Spiritual Care ist weit mehr als konfessionell geprägte (christliche) Seelsorge.
Gian Domenico Borasio
Gian Domenico Borasio
Cicely Saunders' Impuls, sich der palliativen und auch spirituellen Sorge von Menschen in der letzten Lebensphase zu widmen, entsprang ihrer christlichen Motivation. Dabei sind die Hintergründe der Gründung des St. Christopher's Hospice vor knapp 60 Jahren durch die Grande Dame der Hospiz- und Palliativbewegung beileibe nicht allein christlich: David Tasma, der Cicely Saunders Geld vermachte und in der Idee bestärkte, ein solches Hospiz zu eröffnen, war Jude. Saunders selbst war sich sicher, dass es keine christliche Basis sein müsse, auf der Spiritual Care praktiziert werde. Und doch: Bei aller anfänglichen Skepsis in den Kirchen sind es heute vor allem die christlich-konfessionellen Seelsorgenden, die sich in Gesundheitseinrichtungen um Spiritual Care kümmern.
Individualisierung, Pluralisierung und Säkularisierung sind nur wenige Schlagworte, die andeuten, dass die Welt sich seit den 1960er Jahren grundlegend geändert hat. Geblieben ist die Suche nach Identität, nach gelingenden Beziehungen und kongruenter Lebensdeutung – gerade im Moment der Krankheit, der Krise und des nahen Todes. In diesen Suchbewegungen sind die Selbst- und Weltbilder, die Sinndeutungsmuster von Menschen im Fluss, verändern sich, bedienen sich an kleineren oder größeren Versatzstücken der Traditionen oder wenden sich neuen Angeboten zu.
In den Gesundheitseinrichtungen begegnen sich Menschen mit je eigenen Zugängen zu Spiritualität: Patient:innen mit deren An- und Zugehörigen, Klient:innen, Pflegepersonen, ärztlich Tätige, Verwaltungs- und Servicepersonal sowie Seelsorgende und Spiritual Care Giver selbst: christlich, jüdisch oder muslimisch geprägte Menschen treffen auf Menschen, die sich u.a. fernöstlichen Religionen zugewandt haben, eine unbestimmte oder synkretistische Spiritualität pflegen, religiös unmusikalisch, philosophisch oder schlicht pragmatisch auf ihr Leben blicken. Menschen suchen einen Zugang zu ihrem Leben und ihrer Situation durch Musik und Klänge, in der Literatur und Kunst und auch immer mehr im Digitalen: auf Social Media und bei der KI.
Wie in einem Kaleidoskop erscheinen in jeder Begegnung neue Facetten, Farben und Formen gelebter Spiritualität. Wir wollen durch dieses Kaleidoskop der Spiritualitäten blicken, die Vielfalt der Zugänge zu Spiritualität und Spiritual Care ausleuchten und fragen, welche Anregungen sich daraus für Theorie und Praxis von Spiritual Care jenseits der christlichen Prägungen und Gründungskontexte festhalten lassen.
Welche neuen Formen existentieller Sorge und Farben spiritueller Begleitung werden erkennbar? Wir freuen uns auf den Austausch!
Frank Kittelberger,
Evangelischer Pfarrer und Pastoralpsychologe, freier Mitarbeiter der Evangelischen Akademie Tutzing
Dr. theol. Hendrik Meyer-Magister
Evangelischer Pfarrer, Studienleiter für Gesundheit, Künstliche Intelligenz und Spiritual Care an der Evangelischen Akademie Tutzing
Evangelischer Pfarrer, Studienleiter für Gesundheit, Künstliche Intelligenz und Spiritual Care an der Evangelischen Akademie Tutzing
Dr. theol. Nika Höfler
Evangelische Pfarrerin, Beauftragte für Spiritual Care auf einer theologischen Projektstelle mit allgemeinem kirchlichem Auftrag im dekanatlichen Dienst, München
Evangelische Pfarrerin, Beauftragte für Spiritual Care auf einer theologischen Projektstelle mit allgemeinem kirchlichem Auftrag im dekanatlichen Dienst, München
Michael Thoma
Evangelischer Pfarrer, Beauftragter für Altenheimseelsorge in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, München
Evangelischer Pfarrer, Beauftragter für Altenheimseelsorge in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, München
Dr. phil. Heiko Ulrich Zude
Evangelischer Pfarrer, Beauftragter der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern für Palliativseelsorge und Spiritual Care, München
Evangelischer Pfarrer, Beauftragter der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern für Palliativseelsorge und Spiritual Care, München





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