Pro Asyl-Gründer Jürgen Micksch wird 80

Er ist ein Menschenfreund und sein Wirken lässt sich als Beispiel gelebter Humanität beschreiben. Mit seinem unermüdlichen Einsatz für Flüchtlinge und Migranten hat der Theologe, Soziologe und frühere stellvertretende Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing Dr. Jürgen Micksch Maßstäbe gesetzt. Am 20. Januar wird er 80 Jahre alt.

von Udo Hahn

Zahlreiche Initiativen hat Jürgen Micksch gestartet: unter anderem die Stiftung gegen Rassismus, Pro Asyl, die Münchner Straßenzeitung BISS sowie das Abrahamische Forum. Die Gründungsgeschichten rund um diese und andere Institutionen hat er in dem Band “Wandel durch Kontakte” 2018 (Webversion hier abrufbar) prägnant beschrieben. Das Buch ist ein Manifest der Mitmenschlichkeit. Es zeigt, was tatsächlich möglich ist – und was ein Einzelner bewirken kann – mit vielen, die ihn unterstützen. Entstanden sind die Initiativen aus dem Interesse an einem gelingenden Dialog der Religionen und als Reaktion auf gesellschaftliche Defizite im Umgang mit Obdachlosen und Flüchtlingen sowie im Blick auf die Überwindung von Rassismus und Antisemitismus.

Der in Breslau geborene und in Niederbayern aufgewachsene Micksch studierte in München, Heidelberg, Tübingen und Berlin Philosophie und Theologie, später Soziologie in Erlangen, Nürnberg und Münster. Er war unter anderem Ausländerreferent bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (1974-1984), stellvertretender Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing (1984-1993) und Interkultureller Beauftragter der hessen-nassauischen Kirche (1993-2001). 1980 prägte er den Begriff “multikulturelle Gesellschaft”. Sechs Jahre später gründete er die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl und führte den Vorsitz bis 2012. Von 1994 bis 2017 war er Vorsitzender des Interkulturellen Rates in Deutschland und initiierte die Internationalen Wochen gegen Rassismus, das Abrahamische Forum und das Deutsche Islamforum. Seit 2013 ist er Geschäftsführer des Abrahamischen Forums in Deutschland und seit 2014 geschäftsführender Vorstand der Stiftung gegen Rassismus. Das Abrahamische Forum ist ein im Jahr 2001 gegründeter Zusammenschluss von Juden, Christen und Muslimen.

“Das Miteinander mit Flüchtlingen und Migranten verändert unsere Gesellschaft”, schreibt Micksch in seiner Einführung des Bandes “Wandel durch Kontakte”. Dieser Wandel sei erfolgreich, wenn sich gute Kontakte der Zugewanderten mit der einheimischen Bevölkerung entwickeln. Die von ihm gegründeten interkulturellen sind dafür außerordentlich nützlich. Ein Grund ist auch, dass sie allesamt schon über Jahre und Jahrzehnte aktiv sind. “Sie trugen viel dazu bei, dass in Deutschland insgesamt von einem guten Miteinander gesprochen werden kann”, schreibt Jürgen Micksch. Da ist er zu bescheiden, denn man stelle sich vor, es gäbe sie nicht. “Nach einer mehrjährigen erfolgreichen Arbeit erinnern sich dann sogar Bedenkenträger nicht mehr an die frühere Kritik”, merkt er mit feinem Humor an.

Dass Beharrlichkeit eine Tugend ist, lässt sich an dem Theologen studieren, der die Gabe hat, die Dinge auf den Punkt zu bringen. Ein Beispiel dafür ist der Satz: “Flüchtlinge sind die Botschafter der weltweiten Ungerechtigkeiten.” Obwohl kurz, enthält er doch die ganze Wahrheit. Formuliert hat ihn Jürgen Micksch im Herbst 2015 in einer Tagung der Evangelischen Akademie Tutzing. Damals war die Zuwanderung von Asylsuchenden in zahlreichen Mitgliedstaaten der Europäischen Union stark angestiegen.

Einen Schwerpunkt seiner Arbeit an der Akademie bildete auch die Beschäftigung mit dem Buddhismus. Zweimal war es ihm möglich, 1990 und 1993, den Dalai Lama im Schloss Tutzing zu empfangen. Die Worte, die der Friedensnobelpreisträger damals fand, lesen sich wie eine Beschreibung der Haltung Jürgen Mickschs: “Nur wenn es gelingt, eine Welt zu schaffen, in der alle zu essen und Platz zum Leben haben, in der alle Menschen mit allen in Frieden leben können, gibt es eine Chance, die sonst drohende Katastrophe zu verhindern.”

Wir gratulieren dem Menschenfreund Jürgen Micksch zum 80. Geburtstag und freuen uns auf kommende Begegnungen in seiner Denkwerkstatt!

Der Autor leitet die Evangelische Akademie Tutzing.

Hinweis:
“Wandel durch Kontakte” (136 Seiten) ist zum Preis von 10 Euro über die Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus (
info@stiftung-gegen-rassismus.de) erhältlich (7 Euro davon sind für die Arbeit der Stiftung gegen Rassismus).

Bild: Dr. Jürgen Micksch während der Tagung “Auf der Flucht” am 28.11.2015 in Tutzing (Foto: Haist/eat archiv)

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