Hildegard-Hamm-Brücher zum 95. Geburtstag

Am Mittwoch, den 11. Mai 2016, feiert Hildegard Hamm-Brücher, Münchens große Liberale und Grande Dame der FDP, ihren 95. Geburtstag.

Hamm-Brücher gehört einer Politiker-Generation an, die es heute kaum mehr gibt. Geboren 1921 in Essen, aufgewachsen in Berlin. Mit zehn Jahren verlor sie die Eltern, lebte bei der Oma in Dresden. Mit 15 erfuhr die preußische Protestantin, dass sie nach den Rassegesetzen der Nazis „Halbjüdin“ ist. In Konstanz absolvierte sie das Abitur und studierte danach Chemie.

1948 zog die promovierte Chemikerin als Rathaus-Jüngste für die FDP ins Münchner Stadtparlament ein. Über Jahrzehnte prägte sie die Politik der Liberalen, etwa als Bundestagsabgeordnete und Staatsministerin im Auswärtigen Amt unter Hans-Dietrich Genscher.

Als Hamm-Brücher 1994 für das Bundespräsidentenamt kandidierte, blieb ihr der Erfolg versagt – Unions-Kandidat Roman Herzog wurde Staatsoberhaupt.

Nach 50 Jahren Mitgliedschaft gab Hamm-Brücher 2002 schließlich ihr Parteibuch ab. Auslöser waren antiisraelische Äußerungen des inzwischen gestorbenen Partei-Vizes Jürgen Möllemann.

Der Arbeit der Evangelischen Akademie Tutzing fühlt sich die FDP-Politikerin seit fast 60 Jahren eng verbunden. Bereits 1957 referierte sie auf der Sommertagung des Politischen Clubs über „Das Wesen der Koalition“. Ein besonderer Coup gelang Hamm-Brücher 1978 als sie in ihrer Funktion als Vorsitzende der renommierten „Stiftung Theodor-Heuss-Preis“ die vier obersten Repräsentanten der Bundesrepublik Deutschland zu einem Gespräch mit den Bürgern nach Tutzing eingeladen hatte: Bundesverfassungsgerichtspräsident Ernst Benda, Bundespräsident Walter Scheel, Bundeskanzler Helmut Schmidt und Bundestagspräsident Karl Carstens. So mancher Tageszeitung war das eine Sonderseite wert und der ARD eine Top-Meldung in der Tagesschau.

Im Jahr 1982 führte die Akademie das „II. Internationale Kolloquium zu Fragen der Abrüstung“ durch, an dem sich insbesondere hochrangige Vertreter der UdSSR und des ZK der KPdSU sowie der USA beteiligten. Die Deutsche Bundesregierung wurde von Staatsministerin Hildegard Hamm-Brücher am Starnberger See vertreten.

Ein weiteres internationales Ereignis in der Akademiegeschichte stellte das Jahr 1990 dar. Auf einer Sondertagung galt es, ein tragfähiges Konzept für die Deutsche Einheit zu entwickeln. Neben Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher, Bundespräsident Richard von Weizsäcker und dem SPD-Ehrenvorsitzenden Bundeskanzler a.D. Willy Brandt war vor allem die FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher daran beteiligt.

In den Folgejahren engagierte sich die FDP-Politikerin immer wieder einmal auf den Tagungen des Politischen Clubs, der ihr als „Pflegestätte der politischen Kultur“ galt. So diskutierte sie beispielsweise 1999 zusammen mit Reinhard Höppner (Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt), Michael Glos (Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag) und Wolfgang Hoderlein (Generalsekretär der bayerischen SPD) über die Frage, ob „50 Jahre Bundesrepublick – Eine Erfolgsgeschichte?“ sei.

Für ihre Verbundenheit zur Akademie und für ihr vielfältiges Engagement im Politischen Club wurde Hildegard Hamm-Brücher 2001 mit dem „Tutzinger Löwen“ im Rahmen der Tagung „Für Demokratie bürgen“ ausgezeichnet. An der Tagung nahmen u.a. Jutta Limbach (Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts), Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, MdB, (Landesvorsitzende der FDP in Bayern), Burkhard Hirsch (Vizepräsident des Deutschen Bundestages a.D.), Richard von Weizsäcker (Bundespräsident a.D.), Ludwig Stiegler (Stellv. Vorsitzender der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag), Kerstin Müller (Vorsitzende der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag), sowie Wolfgang Gerhardt (Vorsitzender der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag), und Ludwig T. Heuss (stellv. Vorsitzender der Theodor-Heuss-Stiftung) teil.

Die Evangelische Akademie Tutzing wünscht Dr. Hildegard Hamm-Brücher zu ihrem 95. Geburtstag alles erdenklich Gute und Gottes Segen.

(Axel Schwanebeck)

Für ihre Verbundenheit zur Akademie und für ihr vielfältiges Engagement im Politischen Club wurde Hildegard Hamm-Brücher 2001 mit dem „Tutzinger Löwen“ im Rahmen der Tagung „Für Demokratie bürgen“ ausgezeichnet.

(Foto: Schwanebeck)

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