Sieben Produktionen sind am 1. Oktober mit dem Robert Geisendörfer Preis ausgezeichnet worden. Akademiedirektor Udo Hahn überreichte als Vorsitzender der Jury “Kindermedien” Preise an zwei herausragende Produktionen.
Seit 1983 wird der evangelische Medienpreis jährlich verliehen – im Gedenken an den Publizisten Robert Geisendörfer (1910-1976). Ausgezeichnet werden Sendungen aus allen Programmsparten, die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen. Mit dem Sonderpreis wird jeweils eine exemplarische publizistische oder künstlerische Leistung gewürdigt. Am 1. Oktober 2025 fand die diesjährige Preisverleihung erneut in den Räumen des Norddeutschen Rundfunks (NDR) in Hamburg statt.
Zu den Produktionen, die von der Jury “Allgemeine Programme” unter dem Vorsitz von Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst ausgezeichnet wurden, gehörten die Dokumentation “Ausgesetzt in der Wüste” (BR/NDR/DW) von Philipp Grüll und Erik Häußler und der Fernsehfilm “Ein Mann seiner Klasse” (SWR/BR) von Nicole Armbruster und Marc Brummund nach dem Roman von Christian Baron.
Die Jury “Kindermedien” unter dem Vorsitz von Akademiedirektor Udo Hahn verlieh ebenfalls zwei Preise: für die Kinderwissenssendung “Checker Tobi – Der Krebs-Check” (BR) den Moderator Tobias Krell und die Autorin und Regisseurin Antonia Simm. Die Sendung erkläre die Krankheit “sachlich, kindgerecht und ohne Angst zu schüren”, befand die Jury. Zudem wurde die Animationsserie “Fritzi und Sophie” und die Dokumentation “Auf Fritzis Spuren – Wie war das so in der DDR?” (MDR) ausgezeichnet.
Im Gespräch mit der Moderatorin Julia Westlake hob Udo Hahn vier Entwicklungen hervor, hervor, die Kindermedien aktuell beeinflussten: gesellschaftspolitische Ereignisse, das Zusammenleben in einer von Vielfalt geprägten Gesellschaft, der Umgang mit Krankheit sowie das Entdecken des eigenen Talents, ob in der Musik oder im Sport. “Die Gewinner-Produktionen sind qualitativ hochwertig. Darin sind Kinder Akteure und nicht Objekte”, so Hahn. Die Kommunikation finde auf Augenhöhe statt. Diese Qualität habe ihren Preis. Er hoffe, dass dieser Anspruch nicht unter dem Druck knapper werdender Ressourcen aufgegeben werde.
Den Sonderpreis der Jury “Allgemeine Programme” erhielt die Schauspielerin, Kabarettistin und Sängerin Maren Kroymann. Die Jury unter dem Vorsitz von Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst würdigte damit “das jahrzehntelange künstlerische Wirken einer außergewöhnlichen Frau”.
Der Medienpreis der evangelischen Kirche wurde in Zusammenarbeit mit dem Norddeutschen Rundfunk verliehen. Die Preise sind jeweils mit 5.000 Euro dotiert; der Sonderpreis ist undotiert.
Die Evangelische Akademie Tutzing gehört zu den Trägern und Stiftern des Preises.
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Geisendörferpreises.
dgr / Unter Verwendung von Material des Evangelischen Pressedienstes
Bild: Die Preisträgerinnen und Preisträger des diesjährigen Robert Geisendörfer Preises sowie die Jurymitglieder. (Foto: Bettina Theuerkauf / Geisendörferpreis)
Antonia Simm (Autorin/Regisseurin) und Tobias Krell (Moderator) wurden für die “Checker Tobi” -Kinderwissenssendung “Der Krebs-Check” ausgezeichnet. Vorsitzender der Jury „Kindermedien“ ist Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing, der auf diesem Bild auch den Preis überreicht.
(Foto: Bettina Theuerkauf / Geisendörferpreis)
Begründung der Jury:
Es ist noch gar nicht so lange her, da war diese Krankheit derart angstbesetzt, dass die Menschen sie nicht mal beim Namen nennen wollten: Statt “Krebs” sagten sie “K”. Vor fünfzig Jahren wäre auch niemand auf die Idee gekommen, dem Krebs eine komplette Kindersendung zu widmen. Heutzutage führt eine Erkrankung nicht mehr automatisch zum Tod; trotzdem ist sie nach wie vor mit Furcht verbunden. Antonia Simm (Buch und Regie) hat für ihren “Krebs-Check” aus der BR-Reihe “Checker Tobi” jedoch ein vorbildliches Gleichgewicht gefunden: Die Krankheit wird nicht verharmlost, aber die Sendung schürt auch keine Ängste. Der Krebs und seine verschiedenen Facetten werden komprimiert, sachlich und ohne Betulichkeit erklärt; schon allein die faktische Ebene stellt eine beachtliche Leistung für die Grundschulzielgruppe dar.
Neben der Konzeption ist auch die Moderation herausragend: Tobias Krell gelingt die Balance zwischen kindgerechter Anschaulichkeit und inhaltlicher Tiefe. Bei seinen sympathischen Begegnungen lebt er geradezu vorbildlich die fürs Kinderfernsehen immer wieder geforderte Augenhöhe, indem er den Kindern Raum lässt, um von sich zu erzählen. Trotzdem vermeidet er das bei solchen Themen oftmals typische Betroffenheitsgefälle. Das besondere Plus dieser Ausgabe ist die Hoffnung, die sie weckt, gerade durch Krells Gespräch mit einem neunjährigen Mädchen, das Knochenkrebs hat; die kleine Patientin entpuppt sich aufgrund ihrer pragmatisch-optimistischen Art als echter Glücksgriff. Dank hoffnungsvoller Geschichten dieser Art spannt die Sendung einen emotional überzeugenden Bogen, der mit einer konkreten Handlungsoption sinnvoll abgerundet wird, als Krell Stammzellen spendet. Einfühlsam, informativ und anschaulich trifft der “Krebs-Check” stets den richtigen Ton; ein hochwertiger Wissensbeitrag, der komplexe Medizin verständlich und empathisch vermittelt.
Udo Hahn im Gespräch mit Moderatorin Julia Westlake.
Foto: Bettina Theuerkauf / Geisendörferpreis
Die Regisseure Ralf Kukula und Matthias Bruhn wurden für die Animationsserie “Fritzi und Sophie” und die Dokumentation “Auf Fritzis Spuren “Wie war das so in der DDR?” ausgezeichnet.
Foto: Bettina Theuerkauf / Geisendörferpreis
Begründung der Jury:
Der 2019 in den Kinos gestartete Zeichentrickfilm „Fritzi“ erzählt die Geschichte der friedlichen Revolution in Ostdeutschland aus Sicht eines zwölfjährigen Mädchens. Der Titelzusatz „Eine Wendewundergeschichte“ passt auch zu der MDR-Reihe „Auf Fritzis Spuren – Wie war das so in der DDR?“. Die sechsteilige Doku-Serie stellt nach Ansicht der Jury die innovativste und mutigste Produktion des Kinderfernseh-Jahrgangs 2024 dar: Im Stil des Kinofilms reist ein Moderations-Duo als animierte Figuren in die Vergangenheit. In der Gegenwart treffen die beiden auf Menschen, die die Ereignisse im Herbst 1989 miterlebt haben. Dank dieser ungewöhnlichen Kombination schaffen die Verantwortlichen das Kunststück, Zeitgeschichte auch für die Zielgruppe schmackhaft zu machen: Die Animation lässt Kinder umgehend andocken. So schafft die Serie einen Resonanzraum, in dem die historischen Ereignisse und Orte lebendig werden. Die Zeitzeugen sind ebenso ausgezeichnet ausgewählt wie das selten gezeigte dokumentarische Bildmaterial.
Die Zeichentrickserie „Fritzi und Sophie“ wiederum ist eine mehr als stimmige Erweiterung des Kinofilms, zumal sie eine differenziertere Sicht auf die Wendezeit in Ost und West ermöglicht. Neben der international konkurrenzfähigen Qualität der Animation beeindruckt sie vor allem durch Realismus und Detailreichtum. Darüber hinaus stellt sie eine gerade heutzutage, da die DDR mehr und mehr verklärt wird, wichtige Aufklärung dar. Dank der Erlebnisse von Fritzis Freundin Sophie, die mit ihrer Mutter in den Westen geflohen ist, bekommt der abstrakte Themenkomplex Flucht und Heimatlosigkeit eine konkrete Dimension. Auf diese Weise gelingt es dem maßgeblich von Ralf Kukula und Matthias Bruhn initiierten und gemeinsam mit Andrea Gentsch sowie Thomas Meyer-Hermann umgesetzten Gesamtpaket, ein wichtiges Kapitel deutsch-deutscher Geschichte verständlich zu erzählen und dabei große Empathie zu wecken; und im besten Fall sogar das Interesse an politischem Engagement.
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