Am Lebensende: statt Geld lieber eine gute palliative Praxis

Sterben und Altern ist heute zunehmend auch zu einer Frage des Geldes geworden – der mehr oder weniger gerechten Zugänge zu Gesundheitsleistungen und Versorgungsangeboten. Unsere Gesellschaft ordnet die Menschen auch am Lebensende in Klassen ein, so dass wir bei genauer Betrachtung sehen können, wie sich vor unseren Augen ein Mehrklassensterben entwickelt.

In ihrem gemeinsamen Gastbeitrag für den am 30. November 2015 erscheinenden Newsletter der Evangelischen Akademie Tutzing erklären Prof. Dr. Dr. Reimer Gronemeyer (Foto: li.), Professor für Soziologie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen, und Prof. Mag. Dr. Andreas Heller (Foto: re.), Professor  für Palliative Care und OrgansiationsEthik an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, dass es einen anderen Umgang mit dem Lebensende geben muss als den unter rein ökonomischen Interessen vollzogenen Umgang. Die beiden Wissenschaftler warnen vor einem „schleichenden Erosionsprozess“, der dazu führen könne, „Menschen mit Demenz, Schwerkranken, Wachkomapatienten, Würde, Lebenssinn und Lebensrecht abzusprechen.“ Das Sterben darf eben nicht unter den Aspekten einer betriebswirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Kalkulation betrachtet werden und eine neue palliative Praxis darf nicht nur als eine „weitere bezahlte, professionell getragene Dienstleistung“ verstanden werden, so Gronemeyer und Heller. Vielmehr muss die Hospiz- und Palliativversorgung von den Betroffenen her gedacht und entwickelt werden, „für alle, die es brauchen.“

Beide Wissenschaftler plädieren dafür, dass eine neue palliative Praxis „vom Gedanken des ‚Daseins für andere‘ getragen sein muss.“ Gefordert ist eine andere Vernünftigkeit, eine andere Haltung. Es ist „eine Haltung der ‚leeren Hände‘, des ‚offenen Herzens‘, der Bereitschaft zur eigenen Verwundbarkeit“, bekunden Gronemeyer und Heller. Geld darf nicht der letzte wirkliche Sterbebegleiter sein, sondern eine gute palliative Praxis muss dieser trostlosen Grunderfahrung widersprechen. „Darin liegt der tiefe Humanitätscharakter der Idee.“

Die vollständige Gastkolumne von Prof. Dr. Dr. Reimer Gronemeyer und Prof. Mag. Dr. Andreas Heller erhalten Sie beiliegend als pdf-Datei.

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