WEISST DU WIEVIEL STERNLEIN STEHEN AN DEM BLAUEN HIMMELSZELT? (…)
GOTT DER HERR HAT SIE GEZÄHLET, DASS IHM AUCH NICHTEINES FEHLET…
Wilhelm Hey
Blau – diese Farbe ist unerschöpflich. Blauer Himmel, blaue Blume der Romantik. Bluejeans, die blaue Mauritius, blauer Enzian, Smaragd oder Lapislazuli, ein Bugatti muss blau (ein Ferrari rot) sein, die blaue Lagune, das blaue Meer, Blaubeeren pflücken, Karpfen blau, „Blue Velvet" im Kino, das Märchen vom „Ritter Blaubart", ein blaues Vergissmeinnicht – was wird nicht alles mit Blau bedeutsam verbunden?
So machen wir gern blau, sind bisweilen ein bisschen blau, meiden das Blaulicht der Polizei und sind hie und da blauäugig. Wir schätzen die blaue Stunde, spüren von Kind an die blauen Flecken vom Spielen, fürchten den blauen Brief und neiden denen mit „blauem Blut" ihre Privilegien.
„Deine blauen Augen machen mich so sentimental" – ja, an diesem Schlager ist was dran.
Aber was? Es gibt ja doch grad genug andere Farben … warum also Blau? Wer hat sich nicht alles den Kopf darüber zerbrochen! Stefan Georges Herbstgedicht etwa, oder Yves Kleins Kunstwerke, natürlich Blues und Jazz, die Blue Notes, die als dreckige Noten, dirty gelten. Ausgerechnet mit „Allez les Bleus" feuern die Franzosen ihre Nationalmannschaft an, die eigentlich eine Équipe Tricolore ist und oh weh, wenn bei uns die Königsblauen Trauer tragen.
Wem gedroht wird, bald sein blaues Wunder zu erleben, der wird froh sein, in dieser argen Zeit wenigstens mit einem blauen Auge davonzukommen. Das mag auch auf der Schwelle zu Silvester gelten. Im blauen Licht milde gedimmt, lassen sich der Altjahresabend barmherzig verabschieden und das Neue Jahr dezent willkommen heißen.
Sie sind herzlich eingeladen, zwischen Himmelszelt und Weltenmantel „im Blau" geborgen zu sein: Zum Jahreswechsel. Ohne Nacht keine Sterne. Kommen Sie – Sie werden staunen, Blau, Wunder, Rätsel, Trost und Einspruch – in Farbe! Azzurroooooo ...
Pfr. Dr. Jochen Wagner, Evangelische Akademie Tutzing
Beate Passow, München