden in ihrer Gesundheitsversorgung selbstbestimmter zu machen? Wie kann Frauengesundheit mehr Beachtung bekommen und wie können Frauen – häufig in ihrem Umfeld die Gesundheitsexpertinnen – in ihrer Rolle gestärkt werden? Nicht zuletzt muss sich der globale Norden seiner kolonialen Vergangenheit stellen, auch in der öffentlichen Gesundheitsversorgung.
Wie kann das Bild an der Klinikmauer in Maputo nicht bloß Vision bleiben, sondern Realität werden? Welche anderen Bilder stellen wir daneben?
Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen!
Dorothea Grass, Evangelische Akademie Tutzing
Dr. med. Dipl. Psych. Wolfgang Krahl, Internationales Netzwerk zur Entwicklungszusammenarbeit im Bereich psychische Gesundheit e.V. (i.nez)
Dr. med. Dr. rer. nat. Dipl. Biol. Carsten Köhler, Kompetenzzentrum für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie am Universitätsklinikum Tübingen, Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) e.V.
Prof. Dr. med. Dr. PH Timo Ulrichs, Lehrstuhl für Globale Gesundheit, Akkon-Hochschule für Humanwissenschaften Berlin





