Achtzig Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigte sich die Frühjahrstagung des Politischen Clubs im März mit dem Thema “Deutsche Einheit, deutsche Teilung”. Für seinen “Rückblick nach vorn” hatte Roger de Weck, Leiter des Politischen Clubs, zahlreiche Namen aus Politik, Wissenschaft, Kunst und Medien nach Tutzing eingeladen. Eine Rückschau in Bildern – sowie Videos.
Auf dem YouTube-Kanal der Akademie können Sie drei Vorträge der Tagung noch einmal ansehen:
Hinweis: Der nächste Politische Club beschäftigt sich vom 20. – 22. Juni 2025 mit den Themen “Kulturpolitik. Kulturjournalismus, Kulturkampf”. Ausführliche Informationen zu Programm, Referierenden und Anmeldung finden Sie hier.
Alle Bilder: Oryk Haist /eat archiv
“In einer Demokratie braucht es eine Religion, die sich am Gemeinsinn orientiert”, sagte Christian Kopp, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, in seinem Eröffnungsimpuls zur Tagung. Im Anschluss daran kam er auf der Bühne ins Gespräch mit Dr. h.c. mult. Roger de Weck und dem Publikum.
“Die Demokratie ist weiblich” – damit war das Konzert des Musikers Sebastian Krumbiegel am ersten Tagungsabend überschrieben.
Die Publizistin Dr. Franziska Augstein war Gesprächsgast am zweiten Tag der Tagung. Ihr jüngstes Buch ist eine Biografie über Winston Churchill. Im Podiumsgespräch mit Roger de Weck und dem Publikum ging es vor allem um die Bedeutung des Begriffs “Nie wieder” sowie um den Krieg Russlands gegen die Ukraine.
Aus der Schweiz war Prof. Dr. Ludwig Theodor Heuss angereist, Arzt und Vorsitzender der Theodor Heuss-Stiftung. In seinem Vortrag ging Heuss auf das Leben und das Werk seines Großvaters ein: dem ersten Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland (1949 bis 1959).
Die Journalistin Sybille Giel (links im Bild) im Gespräch mit Ludwig Theodor Heuss. Heuss hatte zuvor in seinem Vortrag ein niederschmetterndes Fazit gezogen: “Wir stehen vor dem Scheitern und Bankrott der politischen Bildungsarbeit der vergangenen Jahrzehnte”.
Ankunft des Publizisten und Rechtsanwalts Prof. Dr. Dr. Michel Friedman. Hier bei einem kurzen Spaziergang im Park mit Akademiedirektor Udo Hahn.
In seinem Podiumsgespräch mit Roger de Weck sprach Michel Friedman über deutsche Verantwortung. Er sprach unter anderem seinen Unmut über den Satz “Nie wieder ist jetzt!” aus und plädierte dagegen für mehr Engagement: “Ich will kein schlechtes Gewissen, ich will Handlungen der Gegenwart!”.
Bayerns Ministerpräsident a.D. Dr. Günther Beckstein ging in seinem Vortrag auf den Beitrag Bayerns zur Bundesrepublik ein. Zum Umgang mit der AfD sagte er: “Wir müssen die Auseinandersetzung suchen und die AfD inhaltlich stellen.”
Per Online-Videokonferenz wurde die Historikerin Prof. Dr. Christina Morina aus den USA zugeschaltet. Seit 2019 ist sie Professorin für Geschichte an der Universität Bielefeld – und aktuell Gastprofessorin an der “New School for Social Research” in New York. Sie warf einen transatlantischen Blick auf die deutsche Demokratie. Für die USA sieht sie gegenwärtig Versuche, eine gewaltengeteilte Ordnung in eine autokratische Ordnung zu verwandeln – ohne ein Gegenprogramm. Sie sagte: “Es ist nur eine Frage der Zeit bis es offene Gewalt gibt – in die eine oder andere Richtung.”
Der Vortrag des Publizisten und Juristen Prof. Dr. Heribert Prantl trug den Titel “Die Friedensfrage”. Er stellte fest: “Wir leben im Zeiten größten Unfriedens”. Dem gegenüber stellte er seine Gedanken zum Kinderbuch des Monats März: “Das Friedenstier” und forderte unter anderem das “Friedensprojekt Europa” neu zu erarbeiten sowie auch mit denen zu verhandeln, die andere Meinungen vertreten – auch Autokraten. Das Friedensgebot des Grundgesetzes müsse über allem stehen.
Der Schriftsteller Marko Martin erzählte gegenüber Roger der Weck und dem Tagungspublikum seine persönliche Geschichte: seinen Ausreiseantrag aus der DDR als junger Mann, die Ausbürgerung und sein Studium, das ihn den Gedanken des französischen Philosophen André Glucksman näherbrachte. In der Debatte mit Martin ging es viel um die Rolle Russlands in Europa – und den Umgang Europas mit der russischen Regierung. “Das Friedliche ist allein mit friedlichen Mitteln nicht durchzusetzen”, sagte er.
Deutsche Einheit, deutsche Teilung anhand einer weiteren Biografie: der frühere Bundestagspräsident Dr. h.c. Wolfgang Thierse sprache über die Linien, die den Westen und den Osten Deutschlands sowohl verbinden als auch trennen. Er stellte unter anderem fest: “Die Bürger bedürfen der schmerzlichen Einsicht, dass Leben in Freiheit nicht identisch sein muss mit andauerndem Wirtschaftswachstum.”
Erste Frühlingssonnenstrahlen fallen auf die Krokusse im Schlosspark der Akademie.
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