ICH WAR DOCH NIE EIN NAZI. DOCH KEIN NAZI WAR ICH NIE.
Pankraz in „Zwei Herren im Anzug“ (Josef Bierbichler)
Die Wahlforschung hat für die katholischen Gebiete Bayerns im Reichsvergleich eine gewisse Milieuresistenz konstatiert, die der NSDAP bei den Wahlgängen zwischen 1930 und 1933 weniger Stimmen als in Nord- und Mitteldeutschland bescherte. Auch war Bayern das letzte Land, das – am 9. März 1933 – unter eine von Berlin eingesetzte NS-Regierung gestellt wurde. Diese Befunde kontrastieren mit der Aufstiegsgeschichte der Hitler-Bewegung nach dem Ersten Weltkrieg: In München wurde die Partei gegründet, und die Stadt bot dem „Führer“ der DAP und dann NSDAP die erste Bühne für Reden, Propaganda und Stärkedemonstrationen. Nach der Eisner-Revolution 1918 und der blutigen Niederschlagung der Räterepublik 1919 wurde die bayerische Hauptstadt zu einem Zentrum der Rechten, die Bayern zur „Ordnungszelle“ des Reiches machen wollten. Einwohnerwehren und andere paramilitärische Verbände wurden nur widerwillig oder gar nicht aufgelöst. Rechtsextreme Organisationen und Parteien, die hetzten, diffamierten und sogar gewalttätig auftraten wie die NSDAP, konnten weitgehend ungehindert gedeihen.
Von der Münchner Basis aus breitete sich die NSDAP auch in die Städte und das flache Land aus. Dabei hing es von den regionalen und lokalen Verhältnissen ab, wie erfolgreich sie jeweils war. Gab es vor Ort Sympathisanten oder gar Akteure der „Bewegung“ und welchen Einfluss hatten sie in der Gemeinde? Wie stark waren die anderen Parteien? Wie anfällig waren die ortsansässigen Vereine und Organisationen für eine Unterwanderung durch die NSDAP, wie sehr konnte sie sich mit den traditionellen Milieus verbinden? Wo lagen die ideologischen Schnittmengen? In der Tagung widmen wir uns vor allem dem Oberland, befragen die Forschung, diskutieren und vergleichen verschiedene lokale Beispiele.
Noch ein Hinweis im Zusammenhang mit Corona: Wir werden nach heutigem Informationsstand diese Tagung in der Evangelischen Akademie Tutzing veranstalten, weisen aber darauf hin, dass die Durchführung von der Weiterentwicklung der Pandemie und den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen zum Infektionsschutz abhängt. Die Anzahl der Teilnahmeplätze ist durch Abstands- und Hygieneregeln reduziert.
Herzliche Einladung in die Evangelische Akademie Tutzing!
Dr. Ulrike Haerendel
Dr. Susanne Meinl
PD Dr. Edith Raim