Meine Zeit steht in – wessen Händen? (Kulmbach)

Meine Zeit steht in – wessen Händen? (Kulmbach)

01. April 2022

Inhalt

Meine Zeit steht in deinen Händen. 
                                                                Psalm 31,16

Wir können uns weder selbst zur Welt bringen, noch den Zeitpunkt unseres Todes vorherbestimmen. Wir haben das Leben letztlich nicht in der eigenen Hand. Das ist eine uralte menschliche Erfahrung. Schon im Alten Testament gilt als glücklich, wer sich zur rechten Zeit, „alt und lebenssatt“ zu seinen Ahnen legen darf. Aber die Bibel kennt auch das Gegenteil: frühe Tode und unerfüllt verrinnendes Leben. „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen!“ Hiob kann ein Lied davon singen. „Meine Zeit steht in deinen Händen!“ so formuliert der Psalmist, was Jesus von Nazareth schließlich seinen Jüngerinnen und Jüngern predigt: dass niemand seiner (Lebens-)länge auch nur eine Elle zusetzen könne, so sehr wir uns auch darum bemühen.

Ein ebenso altes menschliches Bestreben ist es aber, genau das zu tun. Wir treiben Sport, ernähren uns bewusst, nutzen medizinische Vorsorgeuntersuchungen – alles, um gesund zu bleiben und alt zu werden. Die moderne Medizin ist hier ein Segen: Im 21. Jahrhundert leben die Menschen deutlich länger und altern würdiger, trotz ernster gesundheitlicher Einschränkungen.

Damit die moderne Medizin am Lebensende nicht zum Fluch wird, werden Vorsorgedokumente immer beliebter. So geschieht in meinen letzten Stunden das, was ich selbst möchte und nicht mehr alles, was theoretisch noch möglich wäre. Ich darf gehen, wenn ich nicht mehr am Leben hänge. Aber pfuschen wir Gott damit nicht ins Handwerk? Und zwar mit Hochleistungsmedizin wie mit Patientenverfügungen gleichermaßen? Und wo fängt das an? Und wo hört es auf?

Die Frage gewinnt neue Brisanz durch die in den letzten Monaten in Kirche und Gesellschaft geführte Debatte um den professionell assistierten Suizid, der in Zukunft in Deutschland wahrscheinlich möglich sein wird. Überschreiten Ärztinnen und Ärzte nicht ihren Zuständigkeitsbereich, wenn sie zukünftig nicht nur heilen, sondern auch unheilbar Kranken beim Sterben helfen? Können Kirche und Diakonie Wünsche nach einem assistierten Suizid zulassen, Menschen auf diesem Weg in den Tod begleiten und gar selbst einen sicheren, schmerzfreien assistierten Suizid
ermöglichen? Oder verraten sie damit nicht alles, wofür sie stehen? Reißen wir Gott damit nicht endgültig die uns gesetzte Zeit aus den Händen?

Situationen, in denen es um Leben und Tod geht, entziehen sich einer einfachen Bewertung. Jeder Fall liegt anders. Insbesondere die Wünsche nach assistierten Suiziden fordern uns immer wieder heraus. Wie können wir damit umgehen – als Einzelne, als Christinnen und Christen, als Kirche und in unserer Gesellschaft?

Wir laden Sie ein, darüber miteinander ins Nachdenken und ins Gespräch zu kommen! In wessen Händen steht unsere Zeit?
 
Pfr. Dr. Hendrik Meyer-Magister
Studienleiter, Evangelische Akademie Tutzing
 
Stadtdekanin i.R. Barbara Kittelberger
Vorsitzende, Freundeskreis Evangelische Akademie Tutzing e.V. in München

Prof. Dr. Arne Manzeschke
Leiter, Fachstelle für Ethik und Anthropologie im Gesundheitswesen der ELKB
 
Dr. Bernd Matthes, Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing, Kulmbach

Dr. Jürgen Wolff, Evangelisches Bildungswerk Oberfranken-Mitte e.V.

 

Tagungs-Programm

Freitag, 01. April 2022
09.00 UhrBegrüßungPfr. Dr. Hendrik Meyer-Magister
Dr. Jürgen Wolff
09.05 UhrGeistlicher ImpulsDekan Friedrich Hohenberger
09.15 UhrDiskussionsräume öffnen, Urteile ermöglichenZum Geist kirchlicher Stellungnahmen am Beispiel der Handreichung "Meine Zeit steht in Gottes Händen
Stadtdekanin i.R. Barbara Kittelberger
09.30 UhrWas zu bedenken istEthische Anmerkungen zur Debate um Sterbehilfe und den assistierten Suizid
Prof. Dr. Arne Manzeschke
10.15 UhrPause
10.30 UhrDie Bitte um den assistierten Suizid und die Suizidprävention - helfen oder hindern?Prof. Dr. Manfred Wolfersdorf
11.15 UhrPodiumsgesprächStadtdekanin i.R. Barbara Kittelberger
Prof. Dr. Arne Manzeschke
Prof. Dr. Manfred Wolfersdorf
Moderation:
Dr. Jürgen Wolff
12.00 UhrMittagsimbiss
13.00 UhrZum Umgang mit Fragen am LebensendeBeispiele aus der lokalen Praxis
Dr. Wolfgang Schulze
13.45 UhrFeedbackgespräche in Kleingruppen
14.15 UhrPause
14.30 UhrIn wessen Hände begebe ich mich?Diskussion im Plenum
Moderation:
Pfr. Dr. Hendrik Meyer-Magister
15.15 UhrVerabschiedungPfr. Dr. Hendrik Meyer-Magister
Dr. Jürgen Wolff
09.00 Uhr
BegrüßungPfr. Dr. Hendrik Meyer-Magister
Dr. Jürgen Wolff
09.05 Uhr
Geistlicher ImpulsDekan Friedrich Hohenberger
09.15 Uhr
Diskussionsräume öffnen, Urteile ermöglichenZum Geist kirchlicher Stellungnahmen am Beispiel der Handreichung "Meine Zeit steht in Gottes Händen
Stadtdekanin i.R. Barbara Kittelberger
09.30 Uhr
Was zu bedenken istEthische Anmerkungen zur Debate um Sterbehilfe und den assistierten Suizid
Prof. Dr. Arne Manzeschke
10.15 Uhr
Pause
10.30 Uhr
Die Bitte um den assistierten Suizid und die Suizidprävention - helfen oder hindern?Prof. Dr. Manfred Wolfersdorf
11.15 Uhr
PodiumsgesprächStadtdekanin i.R. Barbara Kittelberger
Prof. Dr. Arne Manzeschke
Prof. Dr. Manfred Wolfersdorf
Moderation:
Dr. Jürgen Wolff
12.00 Uhr
Mittagsimbiss
13.00 Uhr
Zum Umgang mit Fragen am LebensendeBeispiele aus der lokalen Praxis
Dr. Wolfgang Schulze
13.45 Uhr
Feedbackgespräche in Kleingruppen
14.15 Uhr
Pause
14.30 Uhr
In wessen Hände begebe ich mich?Diskussion im Plenum
Moderation:
Pfr. Dr. Hendrik Meyer-Magister
15.15 Uhr
VerabschiedungPfr. Dr. Hendrik Meyer-Magister
Dr. Jürgen Wolff

Referierende

REFERIERENDE

Friedrich Hohenberger, Dekan im Dekanatsbezirk Kulmbach, zuvor Studierendenpfarrer in Regensburg, Kulmbach

Barbara Kittelberger, Stadtdekanin i.R., Lehrsupervisorin (DGfP), Paar- und Familientherapeutin (GaG); bis 2019 Vorsitzende des Unterausschusses für Ethik in Medizin und Biotechnik der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Leiterin des Münchner
Freundeskreises der Evangelischen Akademie Tutzing, München

Prof. Dr. Arne Manzeschke, Professor für Anthropologie und Ethik für Gesundheitsberufe an der Evangelischen Hochschule Nürnberg; Mitglied des Unterausschusses für Ethik in Medizin und Biotechnik der Synode sowie Leiter der Fachstelle für Ethik und Anthropologie im Gesundheitswesen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Nürnberg

Dr. Wolfgang Schulze, Facharzt für Strahlentherapie, Radiologe und Palliativmediziner; bis 2016 Chefarzt der Palliativstation am Klinikum Bayreuth und leitender Oberarzt der Strahlenklinik Bayreuth/Kulmbach; derzeit noch in der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung
(SAPV) im Dreiländereck tätig, Bayreuth

Prof. Dr. Manfred Wolfersdorf, Psychiater und Psychotherapeut; bis 2016 Ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Bayreuth und Chefarzt der dortigen Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Hollfeld

Preise & Informationen

VERANSTALTUNGSLEITUNG

Dr. Hendrik Meyer-Magister, Evangelische Akademie Tutzing
Dr. Jürgen Wolff, Evangelisches Bildungswerk Oberfranken-Mitte e.V.
 
VERANSTALTUNGSORT

Martin-Luther-Haus
Waaggasse 4
95326 Kulmbach

ORGANISATION & INFORMATION

Cornelia Spehr, E-Mail: spehr@ev-akademie-tutzing.deTel. 08158 251-125. Ihre Anfragen zu der Veranstaltung erreichen uns in der Zeit von Montag bis Freitag von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr.

Anmeldung
erbitten wir direkt online. Mit der Teilnahmebestätigung erhalten Sie auch die Rechnung über den Tagungsbeitrag. Anmeldeschluss: 18. März 2022.

Abmeldung
Sollten Sie an der Teilnahme verhindert sein, bitten wir bis spätestens 25. März 2022 um entsprechende schriftliche Benachrichtigung. Unsere Stornobedingungen entnehmen Sie unserer Homepage.

Preise
Tagungsbeitrag inkl. Mittagsimbiss/Getränke                              10.–
Tagungsbeitrag für Mitglieder des Freundeskreises                       5.–

Wir bitten um Begleichung nach Erhalt der Rechnung. Bestellte und nicht in Anspruch genommene Einzelleistungen können nicht rückvergütet werden.

Die Tagung wird zu einem erheblichen Teil aus Kirchensteuermitteln finanziert.

Preisnachlass
Auszubildende, SchülerInnen, StudentInnen (bis zum 30. Lebensjahr) und Arbeitsuchende erhalten eine Ermäßigung von 50 %. Journalist-Innen wird der Teilnahmebeitrag erlassen, wenn ein aktueller Presseausweis einer ausstellungsberechtigten Organisation zusammen mit dem Auftrag zur Berichterstattung vorliegt. Eine Kopie Ihres Ausweises schicken Sie uns bitte mit Ihrer Anmeldung zu.

Weitere Informationen zu Stornobedingungen/Ermäßigung/Datenschutz/AGB/Hygienekonzept/ sowie zur umweltfreundlichen Anreise finden Sie unter dem Titel der Tagung auf unserer Homepage: www.ev-akademie-tutzing.de (s. auch QR-Code)

Bildnachweis: © Adobe Stock
Veranstaltungsnummer: 0972022
 
 

Ort & Anreise

 

Martin-Luther-Haus / Waaggasse 4 / 95326 Kulmbach