“Leben aus ihrer Sicht erzählen”
Hildegard Knef wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Anlässlich ihres Geburtstags hat die Schauspielerin und Musikerin Cornelia Corba eine Konzert-Show geschaffen, die sie am 14. Oktober in der Evangelischen Akademie Tutzing aufführt. Wir haben ihr vorab drei Fragen gestellt.
Evangelische Akademie Tutzing: Frau Corba, in ihren musikalischen Bühnenprogrammen haben Sie schon viele Künstlerinnen verkörpert. Marilyn Monroe, Alexandra, Liesl Karlstadt – und jetzt Hildegard Knef. Was reizt Sie an ihr?
Cornelia Corba: Ich habe nur Künstlerinnen verkörpert, zu denen ich eine ganz persönliche Beziehung hatte. Ich wollte nie über einen Menschen berichten, ich wollte die Frauen verstehen und ihr Leben aus ihrer Sicht erzählen. Hildegard Knef begeisterte mich seit meiner Jugend mit ihren Chansons. Mein musikalischer Mentor, der in Tutzing lebende und von der Stadt mit der Bürgermedaille ausgezeichnete Musiker Gert Wilden, einer der erfolgreichsten Filmkomponisten der Nachkriegszeit, war zusammen mit Charly Niessen ihr erster Produzent. Auch verband mich eine langjährige Freundschaft mit Hans Hammerschmid, dem Komponisten vieler ihrer bekanntesten Erfolge (u.a. “Für mich solls rote Rosen regnen”), der leider 2024 von uns ging. Aus diesen Quellen erfuhr ich viel Persönliches über den Weltstar und man überzeugte mich, diese Hommage zu erstellen.
Die eben schon genannten Frauen-Persönlichkeiten sind sehr unterschiedlich. Wie bereiten Sie sich auf Ihre jeweilige Rolle vor?
Das ist auch sehr unterschiedlich. Marilyn Monroe wurde mir von meinem Agenten empfohlen, der mir die übersetzten Tonbänder sandte und sagte: “Mach was daraus, du bist die Richtige.” Worauf ich mindestens 20 über sie verfasste Bücher las. Ich flog auch nach Los Angeles, besuchte ihr Museum und ihr Grab und hatte das Glück, an ihr Haus zu kommen. Ich sah durch das Fenster in den Raum, in dem sie ihre letzten Stunden verbracht hatte und saß am Swimmingpool. Dann fuhr ich auch zum Hotel Coronado, wo ihr berühmtester Film “Some like it hot” gedreht wurde. Die Besitzerin des dortigen Marilyn Monroe-Ladens legte mir unter großem Beifall der anwesenden Kunden die Stola der Diva um. Ich konnte den Wirbel und die Einsamkeit dieser Frau nachempfinden, was mir bei der Aufführung der Show begeisterte Kritiken brachte.
Zu Alexandra kam ich durch den Bundeswettbewerb Gesang in Berlin. Man gab mir dort den Nachwuchspreis und sagte, dass ich die Stimme von Alexandra hätte. Daraufhin interessierte ich mich für die Sängerin, traf den Fan-Club und erhielt Kontakt zu ihrem Sohn, der in den USA lebt. Ich habe mehrmals lange mit ihm telefonieren können. Er sprach für mich persönliche Worte auf ein Band, das bei meinem Stück eingespielt wird und Authentizität bringt.
Zu Gisela, der bekannten singenden Schwabinger Wirtin, kam ich durch einen Freund, den Münchner Fotografen und Posterkönig Wolfgang Roucka. Durch seine Freundschaft mit Gisela übernahm er die Aufsicht über die gebogene Laterne, die in dem bei vielen berühmten Besuchern beliebten Lokal “Bei Gisela” stand und nun am Wedekind Platz leuchtet. Über den bekanntesten Song von Gisela: “Aber der Novak lässt mich nicht verkommen”, sagte mir der Ex-Münchner Oberbürgermeister Hans Jochen Vogel, dass er sich mit seinen damals 93 Jahren noch genau an den Text erinnere – so ein Ohrwurm war das zu seiner Zeit.
Liesl Karlstadt hat mich durch die Verbindung mit Karl Valentin, dessen Haus in unserer Nähe steht und dessen Nachkommen noch darin wohnen, wegen des besonderen Verhältnisses der beiden Künstler zueinander interessiert. Hier hat mich Hans Jochen Vogel, Münchens Ex-Oberbürgermeister darin bestätigt, das Programm zu machen. Er wollte mich bei der Promotion unterstützen, weil er sicher war, dass er die damalige Wahl zum Oberbürgermeister der Unterstützung von Liesl Karlstadt verdanke.
Musik, Theater, Fernsehen – Sie sind ein Multitalent und überall zu Hause. Gibt es einen Bereich, den Sie favorisieren?
Nein. Mein Interesse liegt bei der Wertigkeit der Rollen. Ich muss in meiner Arbeit gefordert werden. Ich stehe ebenso gerne vor der Kamera wie auf der Bühne oder vor dem Mikrofon im Studio. Am meisten liebe ich es, wenn alle Bereiche zusammenkommen. Zum Beispiel, wenn ich als Sängerin und Schauspielerin auf der Bühne stehe und die Show aufgezeichnet wird.
Die Fragen stellte Dorothea Grass
Hinweis:
“Rote Rosen für die Sünderin” heißt die Konzert-Show von und mit Cornelia Corba, die am 14. Oktober 2025 in der Evangelischen Akademie Tutzing gezeigt wird. Beginn: 19 Uhr. Bei der musikalischen Hommage an Hildegard Knef begleitet Cornelia Corba das Publikum durch das Leben der Knef, singt ihre schönsten Lieder und zeigt auch originale Fotos – unterstützt durch Künstliche Intelligenz. Tickets gibt’s über die Homepage der Evangelischen Akademie Tutzing: https://www.ev-akademie-tutzing.de/veranstaltung/rote-rosen-fuer-die-suenderin/
Über Cornelia Corba:
Jahrgang 1969, in München geboren, erhielt Cornelia Corba mit fünf Jahren Ballett- und Musikunterricht. Mit zwölf Jahren wurde sie jüngstes Mitglied am Richard-Strauß-Konservatorium in München. Sie studierte Gesang, Gitarre, Klavier, Schlagzeug und Conga. Professor August Everding förderte sie mit einem Stipendium für Musical am Deutschen Theater in München. In London studierte sie Gesang und Tanz. Mit 15 begann sie ihre Theater-Ausbildung an der Schauspielschule Ruth von Zerboni und erhielt die Bühnenreifeprüfung. Theaterengagements führten sie durch ganz Deutschland und in die Schweiz. Im Fernsehen wirkte sie in weit über 60 Produktionen mit, darunter etwa “Tatort”, “Der Alte”, “Großstadtrevier”, “Soko” und “Die Rote Meile”. Ihr komödiantisches Talent zeigte sie in mehreren Sitcoms und Kinofilmen.
Bild: Cornelia Corba als Hildegard Knef (Foto: privat)