“Dazwischen” – Skulpturen im Schlosspark
Weiß, blau, rot, orange und gelb leuchten Metallskulpturen im Park der Evangelischen Akademie Tutzing: Bis Anfang Oktober stellt die Künstlerin Olga Golos auf dem Gelände von Schloss Tutzing ihre Kunstwerke aus. Teilnehmende von Veranstaltungen und Tagungen der Akademie können die Skulpturen schon jetzt sehen. Für die Öffentlichkeit ist gibt es drei Besichtigungstermine – bei freiem Eintritt.
In der Ausstellung “Dazwischen” entfaltet Olga Golos eine Auseinandersetzung mit der Fragilität von Raum und dessen Wahrnehmung. Diese manifestiert sich im subtilen und bisweilen herausfordernden Dialog zwischen der Installation “__Weiß”, der Serie “Flash Points” und dem Schlosspark der Evangelischen Akademie Tutzing, wo sie bis Oktober 2025 zu sehen sein werden.
Im Zentrum steht “__Weiß”, eine 60-teilige monumentale Skulpturengruppe aus lackiertem Stahl und Acrylglas. Trotz der industriellen Materialien wirken die überdimensionalen, pflanzenartigen Gebilde erstaunlich zart und fragil. Sie reagieren auf jeden Windhauch und resonieren auf diese Weise mit ihrer Umgebung, indem sie deren Strukturen und Bewegungen gewissermaßen mimikrieren. Das milchig-matte Acryl bricht das Licht sanft, während die Stahlstrukturen zwischen geometrischer Klarheit und organischer Geste oszillieren. Abhängig vom Stand der Sonne erscheinen die Werke entweder in einem leuchtend reinen Weiß oder erwecken den Eindruck sich in der Luft gänzlich aufzulösen. Sie befinden sich in einem Schwebezustand zwischen An- und Abwesenheit.
Die Wahl der kulturell aufgeladenen Farbe Weiß ist in ihrer Bedeutung keineswegs neutral. Während das Weiß im Osten mit Trauer und der Idee der Transzendenz korreliert, steht es im Westen für Reinheit, Leere oder den Neuanfang. Diese Ambivalenz durchdringt die Arbeit – atmosphärisch wie konzeptionell. “__Weiß” entfaltet in ihrer Ruhe eine stille Intensität, gerade weil sie in einem Moment der Flüchtigkeit existiert.
Ganz anders tritt die Serie “Flash Points” in Erscheinung. Hier verdichten sich Golos’ ästhetische Strategien: strenge Symmetrie, industrielle Anmutung und reduzierte Form. Gefertigt aus pulverbeschichtetem Aluminium – einem Material, das technologische Präzision und Widerstandsfähigkeit des Maschinellen verkörpert, entziehen sich diese Objekte gängigen Deutungsmustern. Sie erinnern an flüchtige Flammen, fragile Kristalle und vereinen in sich Anklänge an utopische Architekturen des späten 19. Jahrhunderts, in denen Technik und Poesie eine fragile Allianz eingehen.
In der Begegnung zwischen “__Weiß” und “Flash Points” entsteht ein offener Resonanzraum, in dem sich Form, Linie und Leere durchdringen. Die Ausstellungschoreografie zielt darauf ab, den Betrachter auf eine Entdeckungsreise zu schicken, bei der man seinen Fokus auf Übergänge, auf Augenblicke des Umbruchs legt – vom Materiellen zum Immateriellen, vom Greifbaren zum Atmosphärischen und tradierte Strukturen und Muster in der Landschaft und umliegender Architektur für sich neu entdeckt und hinterfragt.
Dauer der Ausstellung: 7. Juni – 3. Oktober 2025
Teilnehmende an Tagungen können die Ausstellung jederzeit besichtigen.
Weitere Besichtigungstermine jeweils von 15 bis 18 Uhr – bei freiem Eintritt:
- 5. Juli
- 5. September (in Anwesenheit der Künstlerin)
- 6. Oktober
Über Olga Golos:
Olga Golos ist eine konzeptionelle bildende Künstlerin. Sie lebt und arbeitet in München. Ihre Skulpturen, Installationen und Aquarelle, die thematisch die Identitätsbildung und unsere Wahrnehmung umkreisen, entstehen meist in Serien, deren Fokus auf Wiederholung und Variation liegt. Olga Golos verbindet in ihren Arbeiten traditionelle Handwerkstechniken mit industriellen Verfahren. Hierbei trifft maschinelle Präzision auf die taktile Qualität des Handgemachten und die Materialität wird zum Bedeutungsträger – oft in irritierenden, beinahe widersprüchlichen Erscheinungen.
Alle Werke entstehen in eigener Handarbeit, wobei die Form, Oberfläche und Präsenz in unmittelbarer Verbindung zum Körper stehen. Die physische Herausforderung – etwa beim Umgang mit schweren Werkstoffen wie Stahl – bilden einen wesentlichen Teil des Ausdrucks. Diese steht nicht selten im Widerspruch zu den gängigen Vorstellungen von Materialeinsatz und handwerklicher Arbeit, insbesondere im Hinblick auf Geschlechterzuschreibungen. Themen wie Sensibilität, Verletzlichkeit und Veränderung gewinnen gerade in diesem Spannungsfeld an Bedeutung.
Olga Golos ist eine national wie international agierende Künstlerin, die auf eine intensive Ausstellungspraxis zurückblickt – zuletzt unter anderem in der Pinakothek der Moderne und der Galerie der Künstler in München (2022, 2023), Galerie S12 in Bergen, Norwegen (2024), sowie im öffentlichen Raum in Lindau, Stockholm und Eresing. Für ihre Arbeiten wurde sie mit dem Debütantenpreis München (2018) und dem Gilbert Bayes Award der Royal Society of Sculptors in London (2021) ausgezeichnet. Die Künstlerin arbeitet in DomagkAteliers in München und freut sich über Rückmeldungen per E-Mail.
Weitere Infos: olgagolos.com