Europa – in Ungleichheit vereint?

Keine Zukunft Europas ohne soziale Gerechtigkeit, keine Reformen ohne Impulse aus Frankreich und Deutschland?

Die Zukunft der Europäischen Union ist gefährdet. Nationalistische und populistische Fliehkräfte drohen nach dem Brexit auch weitere Nationen aus dem Staatenverbund zu lösen, und wirken einer engeren Zusammenarbeit in der Union entgegen. Ursache für den Populismus sind unter anderem die ökonomischen Abstiegsängste breiter Teile der EU-Bevölkerung. Es scheint daher, als könne die EU nur dauerhaft bestehen, wenn sie sich der Frage der sozialen Gerechtigkeit stellt.
In einer Podiumsdiskussion debattieren die renommierten Ökonomen Prof. Friedhelm Hengsbach SJ und Prof. Heiner Flassbeck. Hengsbach sieht in der „marktradikalen Ausrichtung“ der EU eine Abwendung von den Grundsätzen der Europäischen Verträge – Solidarität und Zusammenhalt. Flassbeck mahnt, Deutschland wachse weiterhin auf Kosten von Südeuropa. Beide Ökonomen ziehen unterschiedliche Schlüsse für die besondere Verantwortung Deutschlands in der EU: Eine Stärkung Europas oder die grundsätzliche Infragestellung der EU.

Zur Frage, ob und wie eine neue Bundesregierung den französischen Präsidenten Macron in seinem Impuls für eine Reform der EU unterstützen kann, und wie die Vorschläge der EU-Kommission zu beurteilen sind, spricht Daniel Vernet, ehemaliger Chefredakteur der Tageszeitung Le Monde.

Lösungsansätze und Visionen für die Zukunft Europas mit mehr sozialer Gerechtigkeit bringen der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Dieter Janecek, der langjährige Europaabgeordnete der CSU, Bernd Posselt und die junge Aktivistin Daphne Büllesbach, Gründerin der zivilgesellschaftlichen Bewegung „European Alternatives“ ein.

Diskutiert wird zudem die besondere Rolle der Gewerkschaften: Kämpfen sie gemeinsam für ein soziales Europa oder stehen ihre Mitglieder im Kampf um die Produktionsstandorte großer Konzerne in Konkurrenz zueinander? Dazu spricht IG-Metall-Vorstand Wolfgang Lemb.
Außerdem wird Thema sein, wie die Einschränkung von Lobbyismus die Ungleichheit verringern könnte (Gründer von LobbyControl Ulrich Müller) und welchen Anteil die Steuerflucht an der Ungleichheit in Europa hat (Mauritius Much, Süddeutsche Zeitung-Kernteam der Paradise Papers)

Tagung der Evangelischen Akademie Tutzing vom 19. bis 21.01.2018.
In Kooperation mit den Blättern für deutsche und internationale Politik.

Details zum Programm finden Sie hier.