ARD-alpha sendet Jahresempfang der Evangelischen Akademie Tutzing

Zum Jahresempfang der Evangelischen Akademie Tutzing, am 19. Januar 2017, waren auch in diesem Jahr wieder mehr als 400 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Medien und Kirche im Schloss Tutzing erschienen.

In seinem Festvortrag hob Bundespräsident Joachim Gauck hervor, dass „die Demokratie und eine offene Gesellschaft von dem kontroversen Gespräch leben“. Die zunehmende innenpolitische Polarisierung führe zu einer „Verrohung von Sprache“ und der „Erosion von Diskussionskultur“. Damit gehe auch eine zunehmende Fragmentierung des gesellschaftlichen Diskurses einher.

Der Qualitätsjournalismus ist Gauck zufolge wichtiger denn je in einer schnelllebigen Zeit. Es habe zwar auch bei diesen Medien Fehlentwicklungen und Versäumnisse gegeben, die eine selbstkritische Debatte innerhalb der Medien erzeugt hätten. Daraus aber abzuleiten, die traditionellen Medien seien eine „Lügenpresse“, sei eine „groteske Überzeichnung“ und selbst schon politische Propaganda, sagte Gauck.

In der anschließenden Diskussionsrunde mit dem Bundespräsidenten bekundete der Münchner Medienwissenschaftler Professor Carsten Reinemann, „dass das Vertrauen in die etablierten Medien in der Mitte der Gesellschaft gar nicht so stark abgenommen hat, wie wir es im Sog der aktuellen Berichte oft denken.“

Für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern sprach Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ein Grußwort. Darin zeigte er sich besorgt über ein wachsendes „Klima von Abwertung und Diffamierung“. Ein solches Klima habe viele Menschen im US-amerikanischen Wahlkampf befremdet und drohe sich nun auch hierzulande auszubreiten. „Die Kübel von Hass und Verächtlichkeit, die täglich in den Internetforen ausgeschüttet werden, sind so unübersehbar geworden, dass auch ein bloßes Wegklicken nicht mehr reicht“, kritisierte der evangelische Theologe. Inzwischen sieht Bedford-Strohm die Diskurskultur in Deutschland in Gefahr: „Ja, diese einzigartige Diskussionskultur, die uns so gut getan hat, die unser Land stark gemacht hat und auch liebenswert gemacht hat, ist gefährdet.“

An die Gründung der Akademie vor 70 Jahren erinnerte der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) in seinem Grußwort. Die Akademie sei in christlicher Verantwortung ein Ort der Achtung und Toleranz sowie der kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen Herausforderungen. Neben Wissen vermittele sie Haltungen, die unverzichtbar für eine humane Gesellschaft seien.

Auch Akademiedirektor Udo Hahn erinnerte in seiner Begrüßungsansprache an das nunmehr 70-jährige Bestehen der Akademie. Sie sei in all diesen Jahren zu einer „Institution und Marke mit bundesweiter Ausstrahlung“ geworden. Die Akademie habe den unverwechselbaren Auftrag, „aus christlicher Sicht Themen der Gestaltung von Welt und Gesellschaft aufzugreifen“. Dazu gehöre auch die Aufgabe, dass die „Denkwerkstatt“ künftig ein Begegnungs- und Kompetenzzentrum für die digitale Welt werde.

Der Jahresempfang wird am Samstag, den 25. Februar 2017, um 22.30 Uhr in der Reihe “Denkzeit” auf ARD-Alpha gesendet. Die Sendung ist nach ihrer Ausstrahlung in der Mediathek des BR abrufbar.

Die Grußworte sowie den Festvortrag von Bundespräsident Joachim Gauck finden Sie -> hier.

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