„STÖRT DIE LIEBE NICHT,
WECKT SIE NICHT AUF,
BIS ES IHR SELBER GEFÄLLT"
Prediger Salomo, Hohelied der Liebe
Wer träumt nicht von der Liebe. Doch wie wird der Traum wahr? Früher haben Tradition, Stand, Eltern und Zunft, auch Geld und Schicht zusammengewirkt. Vielleicht nicht von Schicksal oder Vorsehung, aber doch eher von Fügung und Zwang war die Rede.
Heute mag man nichts dem Zufall überlassen. Im Internet bieten Börsen, Foren, Institute und einschlägige Treffs vom Blind Date bis zum ausdifferenzierten Profil eintausendundeins Anbahnungshilfen an. Fehlt nur das Leasingmodell, denn garantieren kann das Glück trauter Zweisamkeit keiner.
Doch müssen es immer zwei sein? Wieso „verliebt, verlobt, verheiratet" nicht von eins auf mehrere erweitern? Das Viele, Mannigfache, Zahlreiche erleben wir, überflutet uns gar in allen Belangen. Poly statt Mono? Oder sucht da nur der unersättliche Narziss öfter mal was Neues?
Ach, wieso die Liebe auf so was Anstrengendes, Unvollkommenes wie Menschen begrenzen? Lieb Vaterland, der Lieblingsverein, die eigene Katze oder das Hobby – alles kann zu einer Liaison, Passion, Beziehungsweise werden. Egal ob jemand oder etwas, woran immer du dein Herz hängst, es kann dein Halt, dein Inhalt, dein Gott sein.
Einerlei: Wie kommen Erwartung und Erfüllung, Traum und Tat zusammen? Wie ähnlich muss mein Liebstes mich spiegeln? Oder wie anders darf jemand sein? Zählt nur die ewige oder nährt auch die flüchtige Leidenschaft? Der Ratschläge sind viele, bunt der Strauß an Möglichkeiten. Eigenes und anderes ausbalancieren – das kann man lernen. Bis dass der Tod uns scheidet, uns Beziehungswaisen.
„Warum heiraten Sie die Juliette Greco nicht?" „Weil ich sie liebe," antwortete Miles Davis.
Ja, Himmel und Hölle sind nah beinander, seien Sie, traurig oder froh, herzlich willkommen!
Pfr. Dr. phil. Jochen Wagner
Evangelische Akademie Tutzing
Prof. Dr. Bernd Scheffer
Ludwig-Maximilians Universität München