Kometen. Menschliche Erkenntnisse zwischen den Ängsten der Vergangenheit und den Möglichkeiten der Neuzeit

Eigentlich war er nur ein Ersatzkomet für „Wirtanen“, den man nicht mehr erreichen konnte, aber dann wurde der kleine Komet „Tschurjumov-Gerassimenko“ (kurz Tschuri) zum Träger der bisher spektakulärsten Kometen-Mission der Raumfahrt. Im Sommer 2014 gelang es, nach zehn Jahren Flugzeit im All, die Rosetta-Sonde auf eine Umlaufbahn um den Kometen zu bringen und im November des Jahres den Lander Philae auf Tschuri abzusetzen. Zwar glückte das Landemanöver nicht wie vorgesehen und Philae fing sich an einer ungünstigen Stelle, wo er schon bald in den Stand-by-Modus schaltete, aber Rosetta selbst macht bis heute mit Hilfe verschiedenster Instrumente wichtige Messungen, die den Stand der Kometenforschung entscheidend voranbringen.

Über solche neuen Erkenntnisse berichteten bei der Tagung einige direkt an der ESA-Mission beteiligten Forscherinnen und Forscher. Ergänzend kamen wissenschafts-, kunstgeschichtliche und weitere kulturwissenschaftliche Vorträge hinzu, die das zwiespältige Verhältnis der Menschen zu den Kometen thematisierten.

Zwiespältig war dieses Verhältnis in der Vergangenheit auch deshalb, weil die scheinbaren Überraschungen aus dem All etwas Bedrohliches für die Menschen hatten. Bis heute spiegelt das sich besonders in Science-Fiction-Filmen. Bei der Tagung wurden neben den Kometen auch noch die Asteroiden behandelt, die nicht nur für Szenarien von Actionfilmen taugen, sondern auch Inhalt eines Programms zur „Weltraumlageerfassung“ bei der ESA sind.

Und was bringt uns die neue Kometenforschung, was ist ihr Ziel? Kometen, so die Physikerin Kathrin Altwegg, sind für uns Zeitzeugen der Entstehung des Sonnensystems. Sie helfen, die wahrscheinlichen Vorgänge bei der Herausbildung der Planetenanordnung, die Harald Lesch bei dieser Tagung erläuterte, zu verstehen. Überwiegend aus gefrorenen Gasen bestehend, können sie aber auch Theorien über die Entwicklung von Leben auf der Erde erhärten oder falsifizieren. Letzteres ist zum Beispiel beim Wasser der Fall. Die in Tutzing anwesenden Forscher waren sich aufgrund der Rosetta-Messungen einig, dass Wasser nicht durch Kometeneinschläge auf die Erde gekommen ist, wie bis dahin eine Theorieannahme lautete. Die 100 Gäste der Kometentagung wurden so auch Zeuge, wie spannend Grundlagenforschung ist.

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