Fachtag Medizinethik “Ethik in der Klinik”

Fachtag Medizinethik “Ethik in der Klinik”

19. Juli 2016

Inhalt

MEDIZIN IST EINE SOZIALE AUFGABE
                                                                                                            Erich Loewy
Diese Erkenntnis des 2011 verstorbenen Pioniers der modernen Medizinethik gilt heute als akzeptiert. Doch damit fangen manche Probleme erst an! Gerade um ihrer Sozialität willen sind Medizin und Pflege heute eher interdisziplinär und auf Dialog angelegt als noch vor Jahrzehnten. Der Dialog unter den Beteiligten und der Dialog mit den Betroffenen bedürfen jedoch großer Sprach- und noch größerer Zuhörfähigkeit. Die unterschiedlichen Modelle des Verstehens der Disziplinen (ihre Hermeneutik) und das unterschiedliche Deuten von Lebenssituationen
Betroffener und Beteiligter erfordern ein hohes Maß an Empathie und Offenheit. In der Ethik geht es nicht darum, Recht zu haben, sondern miteinander zurecht zu kommen. Ethik und Moral werden nachgerade zu Feinden, wenn Absolutheitsansprüche ins Spiel kommen – so kolportiert es moderne (medizin)ethische Literatur.
Ethik ist eine dialogische Aufgabe, die sich in modernen Kliniken und Krankenhäusern nicht selten in Ethikkomitees oder ethischen Konsultationen manifestiert. Dabei spielen SeelsorgerInnen oft eine wichtige oder gar zentrale Rolle. Ihnen traut man Dialogfähigkeit ebenso zu wie moralische Standfestigkeit. Doch genau da droht auch der o.g. Widerspruch
zwischen Ethik und Moral. Vielleicht hat sich auch deshalb in den letzten Jahren eine eigenständige und emanzipierte Medizinethik rasant und kompetent entwickelt. Kirchliche Vertreter sind nicht mehr die einzigen Ansprechpartner in ethisch-moralischen Fragen, sondern ein Gesprächspartner unter anderen. Sie lernen, nicht nur den Patienten zuzuhören, sondern auch den Mitdiskutanten in der ethischen Reflexion. Sie lösen sich von ihren gelernten moralisch-ethischen Konstrukten, um zu hören und gehört zu werden. Medizinethik ist nicht automatisch identisch mit dem Handwerkszeug klassischer kirchlicher und theologischer Ethik. Es gilt zu lernen und zu üben.
Dazu etablieren wir einen „Fachtag Medizinethik“, zu dem wir künftig regelmäßig einladen. Unter dem Titel „Ethik in der Klinik“ sind in diesem Jahr eingeladen: Haupt- und ehrenamtliche SeelsorgerInnen aus Krankenhäusern, Kliniken (auch Reha) und Ambulanzen; besonders angesprochen: Mitglieder von Ethikkomitees. Inhaltlich geht es um den Dialog verschiedener Ethik-Verständnisse bzw. Ethik-Modelle. Die dabei angewandte Hermeneutik der Beteiligten soll verglichen und sprachfähig aufeinander bezogen werden. Praktische Übungen und Musterfallkonferenzen werden einen Schwerpunkt dieser Tage bilden, theoretische Einführungen und Grundsatzüberlegungen den anderen.

Pfr. Frank Kittelberger, Evangelische Akademie Tutzing
Prof. Dr. theol. habil. Arne Manzeschke, FEAG; Evangelische Hochschule Nürnberg

Tagungs-Programm

Dienstag, 19. Juli 2016
09.00 UhrAnkommen:meet & talk
09.40 UhrBegrüßung und Einführung
Pfr. Frank Kittelberger
10.00 UhrEthisch gut begründet entscheidenEinführung in die kohärentistische Medizinethik (Theorie)
Prof. Dr. med. Georg Marckmann
11.00 UhrEthik in der AnwendungDrei ethische Fallbesprechung (prozedurale Aspekte)
Prof. Dr. med. Georg Marckmann
12.00 UhrDiskussionModeration:
Prof. Dr. theol. habil. Arne Manzeschke
12.30 UhrMittagspause
13.30 UhrFalldiskussion in 3 moderierten Kleingruppen(vorgegebener Übungsfall)
14.30 UhrPause
15.00 UhrDie gegenwärtige medizin- und gesundheitsethische Landschaft(Kurzimpuls)
Dr. theol. habil. Arne Manzescke
15.30 UhrPastoralpsychologische Gemeinsamkeiten zwischen Seelsorge und Ethikberatung(Kurzimpuls)
Pfr. Frank Kittelberger
16.00 UhrSchlussplenum, Ausblick und Verabschiedung
16.30 UhrEnde des Fachtags
09.00 Uhr
Ankommen:meet & talk
09.40 Uhr
Begrüßung und Einführung
Pfr. Frank Kittelberger
10.00 Uhr
Ethisch gut begründet entscheidenEinführung in die kohärentistische Medizinethik (Theorie)
Prof. Dr. med. Georg Marckmann
11.00 Uhr
Ethik in der AnwendungDrei ethische Fallbesprechung (prozedurale Aspekte)
Prof. Dr. med. Georg Marckmann
12.00 Uhr
DiskussionModeration:
Prof. Dr. theol. habil. Arne Manzeschke
12.30 Uhr
Mittagspause
13.30 Uhr
Falldiskussion in 3 moderierten Kleingruppen(vorgegebener Übungsfall)
14.30 Uhr
Pause
15.00 Uhr
Die gegenwärtige medizin- und gesundheitsethische Landschaft(Kurzimpuls)
Dr. theol. habil. Arne Manzescke
15.30 Uhr
Pastoralpsychologische Gemeinsamkeiten zwischen Seelsorge und Ethikberatung(Kurzimpuls)
Pfr. Frank Kittelberger
16.00 Uhr
Schlussplenum, Ausblick und Verabschiedung
16.30 Uhr
Ende des Fachtags

Referierende

TAGUNGSTEAM
HAUPTREFERENT
Prof. Dr. med. Georg Marckmann, MPH, Professor für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin und Vorstand des gleichnamigen Instituts an der LMU München; Präsident der Akademie für Ethik in der Medizin (AEM)

TAGUNGSLEITUNG
Frank Kittelberger, Studienleiter für Ethik in Medizin und Gesundheitswesen, Pastoralpsychologie und Spiritual Care an der Evangelischen Akademie Tutzing
Prof. Dr. theol. habil. Arne Manzeschke, Leiter der Fachstelle für Ethik und Anthropologie im Gesundheitswesen am Institut Technik Theologie Naturwissenschaften an der LMU München; Professur für Anthropologie und Ethik für Gesundheitsberufe an der Evangelischen Hochschule Nürnberg; Forschungsdirektor des Zentrums für Wirtschaftsethik (ZfW), Berlin mit dem Arbeitsschwerpunkt „Ethik und Anthropologie im Gesundheitswesen“
 
KOOPERATIONSPARTNER
Fachstelle für Ethik und Anthropologie im Gesundheitswesen der ELKB am Institut TTN der LMU München (FEAG)

Preise & Informationen

Tagungsort: Evangelische Akademie Tutzing
Teilnehmer: Haupt- und ehrenamtliche SeelsorgerInnen aus Krankenhäusern, Kliniken und Ambulanzen; besonders auch Mitglieder in Ethikkomitees; maximal 40 TeilnehmerInnen (in Reihenfolge der Anmeldungen)
Kosten: Es wird keine Vortragsgebühr erhoben! Für Ehrenamtliche ist dieser Tag komplett kostenfrei. Hauptamtliche MitarbeiterInnen aus der Seelsorge zahlen 30.– € für Tagesverpflegung.
Gäste, die in keinem seelsorgerlichen Dienst der ELKB oder bayerischen Diakonie stehen, zahlen 60.– € für Teilnahme.
Die Tagung wird zu einem erheblichen Teil aus Kirchensteuermitteln finanziert.
Eine Teilnahmebescheinigung wird ausgegeben.
Organisation: Cornelia Spehr, Tel.: 08158 / 251-125; Fax: 0 81 58 99 64 25, Email: spehr@ev-akademie-tutzing.de
Anmeldung: erbitten wir per E-mail. Ihre Anmeldung ist verbindlich, sollten Sie von uns keine Absage erhalten. Bitte Haupt- oder Ehrenamtsfunktion angeben.
Abmeldung: Sollten Sie kurzfristig an der Teilnahme verhindert sein, bitten wir Sie um schriftliche Benachrichtigung.
Verkehrsverbindungen: Für die Planung Ihrer Anreise nutzen Sie bitte das Portal Greenmobility auf unserer Homepage: www.ev-akademie-tutzing.de.
 

Ort & Anreise

Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, Medizinische Fakultät, LMU München
Lessingstr. 2, 80336 München
 
Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
U-Bahn: U1/U2 bis Haltestelle Sendlinger Tor, dann zu Fuß die Nußbaumstraße stadtauswärts gehen (500m), an der Kreuzung halbrechts in die Lessingstraße einbiegen;
oder U3/U6 bis Haltestelle Goetheplatz, dann zu Fuß die Goethestraße stadteinwärts (in nördlicher Richtung) ca. 400 m gehen,
bei der Kreuzung halblinks in die Lessingstraße einbiegen.

Bus: Direkt vor dem Institut ist die Haltestelle des Bus 58 (Haltestelle „Beethovenplatz“)