Akademiedirektor interpretiert bekannten Bonhoeffer-Text

Es ist das letzte erhaltene Dokument von Dietrich Bonhoeffer, dem wohl bedeutendsten evangelischen Theologen des 20. Jahrhunderts. Und es ist zugleich sein bekanntestes und populärstes: Das Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ – sein geistliches Vermächtnis. Der Schluss seines Briefes an seine Verlobte Maria von Wedemeyer vom 19. Dezember 1944 ist ein Gebet, das schon vielen Menschen Trost inmitten der Ungewissheiten des Lebens spendete.

Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing, hat unter dem Titel „Dietrich Bonhoeffer  – Von guten Mächten wunderbar geborgen“ (Butzon & Bercker, Kevelaer 2016, 48 Seiten, 9,95 Euro) interpretiert. Was ihn an dem Theologen fasziniert? Im Vorwort schreibt Hahn: „Bonhoeffer wurde nur 39 Jahre alt. Siebzehn Bände umfasst sein Gesamtwerk. Wer sich mit ihm befasst, begegnet einem Wissenschaftler, Prediger, Seelsorger, Dichter – einem Menschen, einem Zeitzeugen und Zeitgenossen, der beglückende Höhenflüge erlebt und schrecklichste Situationen der Verzweiflung bis zum Tod am Galgen erlitt. Der das Leben liebte und in den Krisen seiner Zeit nach Gott fragte, nach der Botschaft der Bibel für den Einzelnen wie für die Gesellschaft.“ Die Beschäftigung mit Dietrich Bonhoeffer lohne sich, weil er uns in seinen Ängsten und Hoffnungen nahe komme, seine Sprache verständlich und seine Bilder eingängig seien und er um glaubwürdige Antworten ringe.

Das schönste Kompliment zu seiner Bonhoeffer-Interpretation habe er von einer Leserin erhalten, die schrieb: „Ihre Deutungen lassen Raum zum Weiterdenken, und – was mir ganz wichtig erscheint – es gibt keine Patentlösung für Grenzsituationen, es gibt aber immer den Hinweis auf die Hoffnung, die dem Menschen als eine Art innerer Kompass zur Verfügung steht und die in Verbindung mit Glaube und Liebe dazu führen kann, dass Verzweiflung tatsächlich überwunden werden kann.“

Udo Hahn ist Autor und Herausgeber zahlreicher religiöser Sachbücher und spiritueller Texte. Zuletzt ist von ihm der Band „Sinn suchen – Sinn finden. Was ist Logotherapie?“ (Topos plus Verlagsgemeinschaft, Kevelaer, 110 Seiten, 8,95 Euro) erschienen, in dem er sich mit dem Viktor E. Frankl auseinandersetzt.

Foto: Akademiedirektor Udo Hahn (© ma / EAT-Archiv)

Tags: